Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen
der
diese, in seinen Augen ungerechte, Geldverschwendung nicht einsieht.
„Aber das ist
ja unverschämt.“
„Wo gibt’s
denn so was?“
„Also, das
Serviceentgelt müsste doch im Preis inbegriffen sein!“
„Das wäre in
Deutschland einfach undenkbar. Zustände sind das... !“
Tatsache ist:
In den USA sind die Beschäftigten der Dienstleistungsbranchen vom Tip abhängig.
Dazu gehören auch Zimmermädchen, Taxi- und Busfahrer und nicht zuletzt die
Reiseleiter. Der Tip ist für diese Berufsgruppen wesentlicher Teil der
Entlohnung. Und da sind wir gleich wieder beim Thema. Andere Länder – andere
Sitten. Auch wenn dem Gast nicht jede Sitte gefällt, muss er wohl oder übel für
die Dauer seines Aufenthalts in den sauren Apfel beißen, will er peinliche
Situationen vermeiden. Es gibt nichts Unangenehmeres, als vom Restaurantchef
oder dem Kellner selbst beim Verlassen des Lokals verfolgt zu werden, mit der
dringlichen Bitte, die Summe des Tips noch einmal zu überdenken. Aber die
Deutschen sind bei Weitem nicht die ärgsten Trinkgeldbösewichte. Australier
haben da noch weniger Hemmungen. Zu Beginn meiner Reiseleiterkarriere durfte
ich eine Gruppe Profifußballer aus Melbourne zehn Tage durch den Westen führen.
Obwohl in ihren Reiseunterlagen ganz deutlich vermerkt, ignorierten die Kicker
die Aufforderung, am Ende der Fahrt ein Trinkgeld zu geben, elegant. Der
Kapitän der Truppe überreichte mir lediglich ein Trikothemd der Mannschaft und
gab dem Busfahrer ein gelbes Schild, auf dem stand: Kangaroos next 4 km.
Rührend wirklich, aber davon können wir unsere Miete definitiv nicht bezahlen.
Eines muss man
den Deutschen allerdings lassen, wenn’s ums Thema Speisen geht. Sie beherrschen
eine Kunst, die für viele Amerikaner ein lebenslanges Rätsel bleiben wird. Die
Kunst, mit Messer und Gabel zu essen - und zwar gleichzeitig. Ich werde von
meinen amerikanischen Freunden oft bewundert, wie ich es meistere, mein Essen
galant zu zerteilen, es anschließend mit dem Messer auf die Gabel zu schieben und
diese dann auch noch unfallfrei mit der linken Hand zum Mund zu führen. Der
Durchschnittsamerikaner bekommt diese Art von Tischmanieren von seinen Eltern
nicht vermittelt. Da wird alles auf dem Teller zerhackt, die Gabel wie eine
Schippe in die rechte Hand genommen und – wie soll ich sagen – lustig drauf los
geschaufelt. Es fällt auch gern mal etwas daneben. Selbst in den feinsten
Restaurants ist diese Untugend mitunter zu beobachten und löst bei Europäern
nicht selten Entsetzen aus.
Ein weiteres
Thema, das ich den Reiseteilnehmern an diesem Tag der Tour nahe bringe, ist das
Thema „Persönliche Hygiene“. Es hat Jahre gedauert, bis ich zum ersten Mal
wagte, diese doch sehr sensible Angelegenheit vor einer Gruppe anzuschneiden.
Durch etliche schlechte Erfahrungen habe ich inzwischen eines gelernt: Es ist
ganz einfach besser, das Kind beim Namen zu nennen, als permanent mit einer
Dose Raumspray durch den Bus fegen zu müssen. Inzwischen nehme ich dabei auch
kein Blatt mehr vor den Mund.
„Liebe Gäste.
Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Die Schlechte zuerst.
Wir werden auf dieser Reise durch sehr heiße Gebiete fahren und es wird sich
nicht vermeiden lassen, dass wir dabei ordentlich ins Schwitzen kommen. Die
Gute Nachricht: Jedes Hotelzimmer verfügt über ein privates Bad mit Dusche. Ich
möchte Sie daher herzlich bitten, von dieser Einrichtung mindestens einmal
täglich Gebrauch zu machen, auch wenn es nicht ihrem heimatlichen Ritual
entspricht. So ist für alle garantiert, dass wir uns auch in vierzehn Tagen
noch immer gut riechen können.“
Natürlich, und
das will ich hier betonen, ist es für den Großteil meiner Gäste völlig
selbstverständlich, sich jeden Tag zu waschen und nicht zwei Wochen lang in ein
und demselben Outfit durch die Lande zu ziehen. Aber es erstaunt mich stets,
wie ich in jeder Saison ein paar Pappenheimer dabei habe, die nach der Devise
reisen: Wasser sparen um jeden Preis. Hauptsache die Anderen stinken nicht.
Vor nicht
allzu langer Zeit hatte ich einen besonders krassen Fall, der unter die Rubrik
„Körper- und Textilpflege“ einzuordnen wäre. Es handelt sich um ein Ehepaar,
dessen Namen ich an dieser Stelle nur ungern nennen möchte. Aus diesem Grund
werde ich sie hier der Einfachheit halber als Familie Riechenberger betiteln.
Nach der Landung in Los Angeles hatte das etwas verzottelte Pärchen mittleren
Alters ein Problem: Der Koffer war
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