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Hordubal (German Edition)

Hordubal (German Edition)

Titel: Hordubal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karel Capek
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zufrieden, legt sich hin, macht die Augen zu. Finster ist es, wie im Stollen. Buch, buch, mit dem Hammer in den Felsen. Und Stefan grinst, lauter Steine, sagt er. Ja, aber dafür weißt du Dummkopf eben nicht, was Arbeit ist. An der Arbeit erkennt man den Mann. Und was für ein Holz hast du da im Hof Seelchen? Lauter gerade Scheite. Und ich – Baumklötze habe ich gespalten, das ist Männerarbeit, Klötze spalten, oder Gestein aus der Erde fördern. Hordubal ist zufrieden. Viel hab' ich gerobotet, Polana, weiß Gott, sehr viel. Wohlgetan ist es, in Ordnung. Und Juraj, mit gekreuzten Armen, schlummert friedlich ein.
    In der Dämmerung ist er erwacht, weil das Zwielicht lastet. »Hafia«, ruft er. »Hafia, wo ist Polana?« Stille, nur fernes Geläute; die Herden kehren von der Weide heim. Hordubal springt aus dem Bett und zieht die Hosen an: ich muß den Kühen das Tor aufmachen. Der Kopf dreht sich, das kommt vom Liegen. Juraj tappt hinaus, in den Hof, reißt das Tor weit auf: sonderbar ist ihm zumute, er ist außer Atem, aber Gott sei gelobt, wir sind wieder draußen. Das Geläute nähert sich, flutet heran wie ein Fluß; wie wenn alles ins Läuten geriete durch die Glocken der Kühe und das Bimmeln der Kälber. Juraj hat Lust, niederzuknien, er hat noch nie ein so feierliches und großes Läuten vernommen. Mit nickenden Häuptern, gleichsam riesengroß, stapfen zwei Kühe in den Hof mit vollen lichten Eutern. Juraj lehnt sich ans Tor und ihm ist so wohl, so versöhnlich, als betete er.
    Ins Tor kommt Polana gelaufen. Hastig, außer Atem. »Bist schon aufgestanden«, stammelt sie. »Und wo ist Hafia?«
    »Nun, aufgestanden«, lallt Juraj entschuldigend. »Mir ist wieder gut.«
    »Geh, leg dich wieder«, befiehlt Polana. »Am Morgen – bist du ganz gesund.«
    »Wie du willst, Seelchen, wie du willst«, sagt Juraj gehorsam und freundlich. »Ich würde hier nur unnötig im Weg stehen.« Noch das Tor schließen, einhaken, und langsam in die Stube zurück.
    Als man ihm das Abendbrot brachte, schlief er.

Zweites Buch
I
    Man hat Juraj Hordubal ermordet!«
    Der Biro Geritsch zieht rasch seinen Kittel an.
    »Hol die Gendarmen, Junge«, befiehlt er. »Sie sollen zu Hordubals kommen.«
    Auf Hordubals Hof läuft Polana händeringend hin und her. »Ach Gott, ach Gott«, jammert sie, »wer hat ihm das angetan? Den Gazda hat man ermordet, ermordet!«
    Hafia verstört in einem Winkel, über die Zäune glotzen die Nachbarinnen, ein Häuflein Männer drängt sich im Tor. Der Dorfschulze stracks auf Polana zu, legt ihr die Hand auf die Schulter. »Hört auf Bäuerin. Was ist ihm geschehen? Wo hat er die Wunde?«
    Polana beginnt zu zittern: »Ich w-w-weiß nicht, ich war nicht dort, ich konnte nicht –«
    Der Vorsteher mustert sie aufmerksam. Sie ist blaß und hart, hat sich wohl nur gezwungen, so zu jammern und herumzulaufen. »Wer hat ihn gesehn?«
    Polana preßt die Lippen aufeinander; doch da kommen schon die Gendarmen und krachen den Leuten das Tor vor der Nase zu. Es ist der alte dicke Gelnaj, aufgeknöpft und ohne Gewehr, und Biegl, der neue Gendarm: er glänzt vor Neuheit und Eifer.
    »Wo ist er?« fragt Gelnaj halblaut. Polana zeigt nach der Stube und wimmert.
    Hordubal der Amerikaner liegt auf dem Bett, als wenn er schliefe. Gelnaj hat den Helm abgenommen und wischt sich, damit es nicht auffällt, den Schweiß. Geritsch ragt düster in der Tür. Nur Biegl geht zu dem liegenden Menschen hin und beugt sich über das Bett.
    »Seht, hier auf der Brust«, sagt er. »Etwas Blut. Sieht aus wie ein Stich.«
    »Heimarbeit«, brummt der Schulze.
    Gelnaj dreht sich langsam um. »Was meint Ihr damit, Geritsch?«
    Der Schulze schüttelt den Kopf »Nichts.« Armer Juraj, denkt er.
    Gelnaj kratzt sich im Genick. »Sehn Sie mal, Karlchen, das zerbrochene Fenster.« Aber Karlchen Biegl löst das Hemd von der Brust des Toten und guckt darunter. »Wundert mich«, entfährt es ihm zwischen den Zähnen, »ein Messer war's nicht. Und so wenig Blut –«
    »Das Fenster, Biegl«, wiederholt Gelnaj. »Das ist was für Sie.«
    Biegl wendet sich zum Fenster. Es ist geschlossen, nur in die eine Scheibe ist eine Öffnung gedrückt worden. »Sieh mal an«, sagt er freudig. »Also hier durch – bloß daß durch dieses Loch niemand hereinkriechen könnte, Gelnaj. Und hier im Glas sind Ritzer von einem Diamanten, aber auf der Innenseite. Na, das ist doch ein Spaß!«
    Geritsch tritt auf Fußspitzen an das Bett. Eh, du Ärmster, wie spitz deine Nase ragt,

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