Hordubal (German Edition)
wird mal ein Hengst!«
Juraj möchte Stefan sagen, na, bist ein Prachtbursche, gut hast du das Rößchen gebändigt; aber unter Männern – unnötig zu reden. »Ein Gewitter wird's geben«, brummt er und schlendert hinter die Scheune. Im Süden färbt sich der Himmel schwarz, schlimm sind die Gewitter von unten. Der Hengst ist brünstig geworden, und was ist das, der Mensch kann gar nicht auf die Füße, um das Kind aufzuheben. Vielleicht bin ich schon alt, Polana, oder was –. Merkwürdig, die Füße werden hölzern, wie verzaubert.
Herrgott, diese Schwärze! Es donnert schon. – Die Zigeunerin zaubert, und sieh mal, ein Hengstlein wird brünstig; und ich spring' dem Pferd nicht in die Mähne, ich erstarre bloß und glotze. Nicht ich, sondern Stefan springt. Warum sollte er nicht springen, wenn er jung ist? Ach, Polana, warum hast du so geschaut, warum bist du so schön geworden!
Und schon ist es da, schon ist es da: das Gewitter – wie wenn ein scheugewordenes Pferd dahinjagt, Funken unter den Hufen, und wiehert. Du springst nicht mehr dem Pferd in die Mähne, die Füße tragen dich nicht und zögern selber. Du springst nicht, du jauchzt nicht; Stefan tut es. Pfui doch, niederträchtig ist die Zauberei der Zigeuner: ein Hengstlein wird brünstig und fertig. Und du denkst: Polana. Warum bist du dann nicht auf das Pferd zugesprungen? Polana hätte geschaut, die Hände an der Brust, und die Augen – wie noch nie.
Juraj blinzelt, ohne die warmen Tropfen im Nacken zu verspüren. Der Himmel zerreißt, es schmettert und kracht. Hordubal bekreuzt sich flüchtig und die Eile fährt ihm in die Beine. Noch nicht, erst den Zauber der Zigeunerin in die Brennesseln schütten. Und dann mit einem Sprung unter die Scheune und schauen, wie das Gewitter draußen tobt.
XII
Wo sonst sollte er sein? Er hat sich hinter die Scheune verkrochen und grübelt. Zum Beispiel daran denkt er: na, nehmen wir an, ich bin alt; aber, bitte schön, wie kommt das? Du lebst, weißt nichts, bist derselbe heute wie gestern und auf einmal – alt. Wie verzaubert. Springst nicht mehr einem scheuenden Pferd in die Mähne, raufst dich nicht in der Schenke herum; du – hebst ein Kind auf, anstatt das Pferd zu fangen. Möglich, früher einmal hätte ich das Pferd gefangen. Du mußt wissen, einmal hab' ich mich auch in der Schenke gerauft, ruhmreich gerauft, mit Geritsch, frag den Wasil, Polana. Und auf einmal – alt. Polana ist nicht alt.
Ah was, meinetwegen alt. Auch ein Kind aufheben ist gut. Ech, Polana, ich könnte dir zeigen – zum Beispiel, was für ein Gazda ich bin. Du könntest es bei mir haben wie eine Edelfrau, Mägde zur Arbeit, und nur befehlen: hej, Marika, streu den Hühnern Futter, marsch! Axenja, gib den Kühen Wasser. Es ist wahr, dreitausend Dollar hat man mir gestohlen, aber ich hab' noch siebenhundert, allerhand könnte man anfangen ... Bin nicht umsonst in Amerika gewesen: ob jung oder nicht, ich hab' wenigstens erfahren, wie es in der Welt aussieht und zugeht. Und die Kuhzucht zahle sich nicht aus, und dies und das. Ach was, man muß eben richtig verkaufen können. In Amerika zum Beispiel – dort wartet der Bauer nicht, bis der Fleischer kommt; er fährt selber in die Stadt und macht einen Vertrag: soundso viel Stück im Jahr, soundsoviel vessels Milch täglich, all right . So wird's gemacht. Warum sollte es, bitte schön, nicht auch hier gehn? Einen Karren und ein Pferdchen kaufen – verkauf deine Pferde, Polana: ich will ein Pferdchen, mit dem man reden kann – und nach der Stadt fahren. Nun, ein Amerikaner, der kennt sich aus, ist nicht umsonst in der Welt gewesen; der bringt den ganzen Gürtel voll Geld nach Hause. Und auch die Nachbarn werden kommen. Juraj, kannst du in der Stadt ein paar Gänse verkaufen? Warum nicht, aber nicht so, eine Gans unterm Arm und anbieten; sondern fünfzig, hundert Gänse wöchentlich man wird Käfige zimmern und heidi mit einer Ladung Gänse in die Stadt. So macht man business , Nachbar. Oder Brennholz, fünfzig Fuhren Holz. Kartoffeln – waggonweise. Sieh mal, der Hordubal, der hat Verstand mitgebracht aus Amerika! Auch du, Polana, wirst dann sagen: Juraj ist klug, kein Jüngling wäre gewandter; hej, Marika, Axenja, zieht dem Gazda die Stiefel aus, er ist vom Markt zurück. Und was hast du den ganzen lieben Tag gemacht, Herzchen? Den Gutshof hab' ich für dich verwaltet, mit dem Gesinde hab' ich mich herumgeärgert und dann, nun, dann hab' ich gewartet, Juraj, auf dich.
Hordubal
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