Horasia (German Edition)
bewusst, was das ist oder hast du es willkürlich bestellt?"
"Natürlich weiß ich, was Nnarg-Greo ist. Der Name kommt vom altchunarischen Nnarg , einem anderen Wort für die Tierart Villoproboscos, und Greon , was blutig bedeutet. Ein nur teilweise durchgebratenes, leicht blutiges Stück vom Villoproboscos, meistens gewürzt. Ich habe auch Ahnung von Sachen, die sich abseits des Festlandes abspielen."
Ausgrym schwieg und wandte sich an die anderen.
Calan bestellte ein Filet vom Yugarv-Fisch und Gilran das Hjualu, was die Übrigen sehr verwunderte. Zuletzt orderte Ausgrym einen XXL-Gerulobraten.
Als der Kellner mit der Bestellung gegangen war, fragte Calan Rehson: "Was ist überhaupt dieses Villoproboscos, das du bestellt hast? Davon habe ich bisher noch nichts gehört."
Vielen Dank, jetzt kommt wieder ein ewiger Monolog , teilte Sina ihm telepathisch mit.
An den Mienen der anderen konnte er ablesen, dass sie Ähnliches dachten.
"Kommt es mir nur so vor, oder kennst du kaum eine Tierart, die mehr als vierzig Meter von Savigna entfernt lebt?", fragte Rehson. "Der Villoproboscos ist eine Art von Meeressäugetier, am nächsten verwandt mit den Robben. Im Gegensatz zu ihnen besitzt er allerdings schon richtige Flossen und kommt nur sehr selten an Land.
Die Viecher haben lange, zottige, weiße Haare und einen Rüssel, mit dem sie Kleinstlebewesen am Boden fressen. Die Jagd auf sie ist verboten, allerdings züchten manche sie in Farmen. Das Fleisch ist recht teuer, aber sehr wohlschmeckend. Das ist der Vorteil, wenn Tar-Urth die Mission finanziert. Man kann sich das beste Essen in Restaurants leisten. Ich lebe gern auf Kosten anderer."
"Ja, ein richtiger Blutsauger", meinte Gilran. "Ist das der Grund, warum du dir das blutigste Gericht auf der Karte bestellt hast?"
"Und als nächstes verwandle ich mich noch in eine Fledermaus", sagte Rehson ironisch.
"Die richtige Hautfarbe hast du schon mal", warf Sina ein und lachte.
"Meine natürliche Blässe hat nichts mit Vampirismus zu tun. Das ist eine Pigmentstörung, die ich seit meiner Geburt habe. Ähnlich wie Albinismus, aber wirkt sich nicht auf die Augen aus. Daher sind die natürlich gelb. Und solltet ihr mich irgendwann einmal darauf ansprechen wollen, verwendet den Ausdruck minimalpigmentiert . Nur das ist politisch korrekt. Es ist halt nicht jede Pigmentstörung so schön anzuschauen wie die Aureodermie von Sina."
"Du bist der erste, der mich mit dem Fachausdruck darauf anspricht“, antwortete diese. „Die meisten denken, die goldenen Streifen wären Make-Up."
"Ich habe ehrlich gesagt nie wirklich darüber nachgedacht", gab Calan zu.
"Ich weiß", sagte sie trocken.
"Wollen wir uns jetzt die ganze Zeit über diese und jene Pigmentstörungen unterhalten?", fragte Gilran leicht genervt. "Sonst zaubere ich mir irgendwas auf die Haut und halte einen Vortrag darüber."
"Ich wette, das kannst du nicht so gut wie ich", sagte Rehson. "Außerdem diskriminierst du mich wegen meiner Hautfarbe."
"Ich diskriminiere hier niemanden!"
"Mich ödet das Gespräch hier auch langsam an", mischte Ausgrym sich ein. "Ihr gehört hier alle zu einer Minderheit. Ob als grünhäutig, als Reptilien oder als Lungenatmer."
"Ich finde auch, wir sollten unsere Gespräche lieber auf die Mission konzentrieren", sagte Sina.
"Wie recht du doch hast", antwortete Ausgrym. "Wann kommt das Essen?"
"Ich frag kurz den Koch", sagte Sina und schloss die Augen.
Dann meinte sie: "Er ist gerade dabei, Rehsons Nnarg-Greo zuzubereiten und fragt sich, ob er es noch mehr würzen soll."
"Ich will auch Gedanken lesen können", jammerte Calan. "Das einzige, das ich weiß ist, dass es nichts Magisches in der Küche gibt."
Ausgrym schnaubte. "Was soll ich denn sagen? Ich bin hier der einzige ohne irgendwelche besonderen Fähigkeiten. Selbst Rehson hat seine chemisch verbesserten Reflexe."
"Wenn es dich tröstet: Ich würde lieber unter Wasser atmen können, als magische Energie zu spüren."
Gilran schaute auf. "Ah, da kommt unser Essen!"
"Rein physikalisch gesehen kommt es nicht, sondern wird von einem Kellner getragen", merkte Rehson an.
Besagter Kellner stellte das Essen auf den Tisch und verschwand wieder in die Küche.
"Jetzt will ich mal sehen, wie du das isst", sagte Ausgrym und sah auf Gilrans Teller, auf dem eine komplette Riesenmeerassel lag. "Soll ich dir mit meinen Tentakeln helfen und dir den Panzer öffnen?"
"Nicht nötig. Ich schaff das schon." Er zeigte mit der Hand auf die Assel
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