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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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über Stag gehen, können wir das mit dichten Schoten anliegen.«
    »Danke, Mr. Prowse, schreiben Sie den Kurs an die Tafel.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Prowse freute sich über dieses Zeichen des Vertrauens, er ahnte natürlich nicht, daß Hornblower schon gestern zu demselben Ergebnis gekommen war, als er sich am Nachmittag durch den Kopf gehen ließ, was er tags darauf zu veranlassen hatte. Eine wäßrige Morgensonne warf eben ihre ersten Strahlen auf die grünen Höhen der Isle of Wight.
    »Dort ist die Boje, Sir«, sagte Prowse. »Danke. Mr. Cargill, gehen Sie bitte über Stag.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Hornblower zog sich nach achtern zurück. Er wollte nicht nur beobachten, wie Cargill manövrierte, sondern auch, wie sich die Hotspur dabei benahm. Man mußte ja damit rechnen, daß es zu Feindseligkeiten kam, dann aber hingen Gedeih oder Verderb, Freiheit oder Gefangenschaft nicht nur möglicherweise, sondern sogar höchstwahrscheinlich davon ab, wie die Hotspur durch den Wind ging, ob sie überhaupt ein »handiges« Schiff war oder nicht.
    Cargill zählte erst dreißig Jahre, machte aber mit seinem roten Gesicht und seiner korpulenten Gestalt einen älteren Eindruck.
    Im Augenblick war er offenbar krampfhaft bemüht zu vergessen, daß Kommandant, Erster Offizier und Segelmeister zugleich mit höchst kritischen Blicken verfolgten, wie er mit diesem Wendemanöver fertig wurde. Er stand neben dem Ruder, blickte mit gespielter Ruhe zu den Segeln hinauf und dann achteraus auf das Kielwasser. Hornblower sah, wie sich seine am Schenkel herabhängende Rechte immerzu öffnete und schloß. Das mochte ein Zeichen von Aufregung sein, vielleicht war es aber auch nur eine gewohnheitsmäßige Geste des Rechnens oder Zählens. Die Männer der Wache waren vollzählig auf Manöverstationen, für Hornblower waren sie alle unbeschriebene Blätter, es war darum bestimmt von Nutzen, wenn er nebenbei auch ihr Verhalten im Auge behielt.
    Jetzt sah man deutlich, wie sich Cargill zusammenriß - offenbar sollte es nun losgehen. Da kam auch schon das erste Ruderkommando. »Rhee!« brüllte er, aber sein Kraftaufwand nützte wenig, weil ihm mitten im Schreien die Stimme überschnappte.
    »Los Vorschoten!« Auch diesmal ging es nicht viel besser.
    Bei Sturm wäre das Kommando ungehört verweht, heute, bei dem ruhigen Wetter drang es noch bis nach vorn durch. Klüver und Vormarssegel begannen zu killen.
    »Hol auf Halsen und Schoten!«
    Die Hotspur drehte in den Wind und legte sich auf ebenen Kiel. Sie kam, langsam, aber sie kam. Wie? Blieb sie etwa doch im Winde stecken?
    »Rund achtern! Hol die Großbrassen, hol!«
    Dies war der entscheidende Augenblick. Die Männer verstanden sich auf ihr Handwerk. Im Handumdrehen waren die Backbordbuliens und brassen losgeworfen, dann wurden die Steuerbordbrassen kunstgerecht im Laufschritt geholt oder wie man sagt »aufgelaufen«. Die Rahen schwangen herum, aber die Hotspur sprach nicht mehr darauf an. Sie verweigerte den Gehorsam und blieb genau im Wind liegen. Gleich darauf fiel sie mit killenden Segeln zwei Strich nach Backbord zurück und hatte nun auch den letzten Rest Fahrt verloren. Wie in Fesseln geschlagen trieb das Schiff hilflos dahin, bis man es sachgemäß aus seiner Lage befreite.
    »Auf Legerwall wäre das eine saubere Sache, Sir«, meinte Bush. »Abwarten«, sagte Hornblower. Cargill sah sich nach ihm um, als erwartete er einen Befehl. Das machte sich nicht gut.
    Hornblower hätte es bedeutend lieber gesehen, wenn er aus eigenem Antrieb weiter bemüht geblieben wäre, das verunglückte Manöver kunstgerecht zu beenden.
    »Machen Sie weiter, Mr. Cargill.«
    Die Männer machten einen guten Eindruck, sie verhielten sich mäuschenstill und warteten gespannt auf die nächsten Befehle.
    Cargill trommelte mit den Fingern aufgeregt an seinem rechten Bein, es half ihm nichts, zum eigenen Besten mußte er ganz allein dieser häßlichen Lage Herr werden. Hornblower sah, wie sich seine Finger zur Faust ballten, sah, wie er sich zusammenriß und einen raschen Blick voraus und achteraus warf. Die Hotspur nahm langsam Fahrt über den Achtersteven auf, weil der Wind in die back stehenden Segel drückte.
    Jetzt, jetzt fand Cargill den Absprung. Ein scharfes Kommando, und das Ruder wirbelte hart steuerbord, ein zweiter Befehl, und die Rahen schwenkten schwerfällig wieder zurück.
    Einen Augenblick schien die Hotspur widerwillig zu zögern, dann fiel sie träge auf den Backbordbug zurück und nahm gehorsam Fahrt

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