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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ihnen lagen Kaps und Untiefen, und dann waren da die Tiden - die unendlich verwickelten Gezeitenströme des Kanals -, mit denen man unbedingt zu rechnen hatte. Auch in der Höhe und Länge der Seen vollzog sich bestimmt schon sehr bald ein Wandel, denn die immer geringeren Wassertiefen, die zusammenrückenden Küsten des Kanals und die Gezeitenströme blieben natürlich nicht ohne Einfluß auf die atlantischen Roller. Allgemein galt es zu vermeiden, daß man am Ziel vorbei und weit in den Kanal hineingeblasen wurde, im besonderen aber ging es um den Versuch, in die Tor Bay einzulaufen.
    Das alles erforderte genaue Berechnung, vor allem war es unerläßlich, die Gezeitentafeln zu Rate zu ziehen, zumal sich bei solcher Fahrt vor dem Wind der Gebrauch des Lots von selbst verbot. »Auf diesem Kurs müßten wir Ouessant in Sicht bekommen, Sir«, schrie Prowse.
    Das war natürlich wichtig, denn man bekam damit eine sichere Grundlage für weitere Berechnungen und einen neuen Abgangspunkt für den Koppelkurs. Ein lauter Befehl sandte Orrock mit einem Kieker bewaffnet zur Verstärkung des Ausgucks in den Vortopp, zugleich sah sich Hornblower schon dem ersten all der neuen Probleme gegenüber, die nun erbarmungslos auf ihn zukamen, nämlich der Frage, ob er sich erlauben durfte, unter Deck zu gehen, und daran schloß sich unmittelbar die zweite: ob er Prowse nicht auffordern sollte, sich an seiner nautischen Rechenarbeit zu beteiligen. Die Antwort auf beide Fragen lautete selbstverständlich ja. Bush war ein guter Seemann, man konnte sich darauf verlassen, daß er Ruder und Segel nicht aus dem Auge ließ; Prowse war ein tüchtiger Nautiker und trug nach dem Gesetz die Mitverantwortung für den abzusetzenden Kurs. Er konnte sich also mit vollem Recht beklagen, wenn ihn Hornblower dabei überging, weil er keinen Wert darauf legte, den Mann immer um sich zu haben. So kam es, daß Prowse und Hornblower im Kartenhaus die Gezeitentafeln wälzten, als Foreman, dessen Klopfen im allgemeinen Lärm untergegangen war, ohne »Herein« die Tür auftat und damit allen Krach in voller Lautstärke einließ.
    »Meldung von Mr. Bush, Sir. Ouessant an Steuerbord querab in Sicht, Abstand sieben bis acht Meilen, Sir.«
    »Danke, Mr. Foreman.«
    Das war Glück! Der erste Lichtstrahl in der Finsternis. Aber der Kampf ging weiter, denn nun galt es, sofort die nächsten Maßnahmen zu planen, um die entfesselten Kräfte der Natur dem menschlichen Willen dienstbar zu machen. Ja, das Ganze war in der Tat ein zäher, verbissener Kampf mit diesen Gewalten, der allen Beteiligten das Letzte abverlangte, den Rudergängern, die ihre Kräfte so schnell verausgabten, daß sie halbstündlich abgelöst werden mußten, und dem verantwortlichen Kommandanten, Hornblower selbst, den seine Aufgabe volle dreißig Stunden ununterbrochen in Atem und Spannung hielt. Da galt es zum Beispiel, am Ruder immer wieder zu versuchen, ob man den Wind nicht doch ein paar Strich von Backbord achtern einfallen lassen konnte. Dreimal setzten sie dazu an, dreimal gaben sie das Unterfangen schleunigst wieder auf, weil das Schiff sofort vollends querzuschlagen drohte. Erst beim viertenmal hatten sie endlich Erfolg, weil der Seegang um so kürzer wurde, je weiter sie in den Kanal hineingelangten und weil drüben an der französischen Küste der Gezeitenstrom gekentert war. Obwohl der neue Kurs einen erheblichen Druck auf das Ruder zur Folge hatte, rauschten sie mit unverminderter Fahrt dahin. Die Rudergänger hatten jetzt ständig mit ihrem Rad zu kämpfen, das unter ihren Händen um sich schlug wie ein böses lebendiges Tier, und die Besatzung holte mit ganzer Kraft an den Brassen, um die Rah so genau nach dem Wind zu trimmen, daß das Segel auf keinen Fall back schlagen konnte.
    Zum mindesten bestand jetzt keine Gefahr mehr, daß die Hotspur unterschnitt, daß sie, mit anderen Worten, ihren Bug in die Rückseite einer etwas langsamer ablaufenden See bohrte und nicht mehr hochkam. Um die Hebelwirkung des Vormarssegels auszugleichen, setzten sie das Kreuzstagsegel, das auch den Rudergängern etwas Erleichterung schaffte, obwohl sich die Hotspur unter seinem Druck so weit überlegte, daß ihre Steuerbordgeschützpforten ins Wasser tauchten. Das Segel stand eine aufreibende Stunde lang, Hornblower war es dabei zumute, als hielte er die ganze Zeit über den Atem an. Dann riß es krachend wie ein Zwölfpfünder plötzlich mittendurch und zerfaserte sofort in schmale Streifen, die wie

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