Hordubal (German Edition)
Peitsche über den Rücken der Pferde. Na, na, langsam, es ist nicht so eilig.
»Eh du«, sagt Juraj unzufrieden, »warum zerrst du die Pferde so an der Schnauze? Du siehst, wie sie mit den Lefzen mahlen, es tut ihnen weh.«
Stefan wendet sich um und grinst. »Das muß man, Herr«, sagt er. »Damit sie den Kopf hochtragen.«
»Und wozu«, wendet Hordubal ein. »Laß sie den Kopf tragen, wie er ihnen gewachsen ist.«
»Das wird gut bezahlt, Herr«, erklärt Stefan. »Jeder Käufer schaut nach, ob das Pferd den Kopf hochträgt. Seht doch, Herr, seht, jetzt laufen sie gut: auf den Hinterbeinen und mit den vorderen scharren sie nur den Boden. C-c.«
»Hetze sie nicht so!« ruft Hordubal.
»Sie lernen laufen«, sagt Manya gleichgültig. »Laßt sie lernen. Was soll einem ein langsames Pferd, Herr?«
Ob Stefan Polana auch immer so fährt? sinnt Hordubal nach. Der ganze Ort dreht sich nach ihnen um: da fährt Hordubals Weib, nun ja, wie eine Gutsherrin; verschränkt die Arme und fährt dahin. Und warum sollte sie nicht stolz sein? denkt Juraj. Gottlob, sie ist anders als andere Weibsbilder, hart und aufrecht wie eine Säule; sie hat den Gutshof wie ein Kastell hergerichtet, siebentausend hat sie für ein Paar Pferde gelöst, nun denn, sie hat schon, warum den Kopf hoch zu tragen. Das macht sich gut bezahlt, Bruderherz.
»Also da ist die Ebene«, zeigt Stefan mit der Peitsche. »Bis zu den Akazien dort gehört sie der Bäuerin.«
Hordubal klettert wie zerbrochen vom Wagen herunter. Hast mich gut durchgerüttelt, du Teufel. Also das ist die Ebene; wahrhaftig, Gras bis zur Hüfte, aber trocken und hart – sag nicht, es sei Rübenboden, das ist Steppe. Manya kratzt sich im Nacken. »Wenn man noch bis dorthin Land zukauft, Herr, dreißig Pferde könnte man hier weiden.«
»Na – a«, wendet Hordubal ein, »mästen werden sie sich hier nicht gerade.«
»Wieso mästen?« Manya verzieht das Gesicht. »Ein Pferd soll trocken sein, Herr. Oder wollt Ihr die Pferde für den Metzger füttern?«
Hordubal antwortet nicht, geht zu den Pferden und tätschelt ihnen die Stirnen. »Nono – no, Kleiner, nur keine Angst, bist ein Prachtkerl. Was, du spitzt die Ohren? Ach, du bist klug! Was scharrst du, was möchtest du?«
Stefan spannt die Pferde aus, richtet sich auf und sagt mit einer gewissen Schärfe: »Nicht mit den Pferden reden, Herr. Sie werden verweichlicht.«
Hordubal wendet sich heftig nach ihm um: was spielt du dich auf den Gazda auf? Ach was, das tut er wohl nur so, damit sich die Pferde nicht an mich gewöhnen. Und ich werde mich dir nicht in deine Pferde hereinmengen, du Esel; na, na, brauchst keine finstere Miene zu machen.
Stefan läßt die Pferde frei weiden und ergreift die Sense, er wird Heu mähen; der Dummkopf hat nicht einmal eine zweite Sense mitgenommen. Juraj seufzt auf und blickt über die Ebene zu den Anhöhen oberhalb Krivá. Dort gibt es wenigstens richtige Felder – es ist wahr; lauter Gestein, aber es sind Felder: Kartoffeln, Hafer, Korn – an manchen Stellen steht noch das Korn, an manchen werden schon Garben gebunden. – »Und wer, Stefan, hat denn unsre Felder dort oben gekauft?«
»Ein gewisser Pjosa«, sagt Manya.
Aha, der Pjosa, Andrej Pjosa, der Husar; und deshalb hat er sich in der Schenke nicht gemeldet, hat sich wohl geschämt, daß er die Frau um die Felder gebracht hat. Juraj starrt zu den Hügeln empor, seltsam, als liefen die Felder der Hordubals von den Bergen hinunter und setzten sich in die Ebene hinein. –
»Und Rybáry ist hier unten?« fragt Juraj.
»Hier unten«, sagt Stefan. »Auf dieser Seite, drei Wegstunden von hier.«
Drei Wegstunden, siehe da, es ist noch weit nach Rybáry. Hordubal pflückt aus Langerweile einen Grashalm und zerkaut ihn; er schmeckt säuerlich – da schmeckt das Gras dort oben auf den Bergen ganz anders, würzig, nach Quendel. Juraj schlendert immer weiter fort über die Wiesen; welch eine Ebene, nichts anderes als der Horizont zu erblicken, aber es ist kein solcher Horizont wie dort droben, er ist gleichsam verstaubt. Und hier eine Kukuruzhufe, wahrlich so hoch wie ein Mann, lauter Krautblätter; ach Gott, wie kommt's, daß der Kukuruz so unordentlich aussieht – ja: Schweine hineinlassen, das wär' ein Gegrunze! Hingegen Kornfelder, das ist wie ein Pelz. Akazien – Juraj hat Akazien nicht gern; dort oben sind Schlehen und Spindelbäume, Ebereschen, Wacholder und keine solchen nichtsnutzigen Akazien. Jetzt ist Manya in seiner Schürze und
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