Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
sie lag am äußersten Ende Frankreichs, und die Landverbindungen zwischen Brest und dem Landesinneren ließen so gut wie alles zu wünschen übrig. Es gab keine schiffbaren Flüsse und keine Kanäle. Die ungeheuren Gewichte, die zur Ausrüstung einer Flotte herangeschafft werden mußten, waren auf dem Landwege unmöglich nach Brest zu schaffen.
    Allein die Artillerie für ein Linienschiff erster Klasse wog zweihundert Tonnen. Geschütze, Anker und Munition konnten also nur auf dem Wasserwege von den belgischen Gießereien nach Brest und auf die Schiffe geschafft werden. Der Großmast eines Linienschiffes war dreißig Meter lang und einen Meter dick. Solche Rundhölzer konnten nur Schiffe, und noch dazu nur eigens zu diesem Zweck ausgerüstete Schiffe befördern.
    Wenn man eine Flotte bemannen wollte, wie sie in Brest auflag, dann brauchte man dazu zwanzigtausend Mann. Diese Seeleute - um sie einmal so zu nennen - mußten von den Handelshäfen Marseille und Le Havre Hunderte von Meilen marschieren, wenn sie nicht über See an ihren Bestimmungsort gebracht werden konnten. Zwanzigtausend Mann brauchten Nahrung und Kleidung, und zwar beides in einer dem Seedienst angemessenen Form. Wo sollten die Rohstoffe herkommen, die man mit einem Schlag dazu brauchte? Das Mehl für das Hartbrot, die Rinder und die Schweine und dazu das Salz, das nötig war, um ihr Fleisch einzupökeln? Die Dauben für die Fässer, in die man das Salzfleisch verstauen mußte? Wo sollte man das alles hernehmen? Es ging ja überdies nicht darum, sich nur von heute auf morgen, von der Hand in den Mund zu versorgen. Nein, schon ehe die Schiffe in See gingen, mußten Rationen für hundert Tage da sein - das heißt zwei Millionen Rationen über den täglichen Bedarf hinaus. Um diese Mengen herbeizuschaffen, brauchte man Hunderte von Küstenseglern.
    Hornblower hatte schon beobachtet, daß Fahrzeuge dieser Art ständig nach Brest einsickerten: die einen rundeten Ouessant vom Norden her, die anderen Raz de Sein aus dem Süden.
    Angenommen, es gab Krieg, dann oblag es der Royal Navy, diesen Verkehr zu unterbinden. Dafür kamen aber wiederum besonders die kleinen Fahrzeuge in Frage, mit in erster Linie seine Hotspur . Je genauer er also über diese Verhältnisse Bescheid wußte, desto besser war es.
    Mit solchen Überlegungen gab sich Hornblower ab, während die Hotspur zum zweitenmal an La Parquette vorüber nach Land zusteuerte, um festzustellen, was in Brest vor sich ging. Der Wind stand an diesem Nachmittag aus Südost, und die Hotspur lag voll und bei - unter Marssegeln und ohne viel Fahrt - mit Ausguckposten in allen drei Toppen, die die Wohltat des sonnigen frischen Morgens mit vollen Zügen genossen.
    Vom Fockmast und Kreuzmast kamen nacheinander zwei Meldungen. »An Deck! Es kommt ein Schiff durch das Fahrwasser seewärts!«
    »Eine Fregatte, Sir!« Das war Bush, der Cheesemans Meldung ergänzte.
    »Verstanden!« rief Hornblower zurück. Es konnte natürlich sein, daß das Erscheinen dieser Fregatte nicht mit seinen eigenen Operationen in der Iroise-Bucht zusammenhing, wesentlich näher lag allerdings die umgekehrte Vermutung, daß nämlich eins das andere verursacht hatte.
    Er ließ den Blick über sein Schiff wandern, die Männer scheuerten gerade das Deck mit Sand und Steinen, wie es die Routine vorschrieb, aber dieses friedliche Bild konnte sich auf seinen Befehl hin jederzeit von Grund auf wandeln. Entweder ließ er Klarschiff anschlagen oder alle Segel setzen - eins wie das andere war in Windeseile vollzogen. »Recht so wie es geht«, befahl er knurrend dem Rudergänger. »Mr. Cargill, bitte lassen Sie die Flagge setzen.«
    »Da ist sie«, sagte Prowse. Mit dem Glas waren die Bramsegel einer Fregatte zu unterscheiden. Sie steuerte mit günstigem Wind seewärts durch den Goulet. Ihr Kurs schnitt den der Hotspur einige Meilen voraus.
    »Mr. Bush! Ich möchte Sie gern bei mir an Deck haben, kommen Sie herunter, sobald Sie mit Ihren Beobachtungen fertig sind.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Die Hotspur zog in aller Ruhe weiter ihres Wegs, es hatte keinen Sinn, jetzt hastig mehr Segel zu setzen und den Harmlosen zu spielen. Das französische Flottenkommando hatte sicher schon aus einem Dutzend Quellen erfahren, daß das Schiff dauernd vor der Einfahrt nach Brest kreuzte.
    »Sie werden doch diesen Burschen nicht trauen, Sir?« bekam Hornblower sofort von Bush zu hören, als dieser auf dem Achterdeck anlangte. Bush machte sich offenbar Sorgen, er ließ sich

Weitere Kostenlose Bücher