Hordubal (German Edition)
Blattkohl von Raupen zerfressen, und hier ein Kehrichthaufen, Bilsenkraut, Stechapfel und Zigeuner, Zigeunerhütten hinter dem Dorf – Juraj bleibt stehen und zögert: mein Gott, wohin bin ich geraten. Polana ist allein, Stefan bewußtlos im Stall... Hordubals Herz pocht heftig. Der Teufel hole die Zigeunerin! Da sitzt sie auf der Erde, die fette, entsetzliche Vettel, und laust ein Zigeunerkind.
»Was wünscht der Herr?« quäkt die Zigeunerin.
»Zigeunerin, Zigeunerin«, sagt Juraj mit zitternder Stimme, »kannst du mir einen Liebestrank brauen?«
»Na, und ob«, feixt die Zigeunerin, »und was gibst du mir?«
»Einen Dollar, einen amerikanischen Dollar«, stammelt Hordubal, »zwei Dollar –«
»Joj, du Schuft«, schreit die Vettel, »für zwei Dollar, zum Beispiel, paarst du nicht einmal einen Hund, für zwei Dollar, zum Beispiel, besprichst du nicht einmal eine Kuh –«
»Zehn Dollar«, flüstert Hordubal erregt, »zehn, Zigeunerin!«
Die Zigeunerin hat sich im Nu beruhigt. »Gib her«, sagt sie und hält die schmutzige Pranke hin.
Jurajs Finger beben, während er fieberhaft im Geld wühlt. »Aber mach' einen guten Zauber, Zigeunerin, nicht für die Nacht, nicht für einen Monat, nicht für ein Jahr. – Daß das Herz weich wird, daß die Zunge sich löst, daß sie mich gerne sieht –«
»Hej«, murmelt die Zigeunerin. »Ilka, mach' Feuer an!« Sie wühlt in einem Sack, ihre Hände sind runzlig wie Vogelklauen. Ach, diese Schande! Der Himmel trübt sich, wir bekommen ein Gewitter. Leg los, Zigeunerin, schnell. – Ech, Polana, sieh, wie weit du mich gebracht hast!
Die Zigeunerin plärrt und schüttet etwas aus dem Sack in den Kessel; es riecht ekelhaft, und was murmelt die Zigeunerin da, sie schüttelt den Kopf und zaubert mit den Klauen – Juraj verspürt ein Grauen, auf der Stelle möchte ich versinken! Um deinetwillen, Polana, nur du, nur du – welch eine Sünde!
Juraj rennt nach Hause, er trägt den Zauber und rennt, wir kriegen ein Gewitter. Kühe mit Erntefracht traben heran, Kinder, flugs nach Hause, Staub steigt hoch. Erschöpft öffnet Hordubal die Hoftür und muß sich anlehnen, sein Herz hämmert, um deinetwillen, Polana. Und plötzlich rennt der Dreijährige aus dem Stall heraus, hält inne, wiehert, und im Galopp zum Tor.
»O-o-oh«, schreit Juraj und schwenkt ihm die Arme entgegen. Aus dem Haus eilt Polana herzu.
Das Pferd auf die Hinterbeine, dreht sich, rennt durch den Hof Brust hoch und Hinterteil geduckt, und scharrt die Erde mit den Hufen.
Und wie ist Hafia hierhergeraten, sie läuft über den Hof zu der Mutter hin, wimmert entsetzt und stürzt. Polana schreit auf und Hordubal brüllt. Ach, die hölzernen Füße! Kann ich denn nicht springen –
Und da rast Manya aus dem Stall heran, die weißen Ärmel flattern, steil hat sich das Pferd aufgerichtet und an der Mähne hängt der Bursche, rüttelt es, eh, du schüttelst ihn nicht ab, wie eine Wildkatze am Hals. Das Pferd springt zurück, wirft den Kopf hin und her, schlägt mit dem Hinterteil aus; Manya stürzt, hält sich aber an der Mähne fest, kniet und zerrt das Pferd zurück. Jetzt erst entspannen sich Hordubals Füße, und er rennt hin, um Hafia zu holen. Das Pferd schleift Manya durch den Hof, doch da stemmt Stefan plötzlich die Absätze in den Boden und zerrt, zerrt an der Mähne. Hordubal drückt das Kind an die Brust, er möchte es wegtragen und vergißt es – so gewaltig ist der Anblick: Mann und Tier. Polana, die Hände am Herzen. – Da lacht Manya schrill auf, wiehert wie ein Pferd und führt den schnaubenden Hengst im Sprunggalopp in den Stall.
»Da, nimm das Kind«, sagt Hordubal, aber Polana hört nicht. »Polana, hörst du, Polana!«
Zum erstenmal legt ihr Juraj die Hand auf die Schulter. »Polana, Hafia!« Sie blickt auf – ach, hattest du je solche Augen, atmetest du je so durch den halboffenen Mund? Wie schön du geworden bist – und nun ist es wieder erloschen.
»Nichts ist ihr geschehen«, murmelt sie und trägt das schluchzende Kind ins Haus.
Aus dem Stall kommt Manya, wischt mit dem Ärmel das Blut von der Nase, spuckt Blut. »Es ist wieder gut«, sagt er.
»Komm«, knurrt Hordubal, »komm, Stefan, ich pump' dir Wasser auf den Kopf.«
Stefan schnaubt wollüstig unter dem Wasserstrom und spritzt reichlich, fröhlich herum. »Das war mal was, gelt?« schwatzt er wiederbelebt. »Das Hengstlein war brünstig, Bauer, darum war's so wild.« Manya zeigt die Zähne, naß und zerzaust. »Hei, das
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