Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
zwar dadurch nicht aus seiner eisernen Ruhe bringen, man konnte es aber daraus schließen, daß er sich dazu verstieg, dem Kommandanten so formlos nahezulegen, was ihm geboten schien.
    Hornblower wollte nicht weglaufen. Er hatte die Luvstellung, er konnte im Nu alle Segel setzen, aufbrassen und mit Kurs nach See das Weite suchen, aber das kam für ihn nicht in Frage. Er wußte im voraus, daß ihm in diesem Falle die Fregatte sofort nachsetzen würde, dann blieb ihm nichts anderes übrig, als mit eingezogenem Schwanz bis weit in den Atlantik hinaus zu fliehen - beschämendes Ende eines kühnen Unterfangens. Nein, so ging es nicht. Er mußte sich zu einem Wagnis entschließen, das seine Männer begeisterte, das die Franzosen beeindruckte und - darauf kam es ihm vor allem an - das ihm seinen eigenen Wert bewies. Was er jetzt unternahm, sollte also in erster Linie ein Test sein. Sein Instinkt mahnte ihn immer zur Vorsicht, aber er fragte sich, ob diese Vorsicht nicht etwa nur ein Deckmantel für seine Feigheit war. Nüchterne Überlegung sagte ihm überdies, daß es keinen Anlaß zur Vorsicht gab, dennoch wollte ihm die Angst weismachen, daß ihn die französische Fregatte nur in den Schußbereich ihrer Artillerie locken wollte, um ihn zu vernichten. Nein, jetzt hatte er nur dem Ergebnis seiner Überlegung zu folgen und weit von sich zu weisen, was ihm die Angst einblasen wollte. Er hätte sich nur brennend gewünscht, daß sein Herz nicht so fiebrig klopfte, daß seine Handflächen nicht naß von Schweiß gewesen wären und daß er nicht das Gefühl gehabt hätte, als stäche man seine Beine mit spitzen Nadeln. Es war ihm auch schrecklich lästig, daß ihn Bush just in diesem Augenblick an den Finknetzen gestellt hatte und daß es ihm daher verwehrt war, ein paar Schritte auf dem Achterdeck auf und ab zu gehen. Aber im nächsten Augenblick sagte er sich, daß er jetzt unmöglich auf und ab gehen konnte, weil er damit aller Welt eingestanden hätte, daß er nicht wußte, was er wollte.
    Heute waren Küstensegler in großer Zahl aus Brest ausgelaufen, um den günstigen Wind zu nutzen. Wenn der Krieg schon erklärt gewesen wäre, hätten sie dies bestimmt unterlassen. Er hatte mit drei Fischern gesprochen, keiner hatte auch nur mit einem Wort erwähnt, daß mit Krieg zu rechnen sei - aber war es nicht möglich, daß sich diese Leute alle verschworen hatten, ihn in Sicherheit zu wiegen? Nein, das war denn doch zu unwahrscheinlich. Gesetzt, in Brest hätte man erst vor einer Stunde erfahren, daß der Krieg erklärt war, so hätte die Fregatte in der seither verflossenen Zeit niemals auslaufen und den Goulet passieren können. Um seine Überlegungen auch am Standpunkt der Gegenseite zu messen, sagte er sich, daß die französischen Marinebehörden auf jeden Fall so handeln mußten, wie sie es taten, auch wenn der Krieg noch nicht erklärt war. Wenn sie an Land von der kühnen britischen Korvette hörten, die draußen kreuzte, dann war es nur natürlich, daß sie eine Fregatte mit dem Auftrag vor den Hafen hinausschickten, den frechen Eindringling zu verscheuchen. Leute dafür fanden sie bestimmt genug, indem sie die Stammbesatzungen der anderen Schiffe rücksichtslos kürzten. Nein, er durfte sich hier nicht fortgraulen lassen. Der Wind konnte leicht noch tagelang durchstehen, und wenn er da erst einmal nach Lee weggelaufen war, dann brauchte er Tage, um Schlag für Schlag zurückzukreuzen, Tage, bis er seine Beobachtung von Brest fortsetzen konnte.
    Die Fregatte war nun mit dem Rumpf schon über der Kimm, durchs Glas konnte er sie bis zur Wasserlinie betrachten. Sie war sehr groß, an der Bordwand entlang zählte er zwanzig gemalte Geschützpforten. Dazu kamen noch die Kanonen auf dem Achterdeck und auf der Back. Wahrscheinlich führte sie Achtzehnpfünder. Sie hatte also doppelt so viele Geschütze wie die Hotspur , und das Gewicht ihrer Breitseite war sogar viermal so groß. Die Geschütze waren allerdings nicht ausgerannt. Jetzt hob Hornblower das Glas abermals ans Auge, um sich die Takelage des Franzosen genauestens anzusehen. Er gab sich alle Mühe, wirklich zu erkennen, was es da zu entdecken gab - diesmal galt es, neben dem Verstand auch die Augen zu Rate zu ziehen. Eines stand fest: weder die Fockrah noch die Vormarsrah, weder die Großrah noch die Großmarsrah waren durch Kettenstropps gesichert. Wäre die Fregatte gefechtsklar gewesen, so hätte sie diese vorsorgliche Maßnahme bestimmt nicht unterlassen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher