Hornblower 02 - Leutnant Hornblower
steckte, die nach seinen eigenen Worten den eisernen Bestand enthielt, und ein dünnes Päckchen Pfundnoten herauszog. Als er seinen Verlust gezahlt hatte, wanderte nur noch eine einzige Note in seine Tasche zurück.
»Sie haben wirklich ausgesuchtes Pech gehabt«, sagte Parry, während er seinen Gewinn einsteckte. »Ein um das andere Mal haben Sie beim Geben ausgerechnet die Farbe als Trumpf aufgelegt, von der Sie nur eine einzige Karte besaßen. Ich kann mich an kein Spiel erinnern, bei dem so ein Pech gleich zweimal hintereinander vorgekommen wäre.«
»Wenn man nur lange genug spielt, Mylord«, sagte Hornblower, »kann man erwarten, daß jede denkbare Kombination der Karten zustande kommt.«
Er sprach mit so viel wohlerzogenem Gleichmut, daß Bush im ersten Augenblick zu hoffen wagte, sein Verlust könnte nicht so groß gewesen sein, aber dann fiel ihm gleich wieder die einzelne Note ein, die er als Rest seiner ganzen Barschaft noch in der Brusttasche verwahrte.
»Immerhin, so hartnäckiges Pech erlebt man selten«, sagte Parry. »Dabei sind Sie ein ausgezeichneter Spieler, Mr. - Mr. -?
Ich bitte sehr um Entschuldigung, daß mir Ihr Name bei der Vorstellung entgangen ist.«
»Hornblower«, sagte Hornblower.
»Ach ja, richtig. Übrigens ist mir der Name bestimmt schon einmal aufgefallen, ich weiß nur nicht mehr bei welchem Anlaß.«
Bush warf einen raschen Blick auf Hornblower. War das nicht eine einzigartige Gelegenheit für ihn, einem leibhaftigen Seelord unter die Nase zu reiben, daß seine Beförderung zum Commander nicht bestätigt worden war? »Als ich noch Fähnrich war, Mylord«, sagte Hornblower, »da wurde ich auf der Justinian einmal seekrank, obwohl das Schiff auf dem Spithead vor Anker lag. Ich glaube, die Geschichte machte damals überall die Runde.«
»Nein, das war es nicht«, gab Parry zur Antwort. »Ihren Namen habe ich in einem anderen Zusammenhang gehört. Aber wir sind von dem abgekommen, was ich eigentlich sagen wollte.
Ich möchte Ihnen mein Bedauern ausdrücken, daß ich Ihnen nicht sofort Revanche geben kann, obwohl es mich lebhaft interessieren würde, Ihr Spiel noch eine Weile länger zu studieren.«
»Sie sind sehr gütig, Mylord«, sagte Hornblower. Bush wand sich förmlich in Krämpfen, als er das hörte - er hatte es schon die ganze Zeit getan, seit Hornblower diese unwiederbringliche Gelegenheit einfach schießen ließ. Jetzt hatten seine Worte wieder einen ganz unmöglichen Unterton mokanter Bitterkeit von dem der Admiral um Gottes willen nichts merken durfte.
Aber glücklicherweise kannte eben Parry Hornblower nicht so genau wie Bush.
»Leider«, sagte Parry, »bin ich heute abend beim Admiral Lambert zum Dinner eingeladen.«
Dieser Name kam für Hornblower so überraschend, daß er seine Maske fallen ließ.
»Admiral Lambert, Mylord?«
»Ja, kennen Sie ihn denn?«
»Ich hatte die Ehre, unter ihm auf der westindischen Station zu dienen. Dies hier ist Mr. Bush. Er war damals Führer der Landungsabteilung der Renown, die Santo Domingo zur Übergabe zwang.«
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, sagte Parry, wobei sein ganzes Gehaben verriet, daß diese Freude immerhin ihre Grenzen hatte. Ein Seelord konnte auch wirklich in Verlegenheit geraten, wenn ihm so ein abgemusterter Leutnant über den Weg lief, der sich vor dem Feind Verdienste erworben hatte. Parry wandte sich auffallend schnell wieder an Hornblower.
»Ich möchte Admiral Lambert nahelegen«, sagte er, »mit mir nach dem Dinner hierher zurückzukehren, dann könnte ich Ihnen doch noch eine etwas verspätete Revanche geben. Würden wir Sie in diesem Fall hier finden?«
»Ich fühle mich durch Ihr Anerbieten sehr geehrt, Mylord«, sagte Hornblower mit einer Verbeugung, aber Bush bemerkte sogleich, wie er dabei unwillkürlich nach seiner fast leeren Brusttasche griff.
»Sie haben also die Güte, diese halbverbindliche Aufforderung anzunehmen? Für Admiral Lambert kann ich ja leider nichts versprechen, außer, daß ich mein Bestes tun werde, ihn zum Kommen zu überreden.«
»Ich esse jetzt mit Mr. Bush, Mylord. Nachher stehe ich Ihne auf alle Fälle zur Verfügung.«
»Die Verabredung soll also für unseren Teil auf jeden Fall Geltung haben, nicht wahr?«
»Jawohl, Mylord.«
Parry verabschiedete sich mit all dem würdevollen Zeremoniell, das einem Admiral und Seelord anstand, sein Flaggleutnant, der ebenfalls zu dem Quartett am Whisttisch gehört hatte, öffnete ihm die Tür und ließ ihm mit
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