Honor Harrington: Im Donner der Schlacht: Roman (German Edition)
verstehen geben, welche Vielzahl von Emotionen ihn im Augenblick plagten.
Vor allem nicht angesichts des größten Einsatzes in der achthundertjährigen Geschichte der Solarian League Navy.
»Also gut«, sagte Filareta, als er sich sicher war, seinen Zorn im Griff zu haben, »da wir nun einmal hier festsitzen und Däumchen drehen, bis die sich dazu herablassen, hier aufzutauchen, können wir uns genauso gut die Ergebnisse des gestrigen Manövers anschauen.« Über seine Schulter hinweg blickte er zu Admiral William Daniels hinüber, seinem Operationsoffizier. »Am besten, Sie fangen an, Bill.«
»Jawohl, Sir.«
Daniels, ein Mann mit braunen Haaren und ebensolchen Augen, stand fast ebenso lang wie Burrows in Filaretas Diensten. Er war allerdings nicht annähernd so gut darin, seinen Admiral in die gewünschte Richtung zu manövrieren wie der Stabschef. Deswegen war ihm seine Erleichterung über den Themenwechsel deutlich anzumerken. Endlich war das Endlos-Thema, die Verspätung der Munitionsschiffe, vom Tisch.
»Zuerst möchte ich bemerken, Sir«, begann er, »dass Admiral Havertys Kampfverband sich bei der Raketenabwehr außerordentlich gut geschlagen hat. Wir alle wissen, dass der Flottennachrichtendienst derzeit der Ansicht ist, die geheimnisvollen Angreifer, die das Heimatsystem der Mantys praktisch dem Erdboden gleichgemacht haben, müssten auch in Manticores Raketenschirm ein gewaltiges Loch gerissen haben. Wir hoffen zwar alle darauf, aber falls dem doch nicht so sein sollte, dann werden wir ganz genau die Art Leistungen brauchen, die Havertys Leute gestern an den Tag gelegt haben. Vor allem«, Daniels aktivierte seinen schon vorbereiteten Bericht, und das Zeitlupen-Hologramm eines detaillierten taktischen Plots erschien über dem Konferenztisch des Besprechungsraums, »möchte ich die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf diese Raketensalve hier lenken.« Mehrere Raketen-Icons auf dem Plot blinkten nun scharlachrot. »Wie Sie sehen, haben wir die Simulationsparameter so eingestellt, dass sie den gesteigerten Manty-Reichweiten entsprechen, von denen man uns berichtet hat. Natürlich wissen wir derzeit noch nicht, ob diese Berichte der Wahrheit entsprechen. Aber bei der jüngsten Simulation sind wir von einer um fünfzig Prozent gesteigerten Reichweite unter Antrieb ausgegangen. Bitte beachten Sie, dass wir niemanden im Vorfeld über diese Veränderung informiert haben! Aber wenn Sie sich jetzt bitte ansehen wollen, was geschieht, nachdem Admiral Havertys Kampfverband die Raketen geortet hat!« Daniels gab einen Befehl ein, und die Raketen-Icons wanderten stetig über den holographischen Plot. »Sie werden bemerken, dass trotzdem …«
»Was halten Sie von Daniels Analyse? Ich meine jetzt vor allem bezüglich Havertys Vorgehensweise?«, wandte sich Filareta mehrere Stunden später an Burrows.
Gemeinsam saßen sie in Filaretas Salon, der in der Mitte der weitläufigen Kabine eine Oase der Zivilisation darstellte. Vor ihnen auf dem Tisch standen noch die Überreste eines opulenten Abendessens. Burrows war stets aufs Neue erstaunt, welche Mengen Filareta verdrücken konnte, ohne auch nur ein einziges Gramm zuzunehmen. Natürlich trieb der Flottenadmiral regelmäßig Sport. Darüber hinaus hatte er auch noch andere kalorienverbrennende Interessen.
»Er hat den Nagel ziemlich genau auf den Kopf getroffen, Sir.« Der Stabschef nahm einen Schluck Wein. »Wahrscheinlich werden wir die Simulator-Parameter noch weiter ausdehnen müssen – was das angeht, gebe ich Ihnen voll und ganz recht. Aber bezüglich dessen, was Haverty im Rahmen der derzeitigen Parameter unternommen hat, war Daniels’ Analyse zutreffend. Ich frage mich allerdings immer noch, wie weit wir es noch treiben wollen, was den Reichweitenvorteil der Manticoraner in der Simulation angeht.«
Filareta ging durch den Kopf, dass wohl nicht allzu viele Offiziere das derart offen ausgesprochen hätten. Aber Burrows’ Einwand besaß schließlich Hand und Fuß. Billigten sie im Rahmen der Simulationen der Royal Manticoran Navy derart extreme Reichweiten zu, wie es nach den vorliegenden Berichten erforderlich wäre, würden sie damit nur die Moral der Truppe untergraben.
Und wenn diese Dreckskerle tatsächlich einen derartigen Reichweitenvorteil haben – und dabei auch noch so eine Treffgenauigkeit hinbekommen –, hat es sowieso keinen Sinn, unsere Leute zu drillen. Dann sind wir ohnehin erledigt, ganz egal, was wir machen!
Diesen Gedanken wollte
Weitere Kostenlose Bücher