Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Männer kam die Straße entlangmarschiert, aber diesmal nicht in Rotröcken und auch nicht so militärisch steif wie eben die Soldaten. Sie trugen karierte Hemden und blaue Hosen, an ihrer Spitze marschierte ein Fähnrich mit dem Marinedolch an der Seite und weißen Patten auf den Rockaufschlägen.
    »Also doch ein Preßkommando!« rief Bush. »Es gibt keinen Zweifel mehr l Sehen Sie die Knüppel, die sie tragen!«
    Jeder der Matrosen trug nämlich eine Keule in der Hand.
    »Fähnrich!« rief Hornblower in scharfem Befehlston, »was soll das alles bedeuten?«
    Als der Fähnrich die im Kommandoton gestellte Frage hörte und die Offiziersuniformen sah, ließ er halten und eilte herbei.
    »Befehl, Sir«, begann er, dann aber sagte er sich, daß es mit dem zunehmenden Tageslicht kein Geheimnis mehr zu wahren gäbe, vor allem nicht vor Seeoffizieren, und fuhr daher fort:
    »Das ist ein Preßkommando, Sir, wir haben Befehl, jeden Seemann zum Dienst zu pressen, den wir finden. Die Patrouillen sind auf alle Straßen verteilt.«
    »Das habe ich mir gedacht. Warum werden denn die Leute gepreßt?«
    »Das weiß ich nicht, Sir, Befehl, Sir.«
    Damit war wohl schon genug gesagt.
    »Schön, tun Sie weiter Ihre Pflicht.«
    »Weiß Gott, es wird wieder gepreßt«, sagte Bush. »Da ist sicher etwas los.«
    »Womit Sie wohl recht haben dürften«, sagte Hornblower.
    Die beiden waren inzwischen in die Highbury Stree eingebogen und näherten sich Mrs. Masons Haus.
    »Da kommen schon die ersten angerückt«, sagte Hornblower, als sie eben anlangten.
    Sie blieben auf der Türschwelle stehen und ließen sie an sich vorüberziehen; es waren an die hundert Mann, die von einer Handvoll mit Stöcken ausgerüsteter Matrosen bewacht wurden.
    Die ganze Kolonne stand unter der Führung eines Fähnrichs.
    Einige der zum Seedienst gepreßten Leute schienen in ihrer Bestürzung die Sprache verloren zu haben, andere schwatzten und schimpften ohne Unterbrechung drauflos und machten einen solchen Lärm, daß die ganze Straße davon munter wurde. Jeder der Männer hielt mindestens eine seiner Hände in der Hosentasche, und wenn er nicht gerade mit der anderen in der Luft herumgestikulierte, sogar alle beide.
    »Haha, genau wie in alten Zeiten«, grinste Bush. »Man hat ihnen den Hosenbund abgeschnitten.«
    Wenn man einem Mann den Hosenbund durchschnitt, dann mußte er mindestens eine Hand in der Tasche behalten, weil er sonst seine Hose verlor. Niemand konnte davonlaufen, wenn er auf diese Art behindert war.
    »Die Kerle schauen samt und sonders aus, als gäben sie prima Seeleute ab«, sagte Bush, der den Haufen gleich mit fachmännischem Blick gemustert hatte.
    »Jedenfalls haben sie böses Pech gehabt«, sagte Hornblower.
    »Wieso denn Pech?« fragte Bush überrascht.
    Ja, wieso? War denn der Ochse unglücklich, wenn er in Beefsteak verwandelt wurde? Oder störte es etwa das Geldstück, wenn es von einer Hand in die andere glitt? So ging es eben im Leben zu. Daß sich ein Handelsschiffsseemann plötzlich in einen Kriegsschiffsmatrosen verwandelt sah, war so natürlich, wie daß er graue Haare bekam, sofern er nur lange genug lebte.
    Es gab eben keinen anderen Weg, seiner habhaft zu werden, als daß man ihn nächtlicherweile überraschte, sei es zu Hause i Bett, sei es in der Kneipe oder im Bordell, und ihn sekundenschnell aus einem freien Mann, der seinen Lebensunterhalt verdiente, in einen gepreßten Untertanen verwandelte, der aus eigenem Entschluß keinen Schritt an Land tun konnte, ohne riskieren zu müssen, daß er rund um die Flotte gepeitscht wurde. Bush konnte für die »gepreßten« Seeleute nicht mehr Gefühl aufbringen, als etwa für die Nacht, wenn sie dem Tage weichen mußte.
    Hornblower wandte immer noch kein Auge von dem Preßkommando und der gepreßten Rekrutenschar.
    »Vielleicht geht es wirklich wieder los«, sagte er langsam.
    »Krieg!« stieß Bush hervor.
    »Wir werden es erfahren, wenn die Post kommt«, sagte Hornblower. »Parry hätte uns wohl schon gestern sagen können, was los ist.«
    »Aber - Krieg!« sagte Bush.
    Der Haufen verschwand in der Gegend der Werft um die Ecke, und mit wachsender Entfernung verstummte allmählich der Lärm, den er verursachte. Jetzt wandte sich Hornblower nach der Haustür um und zog den schweren Schlüssel aus der Tasche. Als sie eintraten, sahen sie, daß Maria mit einem unangezündeten Leuchter am Fuß der Treppe stand. Sie hatte einen langen Mantel über ihr Nachthemd geworfen und offenbar in

Weitere Kostenlose Bücher