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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ehrerbietiger Verbeugung den Vortritt. Als sie gegangen waren, sah Hornblower Bush grinsend an.
    »Mir scheint, wir sind jetzt ebenfalls reif für eine Mahlzeit, wie?« sagte er. »Ja, es kommt mir auch so vor«, meinte Bush.
    Das Speisehaus in der Broad Street wurde, wie fast zu erwarten war, von einem alten Seemann geführt, der mit einem Holzbein herumhumpelte. Er wurde dabei von seinem Sohn unterstützt, einem frechen, vorlauten Burschen, der die Bestellungen der Gäste entgegennahm, sobald sie auf den Bänken vor den groben gescheuerten Eichentischen Platz genommen harten und mit den Füßen in dem aufgestreuten Sägemehl wühlten. »Ale?« fragte der Junge. »Nein, kein Ale«, sagte Hornblower.
    Dem frechen Gesicht des Bengels war leicht anzumerken, was er von einem Gentleman der Marine hielt, der nur einen Stamm für vier Pence aß und dazu überhaupt nichts zu trinken bestellte.
    Er knallte die gehäuften Teller vor die beiden auf den Tisch: Gedünstetes Schaffleisch - nicht gerade reichlich -, dazu Kartoffeln, rote Rüben, Pastinaken, Graupen und einen Löffel voll Erbsenbrei, alles in einer undefinierbaren Sauce. »Das Zeug stillt wenigstens den Hunger«, sagte Hornblower. Das mochte richtig sein, aber dann hatte Hornblower in letzter Zeit jedenfalls nicht davon Gebrauch gemacht. Wohl führte er die ersten Bissen noch mit gespielter Gleichgültigkeit zum Mund, aber je länger er dann aß, desto größer wurde offenbar sein Appetit, so daß e seine Zurückhaltung immer mehr vergaß. In erstaunlich kurzer Zeit hatte er seinen Teller geleert, wischte ihn zuletzt mit Brot sorgfältig aus und aß dann auch noch dieses Brot. Bush, der selbst nicht eben langsam aß, war ganz bestürzt, als er bemerkte, daß Hornblower schon bis zum letzten Bissen aufgegessen hatte, während sein eigener Teller noch halb voll war.
    Hornblower lachte etwas gezwungen. »Wenn man immer allein ißt, nimmt man eben schlechte Gewohnheiten an«, sagte er, und diese lendenlahme Entschuldigung verriet wohl am deutlichsten, wie peinlich es ihm war, sich verraten zu haben.
    Kaum, daß er den Satz gesprochen hatte, merkte er das natürlich selbst und versuchte den Eindruck möglichst zu verwischen, indem er sich lässig zurücklehnte und wie zum Zeichen satten Wohlbefindens die Hände in seine Rocktaschen steckte. Er hatte das noch nicht ganz getan, da ging plötzlich ein erstaunlicher Wandel mit ihm vor. Das bißchen Farbe auf seinen Wagen verblaßte, sein ganzes Wesen verriet plötzlich fassungslose Bestürzung, um nicht zu sagen Entsetzen. Bush merkte sofort, daß irgend etwas mit ihm war, und dachte zuerst unwillkürlich an den Anfall irgendeiner Krankheit. Erst nachträglich kam er auf die Idee, Hornblowers merkwürdiges Gebaren darauf zurückzuführen, daß er in seinen Taschen etwas gefunden hatte. Aber so viel Entsetzen war denn doch unbegreiflich, so sah man nicht einmal drein, wenn man unversehens eine Giftschlange griff.
    »Was ist denn, um Gottes willen, los?« fragte Bush. »So sagen Sie doch...«
    Hornblower zog seine Rechte langsam aus der Tasche, hielt sie einen Augenblick fest um irgendeinen Gegenstand geschlossen und löste dann endlich langsam und zögernd seinen Griff, als wären davon unabänderliche und unabsehbare Folgen zu befürchten. Was zum Vorschein kam, war harmlos genug - ine Silbermünze, eine halbe Krone.
    »Darüber brauchen Sie sich nun wirklich nicht so aufzuregen«, sagte Bush, der nun überhaupt nicht mehr wußte, was er denken sollte. »Ich würde mir keinen Augenblick Gedanken machen, wenn mir ein Geldstück in die Tasche schneite.«
    »Aber... aber.. .«, stammelte Hornblower, und jetzt kam auch Bush' allmählich dahinter, was es damit für eine Bewandtnis hatte.
    »Heute morgen war es bestimmt noch nicht drin«, sagte Hornblower und lächelte bitter vor sich hin. »Leider weiß ich nur zu genau, was ich an Geld in der Tasche habe.«
    »Das kann ich mir denken«, stimmte Bush ihm zu, aber auch jetzt, wenn er sich alles wieder ins Gedächtnis rief, was heute morgen geschehen war, und die naheliegende Schlußfolgerung daraus zog, konnte er immer noch nicht verstehen, warum sich Hornblower so aufregte. »Das Mädel hat es hineingesteckt, nicht wahr?«
    »Ja, Maria«, sagte Hornblower. »Es kann niemand anders gewesen sein. Darum also wollte sie unbedingt meinen Rock noch saubermachen.«
    »Wahrscheinlich. Sie ist eine gute Seele«, sagte Bush.
    »Mein Gott, ja«, sagte Hornblower. »Aber ich kann doch

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