Hordubal (German Edition)
eingestürzt, nicht einmal die Zimmerleute wollten dorthin gehn. Zwanzig Dollar hab' ich damals gekriegt, der Ingenieur selbst hat mir die Hand geschüttelt, so, Mischa, so hat er sie geschüttelt. Und nun fährt Hordubal im Förderkorb hinunter, immerzu hinunter; eine dicke Jüdin sitzt da und ein Greis und sie blicken streng auf Hordubal. Hunderteinundachtzig, zweiundachtzig, zählt Juraj und schreit: genug, genug schon, tiefer geht's nicht mehr, das ist schon das Ende vom Schacht. Aber der Käfig gleitet immer tiefer, die Hitze nimmt zu, man kann nicht atmen, die Bagage fährt bis in die Hölle. Juraj glaubt zu ersticken, und erwacht.
Es dämmert, in der Tür steht Polana, blickt gespannt.
»Es ist schon besser«, lallt Hordubal und seine Augen brennen. »Sei nicht bös, Polana, ich steh' gleich auf«
»Bleib nur liegen«, sagt Polana und tritt näher. »Tut dir etwas weh?«
»Nicht weh. In Amerika hatte ich's auch. Flue , meinte der Doktor. Flue . Und in zwei Tagen – wie ein Fisch. Morgen steh' ich auf, Seelchen. Ich mach' dir hier Unordnung, was?«
»Möchtest du etwas haben?«
Hordubal schüttelt den Kopf »Bin ganz wohl. Nur – einen Eimer Wasser; aber ich könnte selber –«
»Gleich hole ich es.« Und sie geht.
Hordubal hat die Kissen hinterm Rücken glatt gestrichen und sein Hemd an der Brust zugeknöpft. Damit mich Polana nicht so entblößt sieht, denkt er. Und wenn ich mich waschen und rasieren könnte! Gleich kommt Polana, gleich ist sie hier. Vielleicht setzt sie sich sogar auf den Bettrand, während ich trinke. Juraj macht Platz, damit sie sich setzen kann, und wartet. Vielleicht hat sie vergessen, denkt er; sie hat so viel zu tun, die Arme – wenn wenigstens Stefan wieder da wäre. Ich werde ihr sagen, wenn sie kommt: nun, Polana, wie wär's, wenn Manya zurückkäme?
In die Tür tritt Hafia und trägt ein Glas Wasser, trägt es so behutsam, daß sie das Zünglein vor lauter Aufmerksamkeit herausstreckt.
»Bist brav, Hafia«, haucht Hordubal. »Nun, Onkel Stefan ist nicht da?«
»Nein.«
»Und was macht die Mutter?«
»Auf dem Hof steht sie.«
Hordubal weiß nichts mehr zu sagen, auch zu trinken hat er vergessen.
»Na, geh nur«, brummt er, und Hafia ist mit einem Satz zur Tür hinaus.
Juraj liegt still da und lauscht. Die Pferde im Stall stampfen mit den Hufen – ob ihnen Polana Wasser gibt? Nein, sie gibt es den Schweinen, man hört ein zufriedenes Grunzen. Wieviele Schritte so ein Weib machen muß, wundert sich Hordubal. Stefan sollte zurückkommen; ich werde nach Rybáry fahren, vorwärts, du Faulpelz, marsch zu den Pferden. Polana kann nicht die ganze Arbeit machen. Vielleicht fahr' ich am Nachmittag fort, denkt Juraj, und dann fallen Schleier auf seine Augen und alles verschwindet.
Hafia guckt zur Tür herein, zögert, und ist gleich wieder fort. »Er schläft«, flüstert sie der Mutter auf dem Hof zu.
Gegen Mittag kommt Hafia wieder auf den Fußspitzen in die Stube. Hordubal liegt da, die Arme hinter dem Kopf, blinzelt zur Decke empor.
»Die Mutter läßt fragen, ob Ihr etwas wollt«, – leiert Hafia herunter.
»Ich glaube, Polana«, sagt Juraj, »Stefan könnte zurückkommen.«
Das Mädchen reißt verständnislos das Mäulchen auf »Und wie es Euch geht?« haucht es.
»Gut, danke höflichst.«
Hafia eilt hinaus. »Er sagt, es geht ihm gut«, meldet sie Polana.
»Ganz gut?«
»No«, meint das Mädchen.
Und dann kommt die Nachmittagsstille. Hafia weiß nicht mehr, was sie anfangen soll. Du bleibst da, wenn der Gazda etwas brauchen sollte – Hafia spielt in der Vorlaube mit der Puppe, die Stefan für sie geschnitzt hat. Du darfst nicht hinaus, spricht sie zu der Puppe, der Bauer liegt, du mußt den Hof hüten. Weine nicht, sonst kriegst du Schläge.
Auf den Fußspitzen geht Hafia in die Stube nachschauen. Der Bauer sitzt auf dem Bett und nickt.
»Was macht die Mutter, Hafia?«
»Sie ist weggegangen.«
Hordubal nickt. »Sag ihr, daß Stefan zurückkommen soll. Und das Hengstlein kann Stefan zurückbekommen. Möchtest du Kaninchen haben?«
»Oja.«
»Ich werde dir einen Kaninchenkäfig bauen, so einen, wie ihn der miner Jensen gehabt hat. Ach, Polana, in Amerika gibt es solche Dinge –. Alles werde ich machen.« Hordubal nickt mit dem Kopf »Warte, ich nehme dich mit hinauf auf die Polonina, dort ist so ein merkwürdiger Bau – nicht einmal der Mischa weiß, was dort gewesen ist. Geh, geh, sag der Mutter, Stefan soll zurückkommen.«
Hordubal ist
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