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Hordubal (German Edition)

Hordubal (German Edition)

Titel: Hordubal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karel Capek
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Brennesseln, Herrgott im Himmel!
    Kannst dir denken, ich habe in Amerika allerhand gesehen; ich hab' mich umgeschaut, und siehe, dies oder das ließe sich auch daheim einrichten. Feine Sachen haben sie dort, geschickte, – schon allein die verschiedenen Werkzeuge! Oder dies – Gemüse pflanzen. Oder Kaninchen züchten. Aber Kaninchen am besten, wenn man schon Gemüseblätter zu Hause hat. Nun ja, es wäre allerhand möglich, alles könnte ich einrichten, wenn du, Polana, nur mit einem Auge blinzeln würdest, was Juraj da schafft. Und was wird das, Juraj? Ein Kaninchenkäfig, Hafia wird sich freuen, und du wirst ihr einen Pelz machen. Oder zum Beispiel ein Taubenschlag. Und was, möchtest du keine Bienen haben? Ich könnte Bienenstöcke schnitzen, keine Klötze, sondern Häuschen mit so einem Fensterchen dahinter, damit man das Bienenvolk da drinnen sehen kann. In Johnstown war ein miner , ein Pole, ein großer Bienenzüchter; denk bloß, sogar eine Drahtkapuze hat er vorm Gesicht gehabt. Ja, der Mensch lernt viel zu. Wenn du wolltest, Polana, wenn du mir nur einen Blick schenktest – gar manches wäre anders. Oder fragen: wie macht man dies und das in Amerika? Je nun, du fragst nicht, da ist es schwer, dir etwas zu erzählen. Man schämt sich ja, etwas nur zu seiner eigenen Freude zu schaffen; für sich allein – als wenn man nur spielen wollte; aber für jemand anderen – da spuckt man in die Hände und pfeift sich noch eins dabei. So ist es, Polana.
    Preis dir, o Gott, da läuten schon die Kühe, es ist bereits Abend; jetzt kommen auch unsere Kühe, man muß sie anbinden, tränken, streicheln, Hafia rufen, Stefan, Vater, zum Abendbrot; Stefan schlürft laut, Polana schweigt, Hafia tuschelt mit Onkel Stefan, nun, was tun, gute Nacht allseits, Hafia in der Stube, Polana auf dem Boden, Stefan im Stall noch die Runde durch den Hof und in den Kuhstall schlüpfen und schlafen gehn. Und dort, die Arme hinterm Kopf, kann man sogar laut vor sich hinsagen, was zu tun wäre und wie dies und jenes sein könnte.
    Und die Kühe – als ob sie verstünden: sie wenden den Kopf und schauen.

X
    »Hafia, richte aus, ich komm' erst am Abend zurück.«
    So, ein Stück Brot und Speck, und nun los, heidi in die Berge. Hordubal fühlt sich frei und fast bange wie ein Kind, das der Mutter weggerannt ist. Und er steht oberhalb des Ortes, es ist als habe sich da etwas verändert. Was ist das? das hier soll Hordubals Feld gewesen sein? Meiner Treu, es war – lauter Steine, sagt so einer, und doch hat Pjosa hier Korn geerntet, hat Kartoffeln da und eine Hufe Flachs; sieh mal, wie sich Pjosas Feld mit Hordubals verbunden hat. Aber hier weiter oben, bei diesem Wacholder – von hier ist das ganze Dorf zu sehen. Hier kann man Gottes Weisheit bewundern: Krivá heißt der Ort, und er ist wirklich so krumm, wie sein Name besagt, im Bogen gewunden, wie eine liegende Kuh. Ein Dach hinter dem andern, alle gleich, wie eine Schafherde; aber der weiße Bauernhof gehört Polana. Als ob er gar nicht hier hereinpaßte, denkt Juraj; ein rotes, neues Dach man möchte sagen, wer ist denn da zugezogen? Nun, jemand aus dem Flachland, dort gibt's solche Leute, die haben kein Holz und müssen aus Ziegeln –
    Die Ebene. Von hier aus ist auch die Ebene zu sehen. Blau, eben – wie das Meer, je nun, so eine Wüste. Darum fahren die Leute dort so schnell: der Weg ist ihnen zu traurig, man geht – geht und es ist, als träte man immer auf derselben Stelle herum. Man würde nicht in die Ebene gehen, nur so, um sich umzuschauen; hingegen hier – wie am Feiertag, man braucht nur der Nase nachzugehen und findet immer wieder einen Grund, weiterzugehen; hier hinter diese Wegbiegung, hinter den Wildbach, dorthin zu jener Fichte, über die Weide dort oben, und wenn man schon da ist, in den Wald; gegen Mittag sieht der Wald, lauter Buchen, graue und lichte Stämme, als wäre hier Nebel gelagert; und hier, dort, überall blühen Alpenveilchen wie rötliche Flammen. Und da, sieh doch, was für ein blonder Steinpilz, er hebt das dürre Blattwerk hoch, ei, welch starker und weißer Fuß; und weißt du was? ich lasse dich hier, Pilz, Pilzchen, ich werde weder Kuckucksblumen noch Glockenblümchen, sondern ein Erdbeersträußchen für Hafia pflücken, drunten am Waldrand, wo sie am süßesten sind, Hordubal bleibt stehn und hält den Atem an: ein Reh; dort drüben steht ein Reh, blond und licht wie das Laub vom vorigen Jahr, steht im Farnkraut und sichert: was bist du, ein

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