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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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lieber Junge, ich hoffe, Du wirst Dich ein wenig freuen, wenn ich Dir sage, daß das, was Du mir gabst, wohlbehalten an seinen Bestimmungsort gelangte. Als ich es ablieferte, erfuhr ich, Du seiest in Gefangenschaft, und darum blutet mein Herz für Dich. Ich hörte weiter, man sei mit Deinem Verhalten sehr zufrieden. Stell' Dir vor, einer dieser Admirale ist Teilhaber am Drury Lane-Theater. Wer hätte das gedacht. Er sah mich so freundlich lächelnd an, daß auch ich ihm mein liebenswürdigstes Lächeln zeigte. Das war alles. Da ahnte ich noch nicht, daß er an dem Theater beteiligt ist, ich lächelte wirklich nur, weil ich ihm von Herzen gut war. Was ich ihm dann noch über meine ausgestandenen Ängste und über die Gefahren der Reise mit meiner kostbaren Bürde erzählte, war wohl zum größten Teil nur Schauspielerei - leider. Immerhin, er glaubte mir aufs Wort und war von meinem Lächeln und meinen Abenteuern so hingerissen, daß er Sherry veranlagte, mir eine Rolle zu geben. Und siehe da, seitdem spiele ich - wieder zweite Hauptrollen, meistens Heldenmütter, und das Parkett spendet mir begeistert Beifall. Ja, ich beginne einzusehen, daß auch das Alter seine guten Seiten hat. Noch eins: seit wir damals auseinander gingen, habe ich keinen Tropfen Wein mehr angerührt und weiß heute schon, daß ich es bis zum Ende meiner Tage nicht mehr tun werde. Als weitere Belohnung versprach mir der Admiral, daß er Dir diesen Brief durch die nächste Kartellkommission übermitteln wird - wahrscheinlich sagt Dir dieser Ausdruck mehr als mir. Ich kann nur hoffen, daß er recht bald in Deine Hände gelangt und Dir in Deinem Leid ein bißchen Trost spendet. Ich bete jeden Abend für Dich.
    In herzlicher Zuneigung Deine Katharine Cobham
    Trost in seinem Leid? Doch, ein bißchen vielleicht. Es war tröstlich zu wissen, daß die Depeschen gut angekommen waren, es war auch tröstlich, aus zweiter Hand zu erfahren, daß Ihre Lordschaften mit ihm zufrieden waren, ja, es bot sogar ein klein wenig Trost, zu hören, daß seine »Herzogin« wieder auf der Bühne stehen durfte. Und doch, was wogen alle diese Tröstungen zusammen gegenüber der endlosen Qual der Gefangenschaft?
    Ein Wachmann meldete sich mit dem Auftrag, ihn zum Lagerkommandanten zu bringen. Neben dem Kommandanten erwartete ihn der irische Renegat, der den Dienst eines Dolmetschers versah. Auf dem Schreibtisch des Spaniers lagen verschiedene Papiere, es sah so aus, als hätte die Kartellkommission nicht nur den Brief von Kitty Cobham, sondern auch Post für den Kommandanten überbracht.
    »Guten Abend, Sir«, begrüßte ihn der Kommandant höflich wie immer und bot ihm einen Stuhl an.
    »Guten Abend, Sir, und besten Dank«, erwiderte Hornblower.
    Spanisch machte ihm immer noch große Schwierigkeiten, daher blieb auch der Erfolg entsprechend gering.
    »Sie sind befördert worden«, eröffnete ihm der Ire auf englisch. »Was sagen Sie da?« stammelte Hornblower ungläubig. »Daß Sie befördert sind«, wiederholte der Ire. »Hier in diesem Brief steht es: die spanischen Behörden werden davon in Kenntnis gesetzt, daß der Fähnrich zur See und diensttuende Leutnant Horatio Hornblower auf Grund seiner Verdienste zum Leutnant zur See befördert wurde und das Patent seines neuen Dienstgrades erhalten hat. Ihre Lordschaften der Admiralität sprechen die Erwartung aus, daß Mr. Horatio Hornblower ohne Verzug in den Genuß aller Rechte gelangt, die gefangenen Offizieren zustehen. Nun, junger Mann, was sagen Sie dazu?«
    »Meinen Glückwunsch, Sir«, sagte der Kommandant.
    »Besten Dank, Sir«, sagte Hornblower.
    Der Kommandant war ein gütiger alter Herr und schenkte dem linkischen jungen Mann ein freundliches Lächeln. Er sagte noch alles mögliche auf spanisch, aber Hornblower verstand ihn nicht, weil ihm viele von den Ausdrücken fehlten, die jener gebrauchte. Schließlich sah er sich hilfesuchend nach dem Dolmetscher um.
    »Da Sie jetzt Offizier sind«, erklärte ihm dieser, »wird man Sie bei den anderen gefangenen Offizieren unterbringen.«
    »Danke«, sagte Hornblower.
    »Als Gefangener erhalten Sie den halben Sold Ihres Dienstgrades.«
    »Danke.«
    »Noch eins: von nun an gilt Ihr Ehrenwort. Auf dieses hin dürfen Sie täglich für zwei Stunden Ihr Quartier verlassen, um die Stadt oder die Umgebung aufzusuchen.«
    »Danke«, sagte Hornblower.
    Während der langen Monate, die nun folgten, bot es ihm in seinem Unglück doch ein bißchen Linderung, daß ihm sein Ehrenwort

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