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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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auch schädlich für die Gesundheit, aber die Kürzung bedeutete eben, daß noch sechzehn Tage vergehen konnten, ehe der letzte Tropfen Wasser getrunken war.
    Kapitän Chambers hatte sich über das zu erwartende Wetter gründlich getäuscht, aber vielleicht war ihm daraus nicht einmal ein Vorwurf zu machen, denn der Wind frischte unglaublicherweise am vierten Tag nach dem Austausch der Signale abermals auf und entwickelte sich zum vierten schweren Sturm dieser schrecklichen Herbstzeit. Gegen Ende der Nachmittagswache wurde Hornblower wieder an Deck gerufen, weil es an der Zeit schien, die gerefften Marssegel festzumachen und an ihrer Stelle das Sturmstagsegel zu setzen. Es dunkelte bereits, die Zeit der Tag- und Nachtgleiche, da die Sonne um sechs Uhr unterging, war ja längst vorüber. So war es denn auch nicht verwunderlich, daß einen dieser heulende West bis ins innerste Mark erschauern machte. Er war ausgesprochen kalt, dieser Wind, nicht frostig, nicht eisig, aber doch von einer durchdringenden Kälte. Hornblower versuchte auf dem tanzenden Deck auf und ab zu gehen, um seinen Blutkreislauf anzuregen. Mit der Zeit wurde ihm denn auch warm, aber das machte nicht die Bewegung, sondern allein die Kraft, die er aufwenden mußte, um sich auf den Beinen zu halten. Die Hotspur setzte wie ein flüchtiger Hirsch über die Wogen, und von unten her vernahm man dazu die öde Begleitmusik der arbeitenden Pumpen.
    Jetzt war noch für sechs Tage Wasser an Bord, bei halben Rationen reichte es noch für zwölf. Hornblower wälzte Gedanken, so düster wie die Nacht, die ihn umgab. Fünf Wochen waren vergangen, seit er den letzten Brief an Maria senden konnte, sechs Wochen, seit er die letzte Nachricht von ihr empfing - sechs Wochen angefüllt mit heulendem Sturm und tobender See. Ihr oder dem Kind mochte in dieser langen Zeit das Schlimmste widerfahren sein, und sie fragte sich bestimmt voll Sorge, wie es ihm und seiner Hotspur ergehen mochte. Eine besonders hohe See tauchte plötzlich tosend aus dem Dunkel auf und stürzte sich krachend über das Deck der Hotspur .
    Hornblower fühlte, wie der Schiffsrumpf unter seinen Füßen plötzlich alles Leben verlor und erschreckend träge wurde. Die See mußte das Oberdeck metertief unter Wasser gesetzt haben, das hieß, daß das arme Deck in diesem Augenblick fünfzig bis sechzig Tonnen Wasser zu tragen hatte. Sekundenlang lag die Hotspur wie tot, dann fing sie wieder an zu rollen, langsam erst, dann immer freier, trotz des Sturmes hörte man deutlich, wie das Wasser rauschend von Reling zu Reling schoß. Wildbächen gleich strömte es durch die überlasteten Speigatten und befreite das Schiff auf diese Art allmählich wieder von seiner drückenden Last. Zögernd erwachte die Hotspur zu neuem Leben und tanzte bald wieder so leicht wie zuvor über die gewaltigen Kämme der Wogen. Ein Schlag wie dieser konnte nur zu leicht das Ende der Hotspur bedeuten, es war durchaus nicht sicher, daß sie ihm auf jeden Fall gewachsen war, man mußte allemal befürchten, daß ihr Deck einer solchen Belastung nicht standhielt. Wieder krachte eine See auf ihr Vorschiff nieder, als schlüge ein wahnsinniger Riese mit dem Hammer auf sie ein, und gleich darauf kam auch schon die nächste angerauscht. Am folgenden Tag wehte es noch härter, es war der schlimmste Tag, den die Hotspur in diesen ganzen harten Wochen durchzustehen hatte. Ein leichtes Umspringen des Windes - oder war es ein Auffrischen - hatte einen Seegang aufgewühlt, der ihr ganz und gar nicht behagen wollte. Ihr Mitteldeck stand jetzt die längste Zeit unter Wasser, und sie wurde diese Last nicht los, weil jede See sie von neuem überflutete, längst ehe sie sich von ihrer Vorgängerin befreien konnte. Das hieß, daß die Pumpen fortan drei von je vier Stunden in Betrieb waren. Die Maate, die Freiwächter, die Kuhlgäste und die Seesoldaten, sie alle taten getreulich ihre Pflicht, noch der letzte Mann an Bord war gehalten, volle zwölf Stunden am Tag die schwere Arbeit an den Pumpen auf sich zu nehmen. Bushs Miene verriet noch offener als sonst seine Gedanken, als er herzutrat, um seine Meldung zu machen: »Ab und zu«, sagte er, »ist die Najade immer noch in Sicht, Sir, aber zum Signalisieren ist die Entfernung zu groß.« Das war an dem Tag, als ihnen Kapitän Chambers' Entscheidung endlich erlaubte, den Hafen anzusteuern.
    »Ich glaube nicht, daß wir bei diesem Wind und Seegang abfallen können.«
    Bushs Ausdruck verriet, wie schwer es

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