Hornblower 02 - Leutnant Hornblower
Hindernis.«
»Danke, Mr. Hornblower. Wir wollen uns wieder in Marsch setzen. Bitte, treten Sie mit Ihrer Abteilung an.«
»Aye, aye, Sir.«
Der Vormarsch begann. Die runden Kalksteinkuppen, die den Kamm der Halbinsel bildeten, waren mit langem Gras bedeckt und hier und dort mit einzelnen Bäumen bestanden. Abseits des Pfades war das Gehen nicht ganz einfach, da das Gras in dichten, unregelmäßigen Büscheln wucherte, auf dem We selbst ging es sich verhältnismäßig leicht, jedenfalls konnten sich die Männer wohlaufgeschlossen in einer Art Marschkolonne voranbewegen. Ihre Augen hatten sich völlig an die Dunkelheit gewöhnt, so daß sie in der sternhellen Nacht ohne Schwierigkeit den Weg erkennen konnten. Der Graben, von dem Hornblower gesprochen hatte, entpuppte sich als ein flacher Einschnitt mit sacht abfallenden Seiten und bot keinerlei Hindernis. Bush stapfte mit Whiting an seiner Seite an der Spitze der Seesoldaten voran, die dunkle Tropennacht schlug sich um seine Glieder wie ein feuchtwarmes Handtuch. Der ganze Marsch hatte für ihn überhaupt etwas Traumhaftes, was sich wahrscheinlich dadurch erklären ließ, daß er volle vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen hatte und von den Anstrengungen des verflossenen Tages noch wie vor den Kopf geschlagen war. Der Pfad stieg immer noch langsam an - atürlich, das war nicht anders zu erwarten, da er ja nach dem höchsten Punkt der Halbinsel führte, auf dem das Fort gelegen war.
»Ah!« sagte Whiting plötzlich. Der Weg hatte sich allmählich mehr nach rechts gezogen, damit führte er weiter vom Meere weg und näher zur Bucht hin. Jetzt hatten sie das Rückgrat der Halbinsel überquert, und jenseits desselben tat sich der Blick über die Bucht auf. Rechter Hand reichte das Auge über die Einfahrt bis nach See hinaus, dort war es nicht so dunkel wie anderwärts, weil sich das schwache Licht des aufgehenden Mondes durch die tief über der Kimm hängenden Wolkenbänke fraß. »Mr. Bush, Sir?«
Das war Wellard, er hatte seine Stimme diesmal besser in der Gewalt »Ja? Hier bin ich.«
»Mr. Hornblower hat mich zurückgesandt, Sir. Vorn kommt noch ein weiterer Graben quer über den Weg. Außerdem sind wir auf eine Viehherde gestoßen. Die Tiere schliefen dicht am Weg, und wir haben sie geweckt. Jetzt laufen sie überall herum.«
»Danke, ich bin im Bilde«, sagte Bush.
Bush hielt bitter wenig vom sogenannten gemeinen Mann samt all den sogenannten Unterführern, die die Masse der ihm unterstellten Truppe ausmachten. Wenn Leute dieses Schlages auf einem nächtlichen Marsch unversehens auf Kühe stießen, dann dachten sie unter Garantie, sie hätten den Feind vor sich.
Das gab Aufregung und Lärm, womöglich fingen sogar irgendwelche Idioten an zu schießen.
»Sagen Sie Mr. Hornblower, ich werde fünfzehn Minuten Marschpause einlegen.«
»Aye, aye, Sir.«
Solange noch genügend Zeit war, konnte eine Rast den müden Männern nur guttun. Außerdem bot sie der Kolonne wieder einmal Gelegenheit zum Aufschließen. Während der Marschpause konnte man die Leute persönlich und einzeln vornehmen und auf die Begegnung mit dem Vieh vorbereiten.
Durchsagen allein tat nie den gleichen Dienst, das wußte Bush genau. Die Männer waren müde und schwer von Begriff, da kam am Ende der größte Unsinn heraus. Er gab also den Haltbefehl, und die Kolonne kam zum Stillstand. Natürlich rannte der und jener verschlafen gegen seinen Vordermann, das gab Gepolter und Gemurmel, und die Unteroffiziere hatten alle Mühe, dem Lärm mit zischend hervorgestoßenen Flüchen ein Ende zu machen. Während die im Gras liegenden Leute noch auf das Zusammentreffen mit der Viehherde vorbereitet wurden, trat schon die nächste Sorge an Bush heran. Ein Maat meldete ihm:
»Matrose Black, Sir. Er ist betrunken, Sir.«
»Wie, betrunken?«
»Jawohl, Sir, er muß Schnaps in seiner Feldflasche gehabt haben, Sir. Man riecht es an seinem Atem. Ich weiß nicht, wie er darangekommen ist, Sir.«
Wenn man hundertachtzig Matrosen und Seesoldaten unte sich hatte, konnte man damit rechnen, daß mindestens einer davon betrunken war. Die Findigkeit des britischen Seemanns im Aufspüren von Alkohol und seine Neigung, des Guten zuviel zu tun, gehörten sozusagen zu seiner körperlichen Konstitution und waren so wenig von ihm wegzudenken wie seine Ohren oder seine Nase.
»Wo ist denn der Kerl jetzt?«
»Er hat Krach gemacht, Sir, da habe ich ihm eins aufs Ohr gegeben, jetzt hält er die Schnauze.«
Es war für
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