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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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bereits, seinen Draggen über die Krone der Mauer zu werfen. Er kam polternd wieder herunter und verfehlte Bush dabei um kaum einen Meter. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, holte der Matrose den Draggen wieder zu sich heran, nahm ein zweitesmal Schwung und schleuderte den kleinen Anker mit aller Wucht von neuem über die Mauer. Jetzt endlich blieb er hängen, der Matrose stemmte seine Füße gegen die Mauer, griff mit beiden Händen in die Leine und begann wie ein Wilder aufzuentern. Ehe er noch halbwegs oben war, langte schon ein zweiter nach der Leine und stieg hinter ihm her. Um den Tamp der Leine herum drängten sich schreiende, aufgeregte Männer, von denen jeder der nächste sein wollte.
    Ein Stück weiter hatte noch ein Draggen gefaßt, auch dort drängten sich die Leute mit lautem Gebrüll um die Leine. Jetzt hörte man lautes, lebhaftes Musketenfeuer, und Bush roch auch schon, daß ihm Pulverdampf um die Nase strich. Auf die frische Nachtluft hin, die er die ganzen Stunden über geatmet hatte, empfand er diesen Geruch als besonders scharf und widerwärtig.
    An der Wasserfront des Forts zu seiner Rechten versuchten die Seesoldaten, durch die Geschützscharten in das Innere der Befestigungsanlagen einzudringen. Bush wandte sich weiter nach links, um zu sehen, was dort zu unternehmen war, und machte dabei gleich die entscheidende Entdeckung. Dort, im geschützten Winkel der vorspringenden Eckbastion, befand sich nämlich die Ausfallpforte des Forts, ein breites hölzernes Tor, das mit starken eisernen Beschlägen bewehrt war. Zwei kopflose Matrosen feuerten mit ihren Musketen auf die Köpfe, die sich oben auf der Mauer zu zeigen begannen - an das Tor vor ihrer Nase dachten sie nicht. Dem Durchschnittsseemann eines englischen Kriegsschiffes konnte man eben mit gutem Gewissen keine Muskete in die Hand drücken. Bush erhob seine Stimme daß sie den Lärm wie eine Trompete übertönte.
    »Äxte her, Äxte, Äxte!«
    Noch immer wimmelten eine Menge Leute unten im Graben herum, die noch keine Zeit gefunden hatten, die innere Böschung zu erklettern. Einer von diesen drängte sich gleich mit geschwungener Axt durch die Menge und begann, sich in die Höhe zu arbeiten. Aber Silk, der herkulische Bootsmannsmaat, der eine Gruppe in Bushs Abteilung kommandierte, kam sofort am Grabenrand herbeigeeilt und riß ihm die Axt aus der Hand.
    Dann begann er, das Tor mit genau berechneten, sausenden Hieben zu bearbeiten, wobei er jedesmal alle seine Kraft zusammennahm und dann den Stahl mit voller Wucht in das splitternde Holz jagte. Gleich darauf erschien ein zweiter Axtträger, schob Bush kurzerhand beiseite und begann gleichfalls, auf das Tor loszuhacken. Aber es erwies sich, daß er es weder an Kraft noch an Geschicklichkeit mit Silk aufnehmen konnte. Der ganze Mauerwinkel dröhnte vom Krachen ihrer Hiebe. Jetzt öffnete sich ein eisenvergittertes Guckloch im Tor, und dahinter schimmerte es wie von stählernen Musketenläufen.
    Bush hob blitzschnell die Pistole und feuerte hinein. Silks Axt durchschlug mit einem letzten, mächtigen Hieb die starken Bohlen, er riß ihr Blatt mit Gewalt aus dem entstandenen Loch, dann wechselte er sein Ziel und begann, den mittleren Teil des Tors mit waagerechten Zirkelschwüngen zu bearbeiten. Nach drei gewaltigen Hieben hielt er inne und wies den zweiten Axtträger an, wohin er seine Hiebe richten sollte. Wieder und wieder krachte Silks Axt in das Tor, endlich stellte er sie beiseite, griff mit den Händen in das zerfetzte Loch, das sie geschlagen hatte, stemmte den Fuß gegen die Planken und riß mit einer einzigen gewaltigen Kraftanstrengung ein ganzes Stück des Tores heraus. Drinnen lag ein Balken quer über der Öffnung. Silk ging sofort auf das neue Hindernis los und hieb auch dieses mit seiner Axt in Stücke. Dann stürzte er sich, die Axt noch immer in der Rechten, mit heiserem Gebrüll durch da gezackte Loch ins Innere des Forts.
    »Mir nach, ihr Männer!« brüllte Bush, was seine Lunge hergab, und eilte hinter ihm drein.
    Sie fanden sich in einem offenen Hofraum wieder. Bush wäre ums Haar über einen Toten gefallen, der ihm vor den Füßen lag.
    Als er sich wieder gefangen hatte, sah er sich einer Gruppe von Männern gegenüber, die teils splitternackt, teils nur mit Hemden bekleidet waren. Sie hatten kaffeebraune Gesichter und trugen lange, wildgewachsene Schnurrbärte, in ihren Händen schwangen sie blitzende Messer und Pistolen. Silk warf sich wie ein Rasender mit

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