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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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besonderen Lage einen augenblicklichen Vorteil zu verschaffen.
    Hornblower spürte, wie unter seinen Füßen die Balken krachten und wie das Deck unter den kreischenden Sägen vibrierte.
    »Schicken Sie den Stückmeister achteraus, er wird Takel und Brocken vorbereiten müssen, ehe die Geschütze bewegt werden können.« Die blaue Küstenlinie zeichnete sich jetzt schon viel deutlicher ab, die mächtige Felsbastion des Kap St. Vincent war bereits genau zu erkennen. Auch die Felicite war nun schon mit dem Rumpf über der Kimm, deutlich sah man die lange, lange Reihe der Geschütze in ihrer Bordwand, sie waren ausgerannt und klar zum Gefecht. Ihr Großmarssegel begann zu schlagen - sie drehte bei. Augenscheinlich war sie jetzt plötzlich bereit, sich zu schlagen, und bot daher den Kampf an. »Etwas abfallen, Mr. Prowse. Das Großmarssegel back!« Jede gewonnene Minute war wertvoll. Die Hotspur drehte nun ebenfalls bei, denn Hornblower war nicht im mindesten gewillt, sich auf ein hoffnungsloses Gefecht einzulassen. Konnte der Franzose warten, so konnte er es auch. Bei der leichten Brise und dem mäßigen Seegang hatte die kleine Hotspur manches vor dem schweren französischen Schiff voraus, Vorteile, die nicht leichtfertig geopfert werden durften. Die Hotspur und die Felicite maßen einander mit den Blicken wie zwei Boxer, die eben den Ring betraten. Heute war ein selten schöner Tag mit blauem Himmel über blauer See. Ja, die Welt war wundervoll anzuschauen, aber ach, wie bald traf einen vielleicht das Los, ihr für immer entsagen zu müssen. Das Dröhnen der Lafettenräder verriet ihm, daß zum mindesten ein Geschütz an seinen neuen Platz gebracht wurde. Ausgerechnet in dieser Minute fiel ihm Maria und der kleine Horatio ein. War er denn von Sinnen?
    Augenblicklich wies er jeden Gedanken an die beiden weit von sich. Die Sekunden schlichen, vielleicht hielt der französische Kommandant noch Kriegsrat auf seinem Achterdeck. Oder bedeutete sein Zögern, daß ihn dieser schicksalsschwere Augenblick, da es um Wohl oder Wehe zweier Nationen ging, einfach der Fähigkeit beraubte, einen Entschluß zu fassen?
    »Meldung von Mr. Bush, Sir: Ein Geschütz ist ausgerannt und geladen, das zweite ist in fünf Minuten klar.«
    »Danke, Mr. Orrock. Ich lasse Mr. Bush sagen, er möge für die beiden Geschütze die besten Richtschützen abteilen.« Das Großmarssegel der Felicite füllte sich wieder. »An die Brassen!«
    Die Hotspur lief jetzt dem Feind entgegen. Hornblower wollte keinen Zoll Seeraum unnötig opfern. »Abfallen!«
    Die Schußweite war reichlich groß, als die Hotspur auf ihrem neuen Kurs lag. Die Felicite lief jetzt hinter ihr her, die Hotspur zeigte dem Gegner ihr Heck, denn beide Schiffe waren nun genau in Linie.
    »Sagen Sie Mr. Bush, er könne Feuer eröffnen.«
    Bush hatte bereits gehandelt, ehe der Befehl zu ihm gelangte.
    Die Kanonen donnerten los, der Mündungsqualm schoß unter dem Heck hervor und wirbelte, vom achterlichen Wind getrieben, über das Achterdeck. Hornblower hob gespannt den Kieker ans Auge - nichts - nur das Vorschiff der Felicite mit seinen prächtigen Linien, ihr steil aufragendes Bugspriet, das schimmernde Weiß ihrer Segel. Die Lafettenräder drunten polterten über das Deck, als die Geschütze wieder ausgerannt wurden. Bum! Hornblower sah das Ding fliegen. Er stand über der Kanone und folgte mit dem Blick genau der Flugrichtung.
    Da war das Geschoß, ein winziger Bleistiftstrich im Weiß und Blau des Himmels. Aufwärts flog es zuerst, dann begann es sich zu senken, noch ehe der Qualm bis zu ihm drang. Das war bestimmt ein Treffer! Jetzt nahm ihm der Rauch die Sicht, so daß er den Einschlag des zweiten Schusses nicht sehen konnte.
    Der lange britische Neunpfünder war, was die Genauigkeit der Schußleistung betraf, das weitaus beste Geschütz in der Navy. Seine Bohrung war als besonders genau bekannt, daraus ergab sich eine größere Treffsicherheit als bei den schwereren Kalibern. Seine Kugel, die nur neun Pfund wog, aber in der Sekunde über 300 Meter weit flog, konnte einem Gegner übel mitspielen. Krach! Für den Franzosen war es bestimmt kein Vergnügen, daß er das alles wehrlos einstecken mußte. »Schaut nur, schaut!« rief Prowse plötzlich ganz aufgeregt. Die Stagsegel der Felicite hatte seine gewohnte Form verloren und flappte lose im Wind. Auf den ersten Blick war schwer zu erkennen, was da geschehen war. »Ihr Vorstag ist ab, Sir«, behauptete Prowse. Als die Fregatte einen

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