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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Anfällen von Müdigkeit, fand er das Warten nicht einmal lästig. Alle die Jahre auf See mit ihren zahllosen Wachen, auf denen nichts geschah, und alle die Jahre des Krieges mit ihrer endlosen Langeweile hatten ihn gegen Wartenmüssen abgehärtet. Manche von den Matrosen versuchten es in der steinigen Rinne wahrhaftig mit eine Schläfchen, öfter als einmal hörte Bush ein beginnendes Schnarchkonzert, das aber jedesmal von den Knüffen der Nachbarn roh unterbrochen wurde.
    Wurde rechts voraus, gerade über das Fort hinweg, der Himmel nicht schon etwas heller? Oder schien es nur so, weil der Mond jetzt über den Rand der Wolkenbank gestiegen war?
    Überall in der Runde, allein mit Ausnahme dieser einen Stelle, war der Himmel wie purpurner Samt und strahlte noch im Glanz der Sterne. Aber dort, dort kam jetzt ein Schimmer auf, der vorher nicht dagewesen war. Bush wechselte seine Stellung und fühlte wieder einmal nach den drückenden Pistolen in seinem Koppel. Sie waren halb gespannt, er durfte also nicht vergessen, die Hähne vollends zurückzuziehen, wenn er schießen wollte.
    An der Kimm zeigte sich jetzt wirklich die Andeutung einer Röte, die sich in die Nacht des Sternenhimmels mischen wollte.
    »Weitergeben durch die Linie!« sagte Bush. »Klarhalten zum Sturm.«
    Er wartete, bis der Befehl durch war, aber ehe er noch die Enden der Linie erreicht haben konnte, machten sich überall schon Lärm und Unruhe breit. Jene Dummköpfe, die es in jeder Truppe gibt, hatten sich sofort mit großem Geräusch erhoben, als sie der Befehl erreichte, und vergaßen wahrscheinlich sogar darüber, ihn weiterzusagen. Aber ihr Beispiel wirkte ohnedies ansteckend. Von den Flügeln bis zur Mitte, wo Bush lag, wanderte ein doppeltes Geratter die Linie entlang, als sich die Männer erhoben. Bush stand ebenfalls auf. Er zog seinen Säbel und wog ihn in der Hand; als er mit dem Griff zufrieden war, zog er mit der Linken eine Pistole aus dem Koppel und spannte ihren Hahn. Weiter nach rechts hörte man plötzlich metallisches Geklapper - die Seesoldaten pflanzten ihre Bajonette auf. Jetzt war es schon so hell, daß Bush die Gesichter der Männer rechts und links von ihm zu unterscheiden vermochte.
    »Auf!« kommandierte er, und schon quoll es zu beiden Seiten aus dem Graben. »Langsam! Zeit lassen!«
    Die letzten Worte hatte er fast mit erhobener Stimme gerufen.
    Man mußte darauf gefaßt sein, daß einzelne Hitzköpfe früher oder später zu rennen begannen, je länger man sie davon abhielt, desto besser war es. Er wollte, daß seine Leute das Fort gleichzeitig in einer einzigen Angriffswelle erreichten und nicht keuchend und atemlos einer nach dem anderen anlangten. Zur Linken hörte er deutlich, wie auch Hornblower »langsam, langsam!« rief. Der Lärm der Angriffsbewegung mußte jetzt im Fort zu hören sein, mußte auch die schläfrigen, sorglosen spanischen Wachen aus der Ruhe scheuchen. Es dauerte bestimmt nicht mehr lange, bis einer dieser Posten nach seinem Unteroffizier rief. Der Unteroffizier kam, horchte selbst, überlegte vielleicht noch einen Augenblick und gab dann Alarm.
    Das Fort erhob sich vor Bush wie ein kantiges, böses Untier; seine Umrisse standen immer noch schwarz gegen die junge Morgenröte. Jetzt konnte er sich einfach keinen Zwang mehr antun, er mußte rascher voran. Die Linie nahm sofort sein Tempo auf und hielt mit ihm Schritt. Dann begann einer zu schreien, die anderen Hitzköpfe schrien natürlich mit, schon fing die ganze Linie an zu rennen, und Bush stürmte als einer der ersten mit vor. Wie durch Zauberei gelangten sie unangefochten an den Rand des Grabens, dessen Böschung sechs Fuß tief und fast senkrecht in den Felsen eingeschnitten war.
    »Weiter, nicht stehenbleiben!« schrie Bush.
    Samt Säbel und Pistole rutschte er in den Graben hinunter, er kehrte dazu dem Fort den Rücken und hielt sich mit den Ellenbogen an der Kante fest, ehe er sich fallen ließ. Der Boden des trockenen Grabens war schlüpfrig und uneben, aber er gelangte mit großen Sprüngen rasch zur gegenüberliegenden Böschung, wo sich die Männer bereits schreiend drängten und einander hochklettern halfen.
    »Helft mir rauf!« rief Bush den Leuten rechts und links von ihm zu.
    Sie setzten ihm die Schultern unter das Gesäß und warfen ih buchstäblich auf den Grabenrand. Jedenfalls landete er auf dem Gesicht oben auf dem schmalen Absatz zwischen der Grabenböschung und dem Fuß der Mauer. Ein paar Meter weiter versuchte ein Matrose

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