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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Seeoffiziere in gedämpftem Ton über Bonaparte und hob hervor, wie schwer es sei, mit ihm auf der gleichen Erde zu leben, wobei immer wieder die gleichen Namen Malta und Genua, Santo Domingo und Miquelet in die Debatte geworfen wurden.
    »Denken Sie an mich, wenn es soweit ist«, sagte einer der Offiziere und hieb sich mit der Faust in die hohle Hand. »Ich sage Ihnen, es kann nicht mehr lange dauern, dann haben wir wieder Krieg.«
    Daraufhin erhob sich allgemeines zustimmendes Gebrumm.
    »Aber dann geht es bis aufs Messer«, meldete sich ein anderer. »Wenn er uns zum Äußersten treibt, dann werden wir bestimmt nicht eher ruhen, als bis Mr. Napoleon Bonaparte am nächsten Baum hängt.«
    Jetzt vergaßen seine Zuhörer in ihrer Begeisterung alle Rücksicht und brüllten los wie wilde Tiere im Käfig.
    »Aber, meine Herren«, sagte einer der Spieler an Hornblowers Tisch und warf dazu einen Blick über seine Schulter. »Wir wären Ihnen wirklich verbunden, wenn Sie die Liebenswürdigkeit hätten, Ihr zweifellos aktuelles Gespräch in der entgegengesetzten Ecke dieses Saales fortzusetzen. Dieser Teil hier ist nämlich der Pflege des interessantesten und schwierigsten aller Spiele vorbehalten.«
    Die Worte wirkten keineswegs unfreundlich und wurden i einer angenehmen hellen Tenorstimme gesprochen. Und doch blieb man keinen Augenblick im Zweifel, daß der Sprecher unbedingt Gehorsam heischte. »Jawohl, sofort, Mylord«, sagte einer der Seeoffiziere dienstbeflissen. Das veranlaßte Bush, schärfer hinzuschauen, und alsbald hatte er den Sprecher auch erkannt, obwohl es schon sechs Jahre her war, seit er ihn zuletzt gesehen hatte. Es war der Admiral Lord Parry, der nach Camperdown zum Peer von England ernannt worden war und jetzt den Posten eines Seelords der Admiralität bekleidete. Er gehörte also zu jenen Männern, die über das Wohl und Wehe eines Seeoffiziers zu befinden hatten. Der schneeweiße Lockenkranz um seine Glatze, der gütige Zug seines Altmännergesichts und der milde Tonfall seiner Stimme wollten schlecht zu dem Spitznamen »Knochenschinder« passen, den ihm seine Untergebenen vor langen Jahren im Amerikakrieg beigelegt hatten. Hornblower bewegte sich offenbar in illustrer Gesellschaft. Bush sah, wie Lord Parry seine magere weiße Hand ausstreckte und für Hornblower abhob. Seine bleiche Hautfarbe verriet auf den ersten Blick, daß er ebenso wie Hornblower lange nicht mehr auf See gewesen war. Hornblower teilte die Karten aus, und das Spiel nahm in lähmender Stille seinen Fortgang. Man hörte kaum, wie die Karten auf das grüne Tuch des Tisches niederfielen; wer einen Stich gewonnen hatte, nahm ihn geräuschlos an sich und ließ höchstens ein leises Schnappen hören, wenn er ihn zu den anderen legte. Die Reihe der Stiche, die vor Parry lagen, wurde länger und länger, sie glich einer Schlange, die lautlos über eine Felsplatte glitt, jetzt schloß sie sich zu einem Ring, jetzt reckte sie sich von neuem aus - dann war das Spiel zu Ende, und die Karten wurden zusammengeworfen.
    »Klein Schlemm«, sagte Parry, und schon griff alles nach den Merktafeln. Mehr wurde nicht gesprochen, aber diese beiden kurzen Worte klangen so klar und deutlich durch die Stille wie zwei Glasen auf einer Mittelwache. Jetzt hob Hornblower ab und das Spiel nahm unter dem gleichen geheimnisvollen Schweigen seinen Fortgang. Bush fand diese Art zu spielen wenig reizvoll, er zog Spiele vor, bei denen es erlaubt war, zu schreien, wenn man verlor, und zu jubeln, wenn man gewann, vor allem fand er es viel schöner, wenn eine einzige Karte über Gewinn und Verlust entschied und nicht jedesmal alle zweiundfünfzig durchgespielt werden mußten. Aber damit hatte er natürlich unrecht. Whist übte zweifellos einen Zauber aus, einen gefährlichen, giftigen Zauber. War es etwa eine Art Opium? Nein, gewiß nicht. Es erforderte blitzschnelles Denken, es glich darin einem eleganten Gefecht mit blinkenden Floretts, das mit rohem, polterndem Säbelschwingen nichts gemein hat, und es konnte ebenso tödlich sein. Eine Florettklinge, die die Lunge durchbohrt, tötet ja mindestens so sicher, nein sicherer noch, als der Hieb eines Säbels. »Ein kurzer Rubber«, bemerkte Parry und brach damit das Schweigen, als die Karten nach dem letzten Spiel wieder auf einem Haufen lagen.
    »Jawohl, Mylord«, sagte Hornblower.
    Bush, den die Sorge scharfsichtig gemacht hatte, verfolgte gespannt jede Einzelheit. Er sah, wie Hornblower die Hand in die Brusttasche

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