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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Begehren.
    Jetzt stand er immer noch in militärischer Haltung vor seinen Vorgesetzten und hielt die Hände vorschriftsmäßig an der Hosennaht. Da fiel Bush auf, wie er mit seinen langen Fingern gegen die Schenkel trommelte, wie er sich plötzlich beherrschte und dann unter dem Druck einer unbezähmbaren Nervosität von neuem damit begann. Die Gründe, die Bush am Ende zu seiner Entscheidung bestimmten, kamen jedenfalls aus anderen Bereichen als denen kühl wägender Vernunft. Was gab ihm also den Ausschlag? Vielleicht war es seine angeborene Herzensgüte, vielleicht überwog sogar noch ein Gefühl persönlicher Neigung. Eins war nämlich sicher: Er hatte diesen fixen, wendigen Jungen von Herzen liebgewonnen und hegte nicht mehr den geringsten Zweifel an seinem persönlichen Mut.
    »Ich möchte Mr. Hornblower mitnehmen, Sir«, sagte er, und es schien, als wären ihm diese Worte fast ungewollt entglitten.
    So ähnlich mochte ein freundlich gesinnter älterer Bruder sprechen, der aus Herzensgüte sein kleines Brüderchen mitschleppen will, wenn er einen fröhlichen Ausflug vorhat.
    Während er noch sprach, traf ihn als Antwort Hornblower stummer Blick und brachte jede Spur von Reue zum Schweigen, die ihn überkommen haben mochte, weil er seinen Gefühlen nachgegeben hatte, statt unbeirrbar der Vernunft zu folgen. In diesem einen kurzen Blick lag nämlich so viel erlöstes Aufatmen und so viel Dankbarkeit, daß es Bush ganz warm und weit ums Herz wurde. Seine Großmut machte ihn in seinen eigenen Augen zu einem edleren und besseren Menschen.
    Natürlich sah er im Augenblick nichts Ungereimtes darin, daß ihm Hornblower für eine Entscheidung Dank wußte, die ihn mit Sicherheit in Lebensgefahr brachte.
    »Gut, Mr. Bush«, sagte Buckland. »Haben Sie noch etwas auf dem Herzen, Mr. Hornblower?«
    »Nein, Sir.«
    »Doch, Sie wollten eben etwas sagen. Nur heraus damit!«
    »Es war nichts von Bedeutung, Sir. Ich fragte mich eben nur, ob es nicht an der Zeit wäre, Kurs zu ändern. Wir könnten jetzt gleich nach der Scotchmans Bay abhalten, dann brauchen wir keinen Zeitverlust mehr zu gewärtigen.«
    »Dem steht wohl nichts im Wege.«
    Buckland wußte so gut wie jeder andere Seeoffizier, daß auf die Launen von Wind und Wetter kein Verlaß war und daß man daher Maßnahmen von irgendwie entscheidender Bedeutung niemals unnötig aufschieben durfte. Dennoch kam es immer wieder vor, daß er diesen Grundsatz vergaß, wenn er nicht von anderen daraufgestoßen wurde. »Gut, bringen wir das Schiff vor den Wind. Geben Sie mir bitte den Kurs.«
    Nachdem der Lärm des Halsemanövers abgeebbt war, ging Buckland den anderen voran in seine Kammer zurück und warf sich müde auf seinen Stuhl.
    »Wir haben Mr. Hornblower für den Augenblick zufriedengestellt«, sagte er. »Jetzt lassen Sie mich bitte hören, Mr. Bush, was Sie für das Unternehmen brauchen.«
    Die nun folgende Besprechung nahm den üblichen Verlauf.
    Sie drehte sich um die Leute, die für die Landung in Frage kamen, die Ausrüstung, die an sie auszugeben war, den Treffpunkt, der für den folgenden Morgen vereinbart werden mußte. Hornblower hielt sich mit Absicht bescheiden im Hintergrund, während diese Fragen erörtert wurden.
    »Haben Sie noch Vorschläge, Mr. Hornblower?« fragte Bush zuletzt. Seine Höflichkeit legte ihm diese Frage in den Mund, vielleicht steckte allerdings auch etwas Berechnung dahinter.
    »Nur einen, Sir. Wir könnten ein paar Bootsdraggen mit Leinen mitnehmen. Wenn wir die Mauern erklettern müssen, könnten sie uns von Nutzen sein.«
    »Richtig«, stimmte Bush ihm bei, »lassen Sie die Dinger ausgeben.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Brauchen Sie einen Befehlsübermittler, Mr. Hornblower?« ragte Buckland.
    »Vielleicht wäre es gut, wenn ich einen hätte, Sir.«
    »Haben Sie jemand Besonderen im Auge?«
    »Am liebsten hätte ich Wellard, Sir, wenn Sie nichts dagegen einzuwenden haben. Er hat einen klaren Kopf und ist fix im Denken.«
    »Gut, einverstanden.« Buckland maß Hornblower mit einem scharfen Blick, als Wellards Name fiel, aber er kam dann nicht weiter auf dieses Thema zurück.
    »Sonst noch etwas? Nein? Mr. Bush? Ist alles klar?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Bush.
    Buckland trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. Die Kursänderung bedeutete noch keine unwiderrufliche Entscheidung, er hatte sich damit auf keine Weise festgelegt.
    Erst der nächste Befehl brachte das Räderwerk erbarmungslos in Gang. Wenn die Männer geweckt waren und ihre Waffe

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