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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Peitschenschnüre im Winde knallten. Im gleichen Augenblick hatten sich die Rudergänger mit aller Kraft dagegen zu stemmen, daß die Hotspur wieder abfiel. Solange das Segel stand, hatte es sich immerhin als nützlich erwiesen, daß es richtig schien, nun an seiner Stelle das Kreuzstengestagsegel zu setzen, von dem allerdings nur das Schothorn ziehen sollte, während Kopf und Hals mit Zeisings beschlagen blieben. Dieses Segel war nagelneu, es hielt dem gewaltigen Winddruck stand und lohnte so wenigstens die Mühe, die es gekostet hatte, und die Schwierigkeiten, die zu überwinden waren, bis es stand.
    Der kurze dämmrige Tag neigte sich schon dem Ende zu, das hieß, daß nun von neuem jeder Handgriff, jede Verrichtung in heulender Finsternis zu geschehen hatte. Infolge des Mangels an Schlaf verstärkten sich obendrein die Benommenheit und die müde Gleichgültigkeit, die dem erbarmungslos wehenden Sturm zuzuschreiben waren. Abgestumpft wie er war, merkte Hornblower erst nach einer ganzen Weile, daß sich das Deck der Hotspur unter seinen Füßen anders bewegte als zuvor. Der Übergang vollzog sich zwar ganz allmählich, aber der Wandel war am Ende so auffallend, daß er ihm nicht mehr entgehen konnte. Statt des Auges verriet ihm im Dunkeln das Gefühl, daß die Seen kürzer und steiler geworden waren - das war der typische stuckrige Seegang des Kanals und nicht mehr der lange stetige Schwung der atlantischen Roller.
    Die Bewegungen der Hotspur waren dadurch schneller, ja man mochte sogar sagen, heftiger geworden. Häufiger als zuvor brandete eine See über ihr Vorschiff, dabei nahm sie allerdings nicht mehr so viel Wasser über. Man bekam eben hier zu spüren, daß sich, wenn auch noch weit unter der Oberfläche, der Meeresgrund des Kanals von hundert auf vierzig Faden Tiefe hob, und der gegen den Wind setzende Gezeitenstrom spielte natürlich ebenfalls eine Rolle, obwohl der Weststurm das Wasser im Kanal bestimmt weit über die normale Höhe aufgestaut hatte. Vor allem aber wurde der Kanal immer enger, und die Roller, die zwischen Ouessant und den Scilly-Inseln noch reichlich Raum hatten, bekamen mehr und mehr Druck von der Seite. Alle diese Einflüsse bewirkten, daß die aufgewühlte See hier ganz andere Kräfte und Eigenschaften entwickelte. Das Deck der Hotspur stand jetzt so gut wie ständig unter Wasser, nur ununterbrochene Arbeit an den Pumpen hielt das Wasser in ihrem Raum noch im Schach, Arbeit, geleistet von müden, dürstenden, hungernden Männern, die sich dennoch unverdrossen mit ihrem ganzen Gewicht auf die langen Pumpenhebel warfen und dabei jedes Mal das Gefühl hatten, daß sie es vielleicht nicht mehr vermochten, diesen Kraftaufwand auch nur ein einziges Mal zu wiederholen.
    Um vier Uhr morgens wurde Hornblower gewahr, daß der Wind um ein weniges raumer einkam, und konnte eine kostbare Stunde lang etwas nördlicher steuern. Als der Wind dann unvermittelt wieder aus der alten Richtung wehte, war es damit leider vorbei, aber er rechnete sich aus, daß er auch so schon ein ansehnliches Stück nach Norden gelangt war. Dieses Ergebnis stimmte ihn so froh, daß er an seinem Tisch im Kartenhaus den Kopf auf die Arme sinken ließ und ein paar Minuten lang herrlich schlief. Erst als er bei einer besonders heftigen Bewegung des Schiffes hart mit der Stirn aufschlug, riß er sich wieder hoch und nahm seinen müden Trott auf dem Achterdeck von neuem auf.
    »Ich wünschte, wir könnten loten, Sir«, schrie ihm Prowse ins Ohr. »Ja.«
    Es hatte wirklich keinen Sinn, mit solcher Kundgabe von Wünschen Kräfte zu vergeuden.
    Und doch... mitten in der dunklen Nacht machte sich Hornblower plötzlich klar, daß eigentlich nichts dagegensprach, wenn er für eine Weile beidrehte. Er war erstens soeben wider Erwarten ein gutes Stück nach Norden gelangt und hatte zweitens auch von dem zahmer gewordenen Seegang nichts mehr zu befürchten. Mit Aufwand aller Energie brachte er es fertig, sich über die Größen der Stromversetzung und der Abtrift klarzuwerden. Dann galt es, sein Herz gegen alles Mitgefühl zu wappnen, weil er die völlig erschöpften Toppsgasten zum Bergen des Vormarssegels aus ihren Hängematten aufscheuchen mußte. Während dies geschah, stand er aufmerksam klar, um das Schiff unter dem Kreuzstagsegel an den Wind zu bringen.
    Dabei kam es darauf an, genau im rechten Augenblick Ruder zu legen, um den anrollenden steilen Seen möglichst schnell mit dem Bug zu begegnen. Am Wind tanzte die Hotspur

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