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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Hornblower »daß Villanueva den Oberst Ortega nicht nur hierhersandte, um über die Gefangenen zu verhandeln, sondern daß er ih außerdem den Auftrag gab, wegen diese Räumungsangelegenheit bei uns vorzufühlen.«
    »Woher wollen Sie das so sicher wissen?« meinte Buckland.
    »Bitte, Sir, versetzen Sie sich einmal in die Lage Ortegas.
    Würden Sie es wagen, auch nur ein Wort über eine Frage von solcher Bedeutung zu verlieren, wenn Sie keinen Auftrag dazu hätten? Wenn es Ihnen nicht ausdrücklich befohlen wäre, Sir?«
    »Nein, das käme natürlich nicht in Frage«, sagte Buckland.
    Niemand, der Buckland kannte, hätte bezweifelt, daß er damit die Wahrheit sprach, darum fühlte er sich jetzt auch völlig überzeugt.
    »Also dachte Villanueva sofort daran, zu kapitulieren, als er erfuhr, daß wir dieses Fort hier genommen hatten und daß er die Renown nicht mehr daran hindern konnte, in der Bucht zu ankern. So müssen die Dinge stehen, Sir, eine andere Erklärung scheint es nicht zu geben.«
    »Sie mögen recht haben«, sagte Buckland zögernd.
    »Wenn er aber bereit ist, mit uns über eine Kapitulation zu verhandeln, dann ist er entweder ein Feigling, Sir, oder aber er befindet sich in einer ernsten Gefahr.«
    »Na, na...«
    »Für uns ist es ganz unwichtig, Sir, welche dieser beiden Möglichkeiten zutrifft und ob die Gefahr echt oder nur eingebildet ist, da es uns ausschließlich darauf ankommt, bei diesem Handel möglichst viel herauszuschlagen.«
    »Sie reden ja wie der schlimmste Winkeladvokat«, sagte Buckland.
    Er sah sich durch Hornblowers Logik zu einem folgenschweren Entschluß gedrängt, gegen den er sich trotz allem innerlich heftig sträubte. In seinem Zwiespalt entfuhr ihm unversehens dieser beleidigende Vergleich.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir«, sagte Hornblower, »wen ich Ihnen nicht die gebührende Achtung entgegenbrachte. Meine Zunge ist mir wieder einmal durchgegangen. Natürlich liegt es nur bei Ihnen, Sir, zu entscheiden, was Ihnen die Pflicht zu tun gebietet.«
    Bush bemerkte wohl, wie das bloße Wort Pflicht Buckland den Nacken steifte.
    »Was meinen Sie also, was hinter diesem ganzen Manöver steckt?« fragte Buckland. Vielleicht wollte er damit nichts anderes als Zeit zum Nachdenken gewinnen, immerhin erhielt Hornblower dadurch Gelegenheit, seine Ansicht über die Lage weiterzuentwickeln.
    »Villanueva hält dieses Ende der Insel seit Monaten gegen die Aufständischen, Sir. Wir wissen nicht, wie groß das Gebiet ist, das er einstweilen noch beherrscht, aber wir können leicht erraten, daß es sich nicht allzu weit ins Innere erstreckt, vielleicht nur bis zum Kamm der Berge, dort jenseits der Bucht Wahrscheinlich leidet er unter bitterem Mangel an allen möglichen Dingen: Pulver, Blei, Flintsteinen, Schuhen und so weiter.«
    »Nach dem Zustand unserer Gefangenen zu urteilen ist das richtig, Sir«, warf Bush ein. Es wäre schwierig gewesen, nachträglich festzustellen, welche Gründe ihn dazu veranlaßten, sich mit dieser Bemerkung an dem Gespräch der beiden anderen zu beteiligen, vielleicht kam es ihm wirklich nur darauf an, der Wahrheit um ihrer selbst willen zu dienen. »Das kann schon sein«, sagte Buckland.
    »Seit Sie angekommen sind, Sir, ist er völlig von der See abgeschnitten. Dadurch ist seine Lage erst recht unhaltbar geworden. Er weiß ja nicht, wie lange wir hier bleiben wollen, weil er Ihre Befehle nicht kennt.«
    »Kennst du sie denn?« dachte Bush mit einem Blick auf Hornblower, während Buckland auf die Anspielung mit sichtlicher Unruhe reagierte. »Sprechen wir nicht von de Befehl«, sagte er.
    »Villanueva sieht sich, wie gesagt, abgeschnitten, seine Vorräte schrumpfen zusammen. Wenn er die Dinge so weiterlaufen läßt, muß er eines Tages doch kapitulieren. Darum nimmt er lieber jetzt gleich Verhandlungen auf, solange er sich noch halten kann, solange er noch etwas in die Waagschale zu werfen hat, als daß er damit bis zum letzten Augenblick wartet und schließlich zur bedingungslosen Übergabe gezwungen ist.«
    »Das leuchtet mir ein«, sagte Buckland.
    »Dazu kommt, daß er sich lieber uns in die Hände gibt als den Schwarzen«, schloß Hornblower seine Beweisführung.
    »Ja, das ist sicher«, sagte Bush. Jedermann hatte von den Schrecken des Sklavenaufstands gehört, der diese unglückliche Insel schon seit acht Jahren mit Mord und Brand verwüstete. Die drei Männer saßen eine Weile schweigend und ließen sich Hornblowers letzte Bemerkung durch den Kopf

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