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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
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jedoch immens. Anscheinend
hatten die Riechenbergers von vornherein nicht allzu viele Outfitwechsel
eingeplant. Ich ließ den Portier bei den Stinkern anrufen, damit durch lautes
Klopfen an deren Tür nicht auch noch andere Gäste geweckt würden.
    „Hallo“,
flüsterte ich, als Herr Riechenberger die Tür einen Spalt weit öffnete.
    Freudig
reichte ich ihm den Koffer. Doch anstatt sich zu bedanken, schlug er mir
wortlos die Tür vor der Nase zu. Ich hob die Schultern und kehrte zurück in
mein Zimmer. Die Nacht war dahin. Ich fand keinen Schlaf mehr. Als ich einige
Stunden später meine Gäste vor dem Frühstückraum des Hotels begrüßte, traute
ich meinen Augen nicht. Gemächlich kamen die Stinker über den Parkplatz
geschlendert – noch immer in ihren alten Outfits. Es war an der Zeit, etwas zu
unternehmen. Ich durfte und wollte die Sympathien der anderen Leute nicht aufs
Spiel setzen. Also bat ich das Ehepaar um eine kurze Unterredung. Dabei hatte
ich Mühe, meinen Ekel zu unterdrücken. Nach einer weiteren Nacht ohne
Körperpflege dufteten die beiden inzwischen wie zwei tote Lachsforellen nach
einem Sonnenbad.
    „Ich möchte
ihnen wirklich nicht zu nahe treten, aber es gibt im Leben jedes Reiseleiters
einen Punkt, an dem er die Interessen der Gruppe vertreten muss.“ Die ganze
Angelegenheit war mir unsagbar peinlich. „Ich weiß nicht, wie ich mich
ausdrücken soll, ohne Sie zu verletzen. Ich sag’s einfach mal so: Bisher hatten
alle Gäste Verständnis für ihre Lage. Ohne Gepäck zu reisen ist sicher nicht
angenehm. Aber nun, da ihr Koffer angekommen ist, wäre es doch aus Rücksicht
gegenüber den Mitreisenden angebracht, sich nach drei Tagen und Nächten
zumindest einmal umzuziehen.“ Puh. Geschafft!
    Frau
Riechenberger holte tief Luft.
    „Was bilden
Sie sich eigentlich ein? Erst verschlampen Sie unser Gepäck und dann müssen wir
uns auch noch von Ihnen beleidigen lassen. Außerdem hatten wir ja nicht mal
Zeit den Koffer zu öffnen.“
    Ich blickte
auf meine Armbanduhr.
    „Immerhin
hatten Sie knappe sechs Stunden.“
    „Und wann,
bitteschön, sollen wir Ihrer Meinung nach schlafen?“
    Unfassbar!
Einige der anderen Gäste spitzten bereits die Ohren. Ich war mit meinem Latein
am Ende. Mit Freundlichkeit konnte ich hier absolut nichts erreichen.
    „Wir haben
heute eine sehr lange Fahrt vor uns.“ Ich sah den Riechenbergers abwechselnd in
die Augen. „Deshalb bitte Sie inständig, noch einmal ihr Zimmer aufzusuchen und
sich frisch zu machen. Ansonsten bleibt ihnen nur die Entscheidung, die Reise
hier und jetzt abzubrechen.“
    Das saß. Mit
dieser Art von Autorität hatte das Paar offenbar nicht gerechnet. Ich hingegen
war nicht sicher, ob ich mich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, denn
eigentlich ist es meine Pflicht, mich zuerst mit dem Agenturchef in Los Angeles
abzustimmen, bevor ich irgendwelche Gäste ihrem Schicksal überlasse. Ich hoffte
inständig, dass sich die Zottel für eine Dusche und ein paar frische T-Shirts
entscheiden würden.
    „Das werden
Sie büßen. Wir nehmen uns einen Anwalt. Wenn Sie glauben, Sie könnten...“ Herr
Riechenberger fasste seiner Gattin unter den Arm.
    „Ganz ruhig,
Schätzchen. Das regeln wir später.“ Wortlos zog das Ehepaar zurück zum
Zimmertrakt. Ich wählte umgehend die Nummer der Agentur in Los Angeles und war
erleichtert, als ich von dort Rückendeckung bekam. Die Spannung stieg. Würden
die Zottel ihre Reise abbrechen oder würden sie sich waschen?
    Pünktlich zur
Abfahrt erschien das Ehepaar frisch gestriegelt am Bus. Die anderen Gäste
ließen es sich nicht nehmen, die Riechenbergers mit einer Runde Applaus zu
begrüßen. Denen wiederum schien das Geklatsche nicht einmal unangenehm zu sein.
Einer der Mitreisenden ging sogar noch einen Schritt weiter. Nach einem Stopp
in der Wüste überreichte er Frau Riechenberger eine Packung „Rei in der Tube“.
Er hatte wohl Angst, sie könnten die alten Klamotten am nächsten Tag
ungewaschen wieder anziehen. Die restliche Reise verlief überraschend
friedlich, wenn auch nicht einhundert Prozent geruchsfrei. Bis heute ist keine
Beschwerde von Seiten der Riechenbergers beim Veranstalter eingegangen.

04 Von San Diego nach
Phoenix - Die Sache mit dem Summen
     
    Wir
verließen San Diego am frühen Vormittag bei 16 Grad Celsius und dichtem Nebel.
Das Ziel der Tagesetappe: die Millionenstadt Phoenix in der Sonora-Wüste
Arizonas. Dort waren die zu erwartenden Temperaturen etwa 25 Grad höher als

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