Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Hornblower. Daraufhin hatte ihm Doughty einen Hieb versetzt. Zwanzig Zeugen gab es dafür, und wenn die nicht reichten, war da außerdem Mayne selbst mit seiner von den eigenen Zähnen zerschnittenen Lippe, von der das Blut niedertropfte.
    »Mayne war wohl immer ein rauher Bursche, Sir«, meinte Bush, »aber das ging denn doch zu weit.«
    »Ja«, sagte Hornblower.
    Er kannte den vierundzwanzigsten Kriegsartikel auswendig.
    Der erste Absatz handelte von Tätlichkeiten gegen Vorgesetzte, der zweite von Widerrede und Ungehorsam. Der erste Absatz endete mit den Worten: »... wird mit dem Tode bestraft.« Es gab keinen mildernden Nachsatz, wie etwa: »... oder in leichteren Fällen entsprechend milder geahndet.« Doughty hatte Blut vergossen, und es gab Zeugen die Fülle, die es gesehen hatten.
    Mancher Unteroffizier hätte es selbst unter diesen Umständen vorgezogen, den Fall persönlich zu bereinigen, wozu der schwere Borddienst gerade genug Gelegenheit bot, aber Mayne wäre so etwas nie in den Sinn gekommen. »Wo ist Doughty jetzt?« fragte er. »In Eisen, Sir.« Eine andere Antwort gab es darauf nicht. »Befehl vom Kommodore, Sir!« Orrock kam außer Atem auf die beiden zugestürmt und schwenkte einen versiegelten Brief, den ihm Hornblower aus der Hand nahm.
    Doughty konnte warten, ein Befehl duldete keinen Aufschub.
    Hornblower dachte zunächst daran, sich in seine Kajüte zurückzuziehen und das Schreiben in Muße zu lesen, aber für einen Kommandanten gab es keine Muße. Als er das Siegel aufbrach, zogen sich Bush und Orrock zurück, um ihm wenigstens jenes Mindestmaß an Fürsichsein zu gewähren, das sich hier an Deck, wo jedes müßige Auge neugierig auf ihm ruhte, überhaupt verwirklichen ließ. Gleich der erste Satz drückte klar aus, was seine Aufgabe war:
    Sir, Sie werden ersucht und angewiesen, mit Seiner Majestät Korvette Hotspur ohne Verzug den Hafen von Cadiz anzulaufen...
    Der zweite Absatz machte es ihm zur Pflicht, in Cadiz die Befehle auszuführen, die er vom Flottenchef erhalten hatte.
    Im dritten und letzten Absatz wurde ihm sowohl nach Länge und Breite wie auch nach Abstand und Peilung von Kap St. Vincent ein Treffpunkt aufgegeben. Dorthin sollte er »mit größter Beschleunigung« versegeln, sobald er seine Aufgaben in Cadiz erfüllt hätte. Ganz unnötigerweise überlas er den einleitenden Absatz des Befehls ein zweites Mal. »Sofort«, hieß es da.
    »Mr. Bush, setzen Sie alle Segel, Mr. Prowse, geben Sie mir bitte schnellstens einen Kurs an, der uns gut frei vom Kap Finisterre führt. Mr. Foreman, Signal Hotspur an Indefatigable :›Erbitte Detachierung.‹«
    Nur ein einziges Mal konnte er auf dem Achterdeck hin- und hergehen, da kam bereits die Antwort Kommodore an Hotspur :
    »Detachiert.«
    »Danke, Mr. Foreman. Mr. Bush, bitte abfallen, Kurs Südwest zu Süd.«
    »Südwest zu Süd. Aye, aye, Sir.«
    Die Hotspur gehorchte dem Ruder und nahm rasch Fahrt auf.
    »Kurs Südwest zu Süd, Sir«, meldete Prowse, als er atemlos aus dem Kartenhaus angestürmt kam. »Danke, Mr. Prowse.«
    Der Wind war etwas achterlicher als querab, und die Hotspur jagte schäumend dahin, während die Männer schwitzend die Rahen genau in die Stellung trimmten, die vor Bushs kritischen Augen Gnade fand. »Bitte setzen Sie die Royals, Mr. Bush, und lassen Sie auch die Leesegelspieren ausrennen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Die Hotspur legte sich unter dem Druck des Windes über, nicht weich und ohne Rückgrat, sondern federnd wie eine gute Säbelklinge, die von kräftigen Händen gebogen wird. In Lee lag ein ganzes Geschwader mächtiger Linienschiffe, die Hotspur rauschte in fliegender Fahrt an ihnen vorüber und erwies jedem der Riesen die schuldige Ehrenbezeigung. Hornblower konnte sich vorstellen, wie der blasse Neid alle die Menschen dort packte, wenn sie sahen, wie seine schnelle kleine Korvette dem Abenteuer entgegenstürmte. Dabei hielten sie ihm natürlich nicht zugute, daß er sich volle eineinhalb Jahre zwischen den Felsen und Untiefen der Iroise-Bucht herumgetrieben hatte.»Soll ich die Leesegel setzen, Sir?« fragte Bush. »Ja, tun Sie das bitte, Mr. Bush. Mr. Young, was sagt das Log?«
    »Neun Knoten, Sir, vielleicht sogar etwas darüber - neuneinhalb möchte ich sagen.« Neun Knoten, noch ohne Leesegel! Nach den langen Monaten des Eingesperrtseins in engen Revieren war das eine wahre Erlösung, ein befreiendes, lustvolles Wunder.
    »Die alte Dame hat das Laufen noch nicht verlernt, Sir«, sagte Bush.

Weitere Kostenlose Bücher