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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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mitgezählt und stöhnten hörbar auf, als Lambert den letzten entscheidenden Stich kassierte. Der Oberst war so aufgewühlt, daß er zuletzt sogar das geheiligte Schweigen brach.
    »Jetzt liegen wir wahrhaftig Kopf an Kopf«, sagte er. »Das nächste Spiel muß die Entscheidung bringen.«
    Seine Bemerkung wurde jedoch mit eisigem Schweigen aufgenommen, woraus er am besten sehen konnte, wie wenig die anderen seine Redseligkeit schätzten. Parry nahm nur die Karten, die zur Rechten des Obersten lagen, und reichte sie Hornblower zum Abheben. Dann gab Parry für das nächste Spiel und legte zuletzt den Karo-König als Trumpfkarte auf. Der Oberst spielte aus. Stich folgte auf Stich. Lambert und Parry heimsten für eine Weile alles ein, nachdem sie nur einen einzigen Stich verloren hatten. Schon lagen sechs Stiche vor Parry und nur ein einziger vor Hornblower. Wie hatte der Oberst gesagt? Sie lägen Kopf an Kopf? Immer wieder klang Bush diese Bemerkung in den Ohren. Die beiden Admirale brauchten nur noch einen einzigen der nächsten sechs Stiche zu machen, dann hatten sie den Rubber gewonnen. Der Stand von fünf zu eins war schwer aufzuholen, und Bush machte sich schon mit dem Gedanken vertraut, daß sein Freund den letzten Rubber verlor. Der nächste Stich fiel jedoch an den Oberst, und damit war das Spiel wieder durchaus offen. Hornblower nahm den folgenden Stich, man konnte also noch immer hoffen, jetzt spielte Hornblower das Karo-As und legte, ehe noch nachgespielt werden konnte, seine anderen drei Karokarten dazu, um damit den Rest der Stiche für sich einzufordern. Karo-Dame und -Bube lagen für alle sichtbar auf dem Tisch.
    »Rubber!« rief da der Oberst. »Also doch gewonnen, Partner!
    Und ich dachte schon, alles sei verloren.« Parry betrachtete wehmütig seinen gefallenen König. »Ihr As mußten Si ausspielen, Mr. Hornblower«, sagte er. »Das ist mir klar. Aber ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie mir erklären würden, woher Sie so genau wußten, daß mein König blank war. Es waren doch noch zwei weitere Karokarten im Spiel. Bin ich unbescheiden, wenn ich Sie bitte, dieses Geheimnis zu lüften?«
    Hornblower zog die Brauen hoch, als wollte er nicht recht glauben, daß man nach so einfachen Dingen überhaupt fragen müsse. »Nach dem bisherigen Verlauf des Spiels mußten Sie den König haben, Mylord«, sagte er. »Weiterhin deutete alles darauf hin, daß Sie außerdem noch drei Kreuz-Karten hatten. Da im ganzen nur noch vier Karten im Spiele waren, konnte Ihr König unmöglich eine Deckung haben.«
    »Eine überzeugende Erklärung«, sagte Parry, »die mich übrigens in meiner Überzeugung bestärkt, daß Sie ein ausgezeichneter Whistspieler sind.«
    »Besten Dank für diese Anerkennung, Mylord.«
    Parrys lächelnder Blick verriet ungewöhnliches Wohlwollen, um nicht zu sagen Wärme. Hornblower hatte ihm wahrscheinlich schon den ganzen Abend imponiert, durch sein letztes Meisterstück aber schien er ihn vollends für sich gewonnen zu haben.
    »Ich werde mir Ihren Namen merken, Mr. Hornblower«, sagte er. »Sir Richard hat mir inzwischen verraten, warum er mir so bekannt vorkam. Es war höchst bedauerlich, daß wir damals Ihre Beförderung zum Commander nicht bestätigen konnten, aber die sofortigen Sparmaßnahmen, die das Kabinett der Admiralität auferlegte, ließen uns einfach keinen anderen Weg.«
    »Ich dachte, ich wäre der einzige gewesen, der den Fall bedauerlich fand, Mylord.«
    Bush bekam wieder alle Zustände, als er diese Worte hörte.
    Hätte Hornblower nicht gerade in diesem Augenblick allen Grund gehabt, sich bei seinen höchsten Vorgesetzten angenehm zu machen? Statt dessen stieß er sie jetzt durch dieses offen Eingeständnis seiner bitteren Enttäuschung vor den Kopf. Was für ein Glück allein, daß er Parrys Bekanntschaft machen konnte! Jeder arme, auf Halbsold gesetzte Seeoffizier hätte für eine solche Gelegenheit weiß Gott was gegeben. Bush brauchte jedoch nur einen Blick auf die beiden Partner in diesem Gespräch zu werfen, um sich zu überzeugen, daß seine Befürchtung grundlos war. Hornblower strahlte den Lord mit entwaffnender Heiterkeit an, und dieser lächelte ebenso gutgelaunt zurück. Entweder hatte Parry von dem bitteren Unterton seiner Worte nichts gemerkt, oder Bush bildete sich etwas ein, was in Wirklichkeit gar nicht zutraf.
    »Da hätte ich doch beinahe vergessen, daß ich Ihnen noch fünfunddreißig Shilling schuldig bin«, sagte Parry und schlug sich an die

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