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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Absatz, sondern eine ganze Seite füllte. Man würd belohnt, ausgezeichnet - vielleicht sogar befördert. Bei dieser Vorstellung schreckte Bush plötzlich zurück, als ob der Pfad, dem er in Gedanken gefolgt war, am Rande eines Abgrunds endete. Je wichtiger ein Ereignis war, desto genauer wurde es unter die Lupe genommen, desto kritischer wurde es von denen beurteilt, die ohnehin nicht damit einverstanden waren. Die politische Lage hier in Santo Domingo war alles andere als einfach, das wußte Bush, obwohl er nie versucht hatte, den Verhältnissen wirklich auf den Grund zu gehen oder gar ihren Ursachen nachzuspüren. Er war beiläufig darüber im Bilde, daß auf dieser Insel französische und spanische Interessen aufeinanderstießen und daß der Negeraufstand, dem jetzt ein Erfolg in den Schoß gefallen war, sich gegen beide richtete. Das war so ungefähr alles. Noch weniger wußte er über die sogenannte Antisklavereibewegung im Parlament, die die öffentliche Aufmerksamkeit fortwährend gerade auf die Vorgänge hier auf dieser Insel lenkte. Allein der Gedanke, daß das Parlament, das Kabinett oder gar der König seine Berichte sorgfältig und kritisch studieren könnten, flößte Bush geradezu einen eisigen Schrecken ein. Was bedeuteten alle Ehren und Auszeichnungen, von denen er zu träumen wagte, wenn er die Gefahren dagegenhielt, die ihm aus jener Richtung drohten?
    Traf er jetzt zum Beispiel eine Abmachung, die der Regierung aus irgendeinem Grunde nicht paßte, dann ließ sie ihn ganz einfach fallen - sofort und ohne Bedenken -, und er konnte sicher sein, daß sich keine Hand rührte, um dem mittellosen Leutnant zu helfen, der über keinerlei Beziehungen verfügte. Es war ihm nicht entgangen, wie sorgenvoll Buckland getan hatte, wenn auf solche Fragen auch nur angespielt worden war. Der Geheimbefehl verstand in dieser Hinsicht offenbar keinen Spaß.
    »Nichts da!« sagte Bush. »Davon lassen wir die Finger.
    Gehen Sie mit keinem Wort auf solche Dinge ein.«
    »Aye, aye, Sir. Ich soll ihn also auch nicht anhören, wenn er den Punkt von sich aus zur Sprache bringt?«
    »Hm...« Das konnte wieder so aussehen, als ob er sich von seiner Pflicht zu drücken suchte. »Die Entscheidung liegt auf jeden Fall bei Buckland, ich kann ihm unmöglich vorgreifen.«
    »Jawohl, Sir. Darf ich Ihnen einen Vorschlag unterbreiten, Sir?«
    »Und der wäre?« Bush wußte nicht, ob er sich ärgern oder freuen sollte, daß dieser Hornblower schon wieder einen Trumpf auszuspielen hatte. Aber er hielt eben nicht besonders viel von seiner eigenen Geschicklichkeit im Feilschen und Verhandeln, weil er nur zu genau wußte, daß ihm die bei solchen Geschäften nötigen Schliche und Kniffe nicht lagen.
    »Wenn Sie zunächst einmal ein Abkommen über die Gefangenen treffen wollten, Sir, dann dürfte seine Ausführung gleich erhebliche Zeit in Anspruch nehmen. Da wäre zunächst einmal die Frage des Ehrenworts, über dessen Fassung sich eine ganze Weile streiten ließe. Nachher dauert es wieder ziemlich lange, bis die Gefangenen hinübergeschafft sind; Sie könnten zum Beispiel darauf bestehen, daß immer nur ein Boot an der Brücke liegen darf, das wäre eine sehr verständliche Vorsichtsmaßnahme. Mit all diesen Verzögerungen könnten wir so viel Zeit gewinnen, daß die Renown inzwischen in die Bucht gelangt. Sie könnte dann eben außer Schußweite der anderen Batterie vor Anker gehen. Damit wäre das Loch endgültig verstopft, und zugleich wären wir noch in Fühlung mit den Dons, so daß Mr. Buckland die Verhandlungen weiterführen kann, wenn er es wünscht.«
    »Ihr Vorschlag hat einiges für sich«, sagte Bush. Auf jeden Fall nahm ihm dieses Verfahren viel von der Last der Verantwortung, die so schwer auf seinen Schultern lag. Zugleich schien es ihm eine hübsche Idee, mit Fragen zweiter Ordnung so lange Zeit zu vertun, bis die Renown auf der Bildfläche erschien und das Gewicht ihrer ehernen Argumente mit in die Debatte warf.
    »Sie geben mir also Vollmacht, über die Freigabe der Gefangenen gegen Ehrenwort zu verhandeln, Sir?« fragte Hornblower.
    »Ja«, sagte Bush, der sich plötzlich zu einem Entschluß durchgerungen hatte. »Aber diese Vollmacht erstreckt sich auf keine einzige andere Frage. Halten Sie das im Auge, Mr. Hornblower, wenn Ihnen Ihr Offizierspatent lieb ist.«
    »Aye, aye, Sir. Allerdings müßte ich auch vereinbaren, daß die Feindseligkeiten so lange unterbrochen werden, bis die Gefangenen übergeben sind. Darf ich

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