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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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weichherziger, von seinen Gefühlen beherrschter Mensch war. Jetzt peinigte ihn bittere Scham, und diese Scham brannte nur um so heißer, als ihn seine erbarmungslos bohrende Innenschau zu der Überzeugung brachte, daß er ein zweites Mal kaum anders handeln würde, wenn er die letzten Stunden noch einmal durchleben könnte. Dabei gab es einfach keine Entschuldigung für das, was er getan hatte. Zu Beginn hatte er sich vorgemacht, die Navy könnte ihm als Gegenleistung für all die Gefahren, die sie ihm auferlegte, ein Menschenleben schenken - aber das war natürlich blanker Unsinn. Der mildernde Umstand, daß dank dem bevorstehenden neuen und spannenden Unternehmen die Mannszucht nicht leiden würde, fiel hierbei nicht ins Gewicht.
    Kurz und gut: Er war ein Verräter, der sich jetzt selbst verdammte, schlimmer noch, ein Verräter, dem man glaubte, dem man vertraute, der seine Pläne mit dem Geschick und der Gewandtheit des geborenen Verschwörers durchzuführen verstand. Die erste Bezeichnung, die ihm für sein Tun eingefallen war, traf genau ins Schwarze: Es verstieß gegen Ehre und Gewissen. Hornblower hatte sein Unbescholtenheit eingebüßt und trauerte um diesen Verlust wie Niobe um ihre toten Kinder.

22. Kapitel
    Graham Moores Befehl an seinen Fregattenverband zum Abfangen der Flora war so gut durchdacht, daß selbst Hornblower nichts daran auszusetzen fand. Die fünf Schiffe bildeten eine nordsüdlich verlaufende Linie, in Abständen, die durch die Grenze der Sichtweite bestimmt waren. Das bedeutete fünfzehn Meilen Abstand von Schiff zu Schiff, und da das nördlichste und das südlichste Flügelschiff auch noch den Seeraum bis zu ihrer Kimm überblickten, ergab es sich, daß ein volle neunzig Meilen breiter Streifen unter Beobachtung war.
    Bei Tage liefen die Fregatten, sei es am Wind oder raumschots, in Richtung Amerika, nachts steuerten sie die entgegengesetzten Kurse zurück gen Europa. Wollte es also das Pech, daß die Flora ausgerechnet des Nachts an die Linie herankam, dann wurde durch diese Maßnahme der Zeitraum, in dem sie dennoch entdeckt werden konnte, um so länger. Die Position bei Hellwerden sollte die Länge von Kap St. Vincent, also neun Grad West, sein, bei Anbruch der Nacht um so viel weiter westlich, wie es den Umständen nach geboten schien.
    Alles in allem war diese Aufgabe, die winzige Stecknadel der Flora in dem gewaltigen Heuhaufen des Atlantiks aufzufinden, nicht ganz so schwierig, wie es im ersten Augenblick scheinen mochte. Zunächst einmal verlangten die starren Gesetzesbestimmungen Spaniens, daß die Flora ihre kostbare Ladung in Cadiz und nirgendwo anders löschte. Dazu kam, daß die herrschende Windrichtung einen recht zuverlässigen Anhalt dafür bot, aus welcher Peilung die Flora auftauchen mußte, und als drittes konnte man annehmen, daß die Flora nach ihrem langen Seetörn wahrscheinlich ihre Längenposition nicht mehr genau kannte, während die Breite mit Hilfe des Sextanten täglich einwandfrei zu ermitteln war. So durfte man damit rechnen, daß sich die Spanier im letzten Teil ihrer Reise auf der Breite von Cadiz - 36 Grad 30 Minuten Nord - hielten, um auf keinen Fall der portugiesischen Küste im Norden oder der afrikanischen im Süden zu nahe zu kommen. In der Mitte der britischen Linie, genau auf 36 Grad 30 Minuten Nordbreite, lag daher Kommodore Moore selbst mit seiner Indefatigable , recht nördlich bzw. südlich von ihm waren die anderen Schiffe verteilt. Ein Flaggensignal bei Tage, eine Rakete bei Nacht gab allen Schiffen Kunde, sobald die Flora in Sicht kam, so daß die anderen Schiffe leicht und schnell zu dem Signalgeber stoßen konnten. Dort draußen, 150 Meilen vor Cadiz, hatten sie dann ganz bestimmt Zeit und Seeraum genug, die Erfüllung ihrer Forderung zu erzwingen.
    Eine Stunde vor Anbruch der Dämmerung kam Hornblower an Deck, er hatte sich schon die ganze Nacht hindurch - genau wie in den vorangegangenen Nächten auch - alle zwei Stunden auf dem Achterdeck eingefunden. Die Nacht war sichtig gewesen, und daran hatte sich bis zur Stunde noch nichts geändert.
    »Wind Nordost zu Nord, Sir«, meldete Prowse. »St. Vincent peilt Nord, Abstand etwa 15 Seemeilen.«
    Es herrschte mäßige Brise, man hätte alle Segel, einschließlich der Royals, führen können. Die Hotspur hatte dennoch nur die Marssegel stehen und glitt langsam mit Backbordhalsen hart am Winde liegend nach Osten. Hornblower richtete sein Glas nach Steuerbord querab, also nach Süden,

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