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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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gehen. »Also gut«, sagte Buckland endlich, »hören wir uns den Mann an.«
    »Soll ich ihn hereinbringen, Sir? Er wartet schon recht lange.
    Ich könnte ihm die Augen verbinden.«
    »Ach, tun Sie, was Sie wollen«, sagte Buckland mit einer müden Geste. Aus der Nähe und nachdem ihm das Taschentuch von den Augen genommen worden war, sah Oberst Ortega wesentlich jünger aus, als man von weitem angenommen hatte.
    Er war sehr schlank gewachsen und zeigte auch in seiner zerschlissenen Uniform noch Haltung und vornehme Lebensart.
    Ein Muskel seiner linken Wange zuckte ununterbrochen auf und ab. Buckland und Bush erhoben sich langsam von ihren Plätzen, als ihnen Hornblower den Spanier vorstellte.
    »Oberst Ortega gibt an, er spreche kein Englisch«, sagte Hornblower. Er legte nur die leiseste Betonung auf die Wort »gibt an«, sein Blick ruhte nur um einen Herzschlag länger auf den beiden Vorgesetzten, als er es aussprach, aber sie mußten die Warnung verstanden haben.
    »Gut, fragen Sie ihn, was er wünscht«, sagte Buckland.
    Der Gedankenaustausch in spanischer Sprache nahm einen steifen, förmlichen Verlauf. Die einleitenden Worte beider Kontrahenten nahmen sich aus wie ein vorsichtiges Kreuzen der Waffen, bei dem jeder die Schwächen des Gegners zu entdecken, die eigenen zu verbergen suchte. Dann aber trat ein Wechsel in der Tonart ein; der Augenblick konnte sogar Bush nicht entgehen, obwohl er kein Wort der Unterhaltung verstand.
    Offenbar war man mit den unverbindlichen Redensarten zu Ende und begann nun die konkreten Vorschläge zu erörtern.
    Ortega gab sich dabei, als hätte er Gnaden zu verteilen, und Hornblower hatte alle Mühe, darzutun, daß er sich keine Gnaden wünschte. Am Ende wandte er sich in englischer Sprache an Buckland: »Er hat uns formulierte Kapitulationsbedingungen vorzulegen«, sagte er.
    »Was schlägt er vor?«
    »Bitte, lassen Sie sich nicht anmerken, was Sie davon halten, Sir. Er verlangt freien Abzug für die ganze Truppe, Schiffe, Mannschaften, zivile Angehörige und möchte Geleitbriefe für die Schiffe von hier nach einer anderen spanischen Besitzung - it anderen Worten nach Kuba oder Puerto Rico. Als Gegenleistung will er uns alles, was zurückbleibt, unbeschädigt übergeben: die militärischen Vorratslager, die Batterie auf der anderen Seite, kurzum alles.«
    »Aber...« Buckland mußte sich alle Mühe geben, seine Gefühle nicht zu verraten.
    »Ich habe bis jetzt nichts Erwähnenswertes dazu geäußert, Sir«, sagte Hornblower.
    Ortega war dem Gespräch der beiden Offiziere mit größter Spannung gefolgt. Jetzt wandte er sich stolz erhobenen Hauptes von neuem an Hornblower. Seine Worte hatten einen leidenschaftlichen Klang, aber dann unterstrich er eine seiner Bemerkungen mit einer Geste, die zu der Würde seiner Haltun seltsam kontrastierte - er fuhr sich mit der Hand in einer Art an den Hals, daß man unwillkürlich an einen Menschen dachte, der sich übergab.
    »Er sagt, wenn wir nicht auf seine Bedingungen eingingen, dann würde bis zum letzten Mann gekämpft«, verdolmetschte Hornblower. »Man könnte sich darauf verlassen, daß der spanische Soldat lieber in den Tod ginge, als daß er seine Ehre verspiele. Er meint, wir könnten ihnen nichts Schlimmeres antun, als es bereits geschehen sei, wir hätten, mit anderen Worten, unser Pulver an ihnen verschossen. Uns auf der Insel festzusetzen und ihn auszuhungern, könnten wir nämlich nicht riskieren, weil uns das gelbe Fieber - il vomito negro - drohe, Sir.«
    In der Aufregung der letzten Tage hatte Bush überhaupt nicht an diese Gefahr gedacht. Jetzt hatte er selbst das Gefühl, daß er bei ihrer plötzlichen Erwähnung ein besorgtes Gesicht machte, und bemühte sich eilends, wieder eine recht gleichgültige Miene aufzusetzen. Ein Seitenblick auf Buckland zeigte ihm, daß auch dessen Ausdruck diese Wandlung durchmachte. »Ich verstehe«, sagte Buckland.
    Es war nicht auszudenken! Wenn auf der Renown das gelbe Fieber ausbrach, dann hatte das Schiff vielleicht schon binnen einer Woche nicht mehr genug Leute zum bloßen Bedienen der Segel.
    Ortega begann mit einem neuen leidenschaftlichen Redeschwall, und Hornblower übersetzte weiter.
    »Er sagt, seine Truppen hätten ihr ganzes Leben hier zugebracht und bekämen daher das gelbe Fieber nicht so leicht wie unsere Leute, viele von ihnen hätten es schon gehabt und seien dagegen immun. Auch er hätte es schon gehabt, Sir.«
    Bush erinnerte sich, wie heftig Ortega dazu an seine

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