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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ihm fiel, sich das einzugestehen. Die Hotspur konnte dem Ansturm der Seen in ihrer jetzigen Lage gewiß nicht auf unbegrenzte Zeit standhalten, aber der Versuch, in diesem Unwetter abzuhalten und vor dem Winde wegzulaufen, war auf jeden Fall ein Wagnis auf Leben und Tod. »Hat Ihnen Huffell schon Meldung gemacht, Sir?«
    »Ja«, sagte Hornblower.
    Im Raum lagen seit nunmehr hundert Tagen zuunterst noch neun Stück Hundert-Gallonen-Fässer (vierhundertfünfzig Liter) Frischwasser. Jetzt hatte sich herausgestellt, daß der Inhalt eines dieser Fässer durch eingedrungenes Seewasser verdorben und kaum noch zu genießen war. Um die übrigen Fässer war es womöglich noch schlimmer bestellt. »Danke, Mr. Bush«, sagte Hornblower, um zu bedeuten, daß er die Unterredung beenden wollte, »wir wollen mindestens heute noch beigedreht bleiben.«
    Es war doch anzunehmen, daß sich ein Sturm von dieser Stärke bald ausgetobt hatte. Hornblower hatte allerdings das Gefühl, als ob diesmal nicht so sicher damit zu rechnen sei.
    Dieser Sturm strafte in der Tat alle Erfahrung Lügen. Als der neue Tag zögernd zu dämmern begann, kämpfte die Hotspur unter niedrig dahinjagenden Wolken immer noch gegen die tobende See, die an Wildheit so wenig eingebüßt hatte wie der Sturm, der über ihre Kämme dahinpfiff. Als Hornblower in seiner klammen Uniform das Deck betrat, war ihm sofort klar, daß er jetzt die Entscheidung zu fällen hatte. Er kannte die Gefahren, die dabei in Kauf zu nehmen waren, und hatte sich in langen Nachtstunden darauf vorbereitet, ihnen wirksam zu begegnen.
    »Mr. Bush, wir wollen das Schiff vor den Wind bringen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Ehe die Hotspur vor den Wind kam, mußte sie ihre verwundbare Seite dem Ansturm der Wogen darbieten. Dabei war sie endlose Sekunden lang in Gefahr, querschiffs überrollt und von den anstürmenden Brechern zum hilflosen Wrack zusammengeschlagen zu werden. »Mr. Cargill!«
    Was jetzt kam, war viel gefährlicher als seinerzeit die Verfolgung durch die Loire . Cargill, der sich schon einmal so gut bewährt hatte, als es ums Ganze ging, sollte heute wieder einen ganz ähnlichen Auftrag von ihm erhalten. Dicht vor ihm stehend, schrie er ihm zu, was er von ihm wollte.
    »Gehen Sie nach vorn! Machen Sie alles klar, um das Vorstengestagsegel zu setzen! Auf meinen Wink heißen sie es vor!«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Wenn ich zum zweitenmal winke, holen Sie es wieder nieder.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Mr. Bush, wir brauchen das Vormarssegel!«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Die Mitte bleibt fest, nur die Schothörner werden gesetzt.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Halten Sie die Leute klar bei den Schoten und warten Sie auf meinen zweiten Wink!«
    »Aye, aye, Sir.«
    Das Heck der Hotspur war fast so verletzlich wie ihre Seite.
    Wenn sie es den Seen darbot, solange sie noch keine Fahrt lief, konnte es sein, daß ein Brecher über ihr Achterschiff hereinbrach und mit aller Wucht bis zum Bug über das Deck hinfegte. Einen solchen Schlag hätte die kleine Hotspur wahrscheinlich nicht überlebt. Darum war es so wichtig, daß ihr das Vormarssegel alsbald die nötige Fahrt verlieh, und doch durfte es auf keinen Fall gesetzt werden, ehe sie nicht wirklich vor dem Wind lag, weil es sie sonst zum Kentern nach Lee gedrückt hätte. Die Schothörner des großen Segels genügten vollständig, um die gewollte Wirkung zu erzielen, die Mitte konnte festgemacht bleiben. Auf diese Art bot man dem Wind weniger Fläche als mit dem gerefften Segel und doch genug, um dem Schiff bei dem herrschenden Sturm genügend Fahrt zu geben.
    Hornblower stellte sich neben den Rudergänger, wo man ihn von vorn gut sehen konnte. Mit einem Blick in die Takelage verschaffte er sich die Gewißheit, daß das Vormarssegel in der befohlenen Weise klargemacht war. Eine Weile verfolgte er noch, in welchem Winkel die Toppen über die mit dem Wind jagenden Wolken fegten. Danach galt seine Aufmerksamkeit den gewaltigen Seen, die unablässig von Luv auf das Schiff zugerollt kamen, er beobachtete genau, wie die Hotspur jedes Mal überholte und wie sie einstampfte, er schätzte die Stärke des heulenden Sturms, der ihn immer wieder umzublasen suchte.
    Dieser Sturm hatte überdies eine betäubende, ja eine lähmende Wirkung. Er mußte sich alle Mühe geben, um wenigstens im innersten Kern seines Wesens wach zu bleiben und sich die Fähigkeit zum klaren Denken zu bewahren, obwohl der heftige Sturm seinen Leib taub und gefühllos machte.
    Eine wilde See brach mit

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