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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Er brauchte nur schneller zu denken als sie, denn noch hatte er den Vorteil der Überraschung, es war nicht anzunehmen, daß der Kommandant des nächsten französischen Schiffes schon Zeit gefunden hatte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    Die›Kleinen Mädchen‹lagen jetzt genau in Lee, er durfte keinen Augenblick länger zögern. »Braß voll!«
    Da tauchte er auf, der Franzose, er war ganz nah, kam immer näher, von seiner Back tönte aufgeregtes Geschrei herüber.
    »Hart Backbord!«
    Die Hotspur machte gerade so viel Fahrt durchs Wasser, daß sie dem Ruder gehorchte. Die Vorsteven der beiden Schiffe schwenkten auseinander, der Zusammenstoß war um Haaresbreite vermieden. »Feuer!« Die Segel des Franzosen killten, er verlor rasch Fahrt und gehorchte darum nur schlecht dem Ruder. Da jetzt obendrein die Neunpfünderkugeln über sein Deck fegten, bekam ihn sein Kommandant wohl auch nicht so bald wieder in die Gewalt. Die Hotspur durfte jetzt nicht weglaufen, denn der Gegner hatte immer noch Zeit und Raum für ein neues Manöver. »Großmarssegel back!«
    Die Besatzung war glänzend ausgebildet, das Schiff manövrierte so präzise wie eine Maschine. Selbst die Pulverjungen, die in stockdunkler Nacht die Niedergänge herauf- und hinuntereilten, taten eifrig und zuverlässig ihre Pflicht und versorgten die Geschütze unermüdlich mit Pulver.
    Denn das Feuer ging ohne Unterlaß weiter, die Salven krachten betäubend, ihr Mündungsfeuer übergoß die Franzosen wieder und wieder mit seinem rötlichen Schein, während sich der Qualm in dicken Schwaden leewärts wälzte.
    Aber jetzt durfte er keine Minute länger mit dem backgesetzten Großsegel nach Lee abtreiben. Es gab nur eins: vollbrassen und Fahrt aufnehmen, auch wenn er sich damit vom Gegner löste. »An die Brassen!«
    Bis jetzt hatte er gar nicht beachtet, welchen infernalischen Lärm die beiden Achterdeckskarronaden neben ihm machten.
    Sie feuerten rasch hintereinander und überschütteten das Deck des Transporters mit gehacktem Blei. Sooft sie aufblitzten, konnte man sehen, daß sich die Masten des Franzosen um so weiter entfernten, je mehr Fahrt die Hotspur wieder gewann. Als dann abermals ein Mündungsfeuer aufleuchtete, sah Hornblower plötzlich etwas ganz anderes - wieder das Bild eines Augenblicks. Da war das Bugspriet eines weiteren Schiffes, das sich von der der Hotspur abgewandten Seite her über das Deck des Franzosen schob. Dann hörte man ein Krachen und gleich darauf Geschrei. Das nachfolgende französische Schiff war seinem Vordermann mit dem Bug in die Seite gerannt. Dem ersten krachenden Stoß folgten noch einige schwächere.
    Hornblower eilte achteraus, um möglichst noch etwas zu sehen, aber die Nacht hatte sich schon wieder wie eine Mauer um seine geblendeten Augen geschlossen. Nur lauschen konnte er, und was er hörte, verriet ihm, was sich dort hinten zutrug. Das rammende Schiff wurde nach dem Zusammenstoß vom Wind herumgedrückt, seine Bugspriet sprengte Wanten und Stagen, bis es gegen den Großmast schlug, die Vorstenge krachte ab, Rahen kamen von oben. Die beiden Schiffe waren hilflos ineinander verhakt und hatten dabei die›Kleinen Mädchen‹in Lee. Jetzt sah man Blaufeuer aufleuchten, offenbar versuchten sie, ihre hoffnungslose Lage noch auf irgendeine Art zu meistern. Da die Schiffe herumschwojten, kreisten diese Blaufeuer und die roten Laternen an den Rahen wie ein Planetensystem umeinander. Sie hatten keine Aussicht, heil davonzukommen, - Hornblower glaubte sogar noch zu hören, wie sie krachend auf das Riff der›Kleinen Mädchen‹stießen.
    Aber er war seiner Sache nicht sicher und hatte - selbstverständlich - auch keine Zeit, noch einen Gedanken daran zu wenden. In diesem Stadium der Ebbe gab es hier einen Wirbelstrom, der auf das südwestlich der›Kleinen Mädchen‹gelegene Pollux-Riff zu setzte und den er daher unbedingt in Rechnung stellen mußte. Dann war er endlich wieder draußen in der Iroise-Bucht, deren Gewässer ihm so gefährlich erschienen waren, ehe er sich in den Goulet hineingewagt hatte. Von Brest her waren jetzt noch Schiffe in unbekannter Zahl zu erwarten, denen das Geschützfeuer und all der sonstige Tumult verraten hatte, daß sich mitten unter ihnen ein Gegner herumtrieb.
    Er warf einen raschen Blick nach dem Kompaß und schätzte die Windstärke nach dem Gefühl auf seinen Wangen. Die feindlichen Schiffe - so viele es ihrer noch gab - steuerten bei diesem Wind ganz sicher den Raz de Sein an und

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