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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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an, was er zu berichten hatte. Gut, daß Bush im Kreuztopp noch freie Sicht in den Goulet besaß und darum oben geblieben war, denn die Berichte der beiden Offiziere sollten unabhängig voneinander erstattet werden, so daß einer den anderen nicht hören konnte. Es wäre taktlos gewesen, Bush solange abseits warten zu lassen, bis der junge Mann fertig war. Darum war es ihm recht, daß er noch nicht an Deck erschien, sondern noch einige Minuten in seinem Topp verweilte. Bush hatte sich mit Papier und Bleistift versehen und genaue Aufzeichnungen über das gemacht, was er sah. Orrock konnte man kaum einen Vorwurf daraus machen, daß er nicht so gründlich gearbeitet hatte. Von den 13 oder 14 Linienschiffen, die auf der Reede vor Anker lagen, war kein einziges seeklar, dreien fehlte sogar je ein ganzer Mast. Weiter waren da noch sechs Fregatten, drei davon hatten ihre Stengen aufgebracht, eine einzige hatte schon die Rahen geheißt und die Segel untergeschlagen.
    »Das wird die Loire sein«, bemerkte Hornblower an Bush gewandt, der nun ebenfalls erschienen war. »Haben Sie von ihr gehört, Sir?« fragte Bush.
    »Ich weiß, daß sie dort liegt«, gab ihm Hornblower zur Antwort. Er hätte gern erklärt, wie er zu dieser Kenntnis gekommen war, aber Bush fuhr bereits mit seiner Darlegung fort, und Hornblower kam es nicht ungelegen, daß er seinen Ruf, allwissend zu sein, wieder einmal bewähren konnte.
    Im übrigen herrschte auf der Reede offenbar reger Betrieb.
    Bush hatte Leichter und Tender kreuz und quer fahren sehen und meinte sogar, eine Hulk mit Kranbalken unterschieden zu haben, ein Fahrzeug, das eigens zu dem Zweck zurechtgetakelt war, neue Masten in große Schiffe zu setzen.
    »Besten Dank, Mr. Bush«, sagte Hornblower. »Ihre Wahrnehmungen sind ausgezeichnet. Wir müssen, wenn irgend möglich, jeden Tag feststellen, was da drinnen vorgeht.«
    »Jawohl, Sir.«
    Laufende Beobachtung mehrte ihr Wissen in geometrischer Proportion - es galt zu erfahren, welche Schiffe den Ankerplatz verlegten, welche ihre Stengen aufbrachten, Rahen heißten, Segel unterschlugen. Solche Veränderungen verrieten mehr als alle Schlußfolgerungen, die aus einer einmaligen Beobachtung abgeleitet werden konnten. »Jetzt gehen wir wieder auf die Suche nach Fischerbooten«, fuhr Hornblower fort. »Jawohl, Sir.«
    Bush richtete sein Glas auf La Parquette. Die düsteren schwarzen, von einer Bake gekrönten Felsen dieses Riffs schienen in den gewaltigen Rollern der Dünung auf- und nieder zutauchen. »Dort in Lee des Riffs liegt ein Fischer, Sir«, sagte Bush. »Was tut er dort?«
    »Er nimmt wohl Hummerkörbe auf, Sir«, sagte Bush.
    »Wahrscheinlich ist er dabei, seinen Fang einzubringen, Sir.«
    »Was Sie nicht sagen!«
    Zweimal im Leben hatte Hornblower Hummer gegessen, beide Male in jenen harten, bitteren Tagen, als er sich unter dem Druck von Hunger und Kälte in den Long Rooms zum Berufsspieler erniedrigt hatte. Reiche Männer hatten dort zu Abend gegessen, und für ihn war dabei eine Einladung abgefallen. Unvorstellbar, daß diese schauerlichen Zeiten erst vor vierzehn Tagen zu Ende gegangen waren. »Ich glaube«, sagte Hornblower langsam, »Hummer stünde mir heute zum Abendbrot nicht schlecht zu Gesicht. Mr. Poole, fallen Sie etwas ab, daß wir dem Riff näher kommen. Mr. Bush, bitte lassen Sie das Heckboot klarmachen zum fieren.«
    Welcher Unterschied zwischen damals und heute! Man genoß die köstlichen Apriltage und lebte dabei in einem seltsamen Schwebezustand zwischen Krieg und Frieden, man hatte alle Hände voll zu tun, es gab freundschaftliche Unterhaltungen mit Fischern, in deren Verlauf man Goldstücke springen ließ und dafür einen winzigen Bruchteil des Fangs eintauschte. Man hatte wieder die Aufgabe, eine Besatzung in Schwung zu bringen und bei den Manövern, die dazu nötig waren, herauszufinden, wie sich die Hotspur benahm. Man war befugt, nein sogar beauftragt, einen Blick in den Goulet zu wagen, um herauszufinden, wie es um die französische Flotte stand, wann sie vor allem zum Auslaufen bereit war. Man war dabei in der Lage, den Golf d'Iroise - mit anderen Worten, die Ansteuerung von Brest - mit den hier herrschenden schwierigen Gezeitenströmungen genau zu erforschen. Wenn man hier den Verkehr beobachtete, dann konnte man einen Einblick in die Schwierigkeiten gewinnen, mit denen die französischen Marinebehörden in Brest zu kämpfen hatten.
    Die Bretagne war eine arme Provinz, weder fruchtbar noch dicht bevölkert,

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