Hornblower 02 - Leutnant Hornblower
das, Sir?«
»Ja«, sagte Bush mit einigem Widerstreben. Eine vorübergehende Einstellung der Feindseligkeiten ergab sich schließlich als logische Folgerung aus der beschlossenen Handlungsweise. Aber das Wort selbst klang ihm deshalb doch irgendwie verdächtig, nachdem Hornblower einmal angedeutet hatte, daß die Gegenseite über dieses Thema weiterzuverhandeln wünschte.
Mittag war längst vorüber, der Nachmittag schritt immer weiter vor. Eine volle Stunde hatte es allein gedauert, bis der Wortlaut der ehrenwörtlichen Verpflichtung ausgehandelt war, auf Grund deren die gefangenen Soldaten entlassen werden sollten. Es wurde zwei Uhr, bis über diesen Punkt endlich Einigkeit erzielt war, und dann verging wieder eine ganze Weile, bis zunächst die Frauen, ihre gebündelten Siebensachen auf dem Kopf, an Bush vorüber aus dem Haupttor zogen. Das Boot erwies sich als zu klein, um sie alle auf einmal aufzunehmen, es mußte zwei Fahrten machen, ehe das Übersetzen der Männer, und zwar zuerst der Verwundeten, beginnen konnte. Bush freute sich wie ein kleiner Junge zu Weihnachten, als endlich die Renown hinter dem Kap zum Vorschein kam. Mit der aufkommenden Seebrise rauschte sie stolz in die Bucht hinein.
Jetzt erschien von neuem Hornblower und trat grüßend z Bush heran. Er war offensichtlich so müde, daß er kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
»Die Renown weiß nichts von der Unterbrechung der Feindseligkeiten, Sir«, sagte er. »Wenn man von Bord aus das Boot mit den spanischen Soldaten über die Bucht rudern sieht, dann wird man todsicher sofort das Feuer eröffnen.«
»Wie wollen wir sie denn von dem Geschehenen in Kenntnis setzen?«
»Ich habe das mit Ortega besprochen, Sir. Er leiht uns ein Boot, daß wir eine Meldung an Bord senden können.«
»Hm, na ja!«
Schlaflosigkeit und Erschöpfung hatten Bush an und für sich in einen gereizten Zustand versetzt. Als jetzt Hornblower wieder einen neuen Vorschlag brachte und seinen vor Müdigkeit halb gelähmten Verstand in Anspruch nahm, lief ihm plötzlich die Galle über.
»Sie befassen sich immerzu mit Dingen, die Sie nichts angehen, Mr. Hornblower«, sagte er. »Ich habe hier das Kommando, merken Sie sich das!«
»Jawohl, Sir«, sagte Hornblower in militärischer Haltung, während Bush ihn immer noch anstarrte und nach diesem plötzlichen Zornesausbruch seine Gedanken zu sammeln suchte.
Es war nicht zu leugnen, die Renown mußte schleunigst von allem in Kenntnis gesetzt werden, was geschehen war. Wenn sie das Feuer eröffnete, dann war das eine Verletzung eines feierlich geschlossenen Abkommens, das er selbst mitunterzeichnet hatte.
»Himmeldonnerwetter!« sagte Bush nach einer Weile.
»Machen Sie doch, was Sie wollen. Wen wollen Sie denn schicken?«
»Ich könnte selbst fahren, Sir. Dann könnte ich Mr. Buckland unmittelbar alles Erforderliche melden.«
»Sie meinen über die... über die...« Bush scheute sich, das gefährliche Wort in den Mund zu nehmen.
»Jawohl, Sir, über die Möglichkeit zu weiteren Verhandlungen«, sagte Hornblower standhaft. »Er muß früher oder später davon erfahren - und solange Ortega noch hier anwesend ist...« Hornblowers Schlußfolgerungen waren ohne Zweifel richtig, und sein Vorschlag schien durchaus vernünftig zu sein.
»Ja, schön, es wird das beste sein, Sie fahren selbst. Aber das eine sage ich Ihnen, Mr. Hornblower: Lassen Sie mir ja keinen Zweifel darüber, daß ich keine Verhandlungen über jene Fragen gestattet habe, auf die Sie immer wieder anspielen. Es wurde also kein Wort darüber gesprochen, und ich weise jede Verantwortung für solche Dinge weit von mir. Haben Sie mich verstanden?«
»Aye, aye, Sir.«
12. Kapitel
Drei Offiziere saßen in dem Raum, der früher das Kommandantenzimmer des Forts Samana gewesen war und den man insofern auch jetzt noch so nennen konnte, als Bush von hier aus das Kommando über die Befestigung weiterführte. In einer Ecke stand ein Bett unter einem Moskitonetz, ihm gegenüber saßen jetzt Buckland, Bush und Hornblower in lederbezogenen Sesseln. Von einem Balken an der Decke hing eine Lampe herab, die das Zimmer mit beißendem Gestank erfüllte und ihren Schein auf die schweißnassen Stirnen der drei Männer warf. Die Luft war hier noch heißer und dumpfer als an Bord, aber man brauchte hier wenigstens nicht dauernd daran zu denken, daß auf der anderen Seite des Schotts ein wahnsinniger Kommandant lag.
»Ich zweifle keinen Augenblick daran«, sagte
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