Hordubal (German Edition)
Karlchen.«
Auch der Doktor blickt Polana nach und sagt zerstreut: »Schade, Ihr sperrt sie mir ein und ich bin so gern bei Geburten. Hier komm' ich überhaupt zu keiner Wöchnerin, die Weiber werfen hier wie die Katzen. – Bei der da wird's wohl eine schwere Geburt geben.«
»Warum?«
»Alt und mager. An die Vierzig, nicht wahr?«
»Wo denken Sie hin«, meint Gelnaj. »Kaum dreißig. So, der Hordubal war krank? Wie erkennt man das an einem Toten?«
»Ärztliches Geheimnis, Gelnaj, aber Ihnen will ich's verraten. Unter dem Bett war ein voller Nachttopf«
»Das hatte ich nicht beachtet«, sprach Biegl neiderfüllt.
»Also Gott befohlen, meine Herren«, sagte der Doktor, auf seinen Beinchen wippend, »und von der Sektion werden Sie mich verständigen, gelt?«
»Ich werde das Haus nochmals durchsuchen«, brummte Biegl, »und dann könnten wir nach Rybáry fahren.«
»Was suchen Sie eigentlich immerfort, Karlchen? Noch ein Motiv?«
»Beweise«, sagt Biegl trocken. »Und das Werkzeug.«
Gelnaj schlendert zum Zaun und knüpft mit der Nachbarin ein Gespräch an; er schäkert mit ihr so lange, bis er einen Fetzen an den Schädel und ein Blümchen zum Geschenk bekommt. In dem Winkel beim Schuppen duckt sich die verschüchterte Hafia. Gelnaj beginnt Grimassen zu schneiden und feixt so entsetzlich, daß Hafia zuerst Furcht hat und dann es ihm nachmacht. Als Biegl später aus der Scheune auf den Hof tritt, sitzt Hafia auf Gelnajs Schoß und erzählt ihm, daß sie einen Käfig für die Kaninchen bekommen soll.
»Nichts gefunden«, sagt Biegl mißmutig. »Aber ich komme noch einmal zurück. Das wäre schön, wenn ich nicht –. Haben Sie dem Geritsch gesagt, er soll uns ein Fuhrwerk nach Rybáry verschaffen?«
»Es wartet schon«, sagt Gelnaj und entläßt Hafia mit einem Klaps auf den Popo.
»Nun, Gelnaj, wie denken Sie über die Sache?«
»Ich werde Ihnen etwas sagen, Biegl«, brummt Gelnaj ernst. »Ich werde mir darüber überhaupt nichts denken. Ich habe schon genug davon in den fünfundzwanzig Jahren. Mir gefällt es nicht.«
»Je nun, ein Mord, das ist keine Kleinigkeit«, sagt Biegl sachkundig.
»Das wohl nicht, Karlchen«, sagt Gelnaj kopfschüttelnd. »Aber ein Mord im Dorf das nimmt man nicht so genau, wissen Sie. Sie sind ein Stadtmensch, Sie verstehen es nicht so. Wenn's ein Raubmord wäre, werde ich, Himmelfix, genauso schnuppern wie Sie. Aber ein Mord in der Familie – und ich sage Ihnen, ich wundere mich gar nicht, daß man den Hordubal erschlagen hat.«
»Warum?«
»– Das ist nun mal so eine unglückliche Natur. Dem stand es auf der Nase geschrieben, mein Lieber.«
Biegl grinst. »Der Teufel stand ihm auf der Nase geschrieben. Einen jungen Knecht hat er im Bett gehabt, das ist alles. Menschenskind, Gelnaj, das ist ein ganz klarer Fall –«
»Ach was, Familienfälle sind niemals klar«, knurrt Gelnaj. »Das werden Sie noch sehn, Karlchen. Um Geldes willen morden, das ist klar, das macht man im Handumdrehen; aber bedenken Sie, wochen- und wochenlang es in sich tragen, tage- und nächtelang es überlegen, das, Biegl, haben Sie so, als wenn Sie an der Hölle riechen. Ihnen ist es klar, weil Sie hier neu sind; aber ich habe sie alle gekannt, Karlchen, alle drei –. Was soll ich Ihnen erzählen: fahren wir nach Rybáry.«
III
»Stefan daheim?«
»Nein, er ist in die Stadt gegangen.«
Biegl stößt Michal Manya zur Seite und eilt ins Haus hinein. Gelnaj beginnt mittlerweile mit dem alten Manya und Michal ein Gespräch über das Wetter, über die Hasen und über die Jauche, die ihnen da auf die Straße fließt.
Biegl kommt zurück, hinter ihm Stefan, bleich, trotzig, die Kleider voll Heu.
»So, und Ihr habt gesagt, daß er nicht zu Hause ist?« brüllt Biegl den Michal an.
»Er hat in der Früh gesagt, daß er in die Stadt geht«, murmelt Michal. »Bin ich sein Wächter?«
»Und hat sich indessen im Heu versteckt. Warum haben Sie sich dort versteckt?«
»Ich hab' mich nicht versteckt«, sagt Stefan grimmig. »Warum soll ich mich verstecken? Geschlafen habe ich.«
»Sie haben wohl in der Nacht nicht genug geschlafen?«
»Doch. Warum soll ich nicht geschlafen haben, bitte schön?«
»Warum haben Sie dann jetzt geschlafen?«
»Weil – weil ich nichts zu tun hab'. Hab' genug gearbeitet im Dienst.«
»Gestern hat er gearbeitet, bitte untertänigst, den ganzen Tag hat er das Feld geackert«, hilft der alte Manya flugs nach.
»Euch hab' ich nicht gefragt«, herrscht ihn Biegl an.
»Geht
Weitere Kostenlose Bücher