Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
doch die achterste Stückpforte frei«, sagte er. Wie so oft, war ihm auch diesmal wieder eine verblüffend einfache Lösung des Problems eingefallen, während er sich in Gedanken gerade mit ganz anderen Dingen befaßte.
    »Wir könnten doch die zwei vordersten Geschütze nach achtern bringen.«
    Prowse und Bush ließen ihre eigenen Pläne fallen und befaßten sich sofort mit der Idee ihres Kommandanten.
    Hornblower selbst machte sich mit seinem wachen Verstand sogleich daran, die mathematischen Auswirkungen seines Vorhabens zu überschlagen. Die Neunpfünder der Hotspur wogen je sechsundzwanzig Zentner. Wenn man die Lafetten und die Bereitschaftsmunition dazurechnete, die ja ebenfalls achteraus gebracht werden mußten, ergab das eine Gewichtsverschiebung von insgesamt vier Tonnen. Diese vier Tonnen - Hornblower nahm mit den Augen Maß - befanden sich jetzt vierzig Fuß vor dem Schwerpunkt des Auftriebs und sollten an eine Stelle kommen, die dreißig Fuß hinter diesem Punkt lag.
    Obwohl die Hotspur vierhundert Tonnen verdrängte, war die Hebelkraft dieser Gewichtsverlagerung doch wohl etwas zu groß.
    »Ob sie uns damit nicht zu achterlastig wird?« gab Prowse zu erwägen, als er zwei Minuten nach Hornblower zu dem gleichen Ergebnis kam.
    »Ja, Sie haben recht. Wir nehmen also nicht das erste, sondern das dritte Geschütz. Dann dürfte die Rechnung genau stimmen.«
    »Und die Lücke in unserer Batterie?« gab Bush kopfschüttelnd zu bedenken. »Was macht das für einen Eindruck, Sir?« Ja, diese Lücke fiel auf wie ein fehlender Schneidezahn. Sie klaffte in beiden sorgfältig ausgerichteten Batterien, so daß man meinen mochte, das Schiff sei mit der Ausrüstung nicht ganz fertig geworden. »Ein häßliches Schiff, das schwimmt«, sagte Hornblower, »ist mir immer noch lieber als ein noch so schönes, das sich auf Legerwall auf die Felsen setzt.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Bush und würgte die bittere Pille gehorsam hinunter.
    »Wenn mehr Vorräte verbraucht sind, können wir ja den Schönheitsfehler wieder beseitigen«, beruhigte ihn Hornblower.
    »Und jetzt bitte ich Sie, die Arbeit gleich in Angriff zu nehmen.«
    »Aye, aye, Sir«, sagte Bush und wandte sich sofort den praktischen Problemen zu, die sich ergaben, wenn man Geschütze über ein schlingerndes Deck von einer Stelle zur anderen bringen sollte. »Ich werde die Rohre mit Stagtakeln aus den Lafetten heißen und auf eine Matte fieren lassen...«
    »Ausgezeichnet, Mr. Bush, ich bin überzeugt, daß Sie genau wissen, wie die Aufgabe anzupacken ist.«
    Kein vernünftiger Mensch hätte sich einfallen lassen, ein Geschütz in seiner Lafette über ein schwankendes Deck zu bewegen - es wäre im nächsten Augenblick auf und davon gerollt. Nein, dazu mußte man das Rohr allein auf eine Matte legen, daß es sich nicht rühren konnte, um es dann samt seiner Unterlage dorthin zu holen, wo man es haben wollte. An Ort und Stelle heißte man es dann wieder in seine Lafette. Bush befahl dem Bootsmann, Mr. Wise, sofort Stagtaljen anzuschlagen.
    »Wir werden die Klarschiffrolle ändern müssen«, entfuhr es Hornblower, als ihm der Gedanke durch den Kopf schoß, daß man ja nun die Geschützbedienungen neu einteilen mußte.
    »Aye, aye, Sir«, sagte Bush. Die Disziplin verbot es ihm, seinem Ärger über diese Bemerkung anders Luft zu machen als durch eine kaum hörbare Schärfe im Ton seiner Antwort. Es gehörte zu seinen Pflichten als Erster Offizier, diese Dinge zu regeln, der Kommandant brauchte ihn nicht erst daran zu erinnern. Hornblower war denn auch gleich bemüht, seine Entgleisung wieder gut zumachen.
    »Bitte, führen Sie alles Weitere nach Ihrem Ermessen durch, Mr. Bush«, sagte er. »Melden Sie mir, wenn die Geschütze versetzt sind.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Auf dem Weg nach seiner Kajüte ging Hornblower über das Achterdeck. Dabei kam er an Cargill vorüber, der eben das Anschlagen der Stagtaljen beaufsichtigte.
    »Wenn wir die Geschütze versetzt haben«, sagte er zu ihm, »ist das Schiff bestimmt leichter über Stag zu bringen. Dann werde ich Ihnen noch einmal Gelegenheit geben, Ihre Kunst zu zeigen.«
    »Besten Dank, Sir«, erwiderte Cargill. Es war ihm anzusehen, daß ihm sein mißlungenes Manöver immer noch schwer zu schaffen machte. Nachdenklich setzte Hornblower den Weg zur Kajüte fort. In dem komplizierten Getriebe eines Schiffes mußte jedes Rädchen geölt werden, damit es sich leicht und willig bewegte, und es war eine der Pflichten des Kommandanten,

Weitere Kostenlose Bücher