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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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seiner Brust glitzerte ein Stern, sicher der Orden der neugebackenen Ehrenlegion, die Boney gegründet hatte. Hornblower fand wieder in die Wirklichkeit zurück. Er hatte als Gast mit der Ehrenbezeigung begonnen und mußte sie nun daher auch als erster beenden. Mit unterdrückter Stimme richtete er ein Wort an Bush. »Tambour - halt!« befahl Bush, und der lange Wirbel verstummte. Zugleich damit erstarb auch das Gezwitscher der Pfeifen, leider nicht so sauber und gleichmäßig, wie es Hornblower gewünscht hätte. Auf dem französischen Achterdeck hob ein Mann - wahrscheinlich der Tambourmajor - einen langen, mit Messingglocken behangenen Stab hoch über den Kopf und setzte ihn mit hartem Stoß an Deck. Sogleich begannen sechs Trommler mit einem langgedehnten, aufpeitschenden Wirbel, dann hallte Musik über das Wasser her, jenes unverständliche Durcheinander von Tönen, das für Hornblower von jeher ein Buch mit sieben Siegeln war. Im Takt hob und senkte sich dazu der Stab des Tambourmajors. Endlich verstummte die Musik mit einem letzten Trommelwirbel, Hornblower setzte seinen Hut wieder auf, und der französische Kommandant tat desgleichen. »Das Gewehr - über!« schrie der Feldwebel der Seesoldaten. »Alle Mann weggetreten!« rief Bush, dann wieder leiser: »Ruhe da! Haltet doch den Mund!«
    Die Männer waren in heller Aufregung und wollten natürlich sofort losschnattern, als es »Weggetreten« hieß - es hatte ja auch wirklich noch keiner jemals ein französisches Schiff passiert, ohne daß dabei die Geschütze sprachen. Aber Bush setzte jetzt alles daran, den Franzosen eine Hotspur vorzuführen, die nur von stoischen Helden besetzt war. Wise schwang sein spanisches Rohr und schaffte Ordnung, die Männer gingen ruhig auseinander, nur ein einziger, rasch unterdrückter Schrei störte dieses friedliche Schauspiel, als das spanische Rohr blitzschnell auf das Hinterteil eines frechen Burschen niedersauste. »Es war in der Tat die Loire , Sir«, sagte Bush. Sie hatten beide den Namen gesehen, der sich in vergoldeten Buchstaben aus dem Rankenwerk der Heckverzierung abhob. Hornblower fiel wieder ein, daß Bush ja immer noch nicht ahnte, woher er sein Wissen um dieses Schiff bezogen hatte. Für allwissend gehalten zu werden war nicht übel, selbst wenn man von Rechts wegen keinen Anspruch darauf erheben konnte.
    »Sie hatten recht, Sir, daß Sie nicht weggelaufen sind«, fuhr Bush fort.
    Warum war es nur so schwer zu ertragen, daß ihn Bush mit dem Ausdruck höchster Bewunderung ansah? Ja, der ahnte eben nichts von seinem klopfenden Herzen und von dem Schweiß, der ihm die Handflächen näßte.
    »Auf diese Art bekamen unsere Kerle einmal einen Franzosen aus der Nähe zu sehen«, meinte Hornblower, nur um etwas zu sagen. »Ja, diese Gelegenheit haben Sie ihnen verschafft, Sir«, sagte Bush zustimmend. »Mein Gort, ich hätte nie gedacht, daß ich diese Melodie einmal von Bord einer französischen Fregatte zu hören bekäme!«
    »Welche Melodie?« entfuhr es Hornblower unversehens. Im nächsten Augenblick ärgerte er sich wütend über sich selbst, daß er auf diese Art seine Unmusikalität verraten hatte.
    »Nun,›God save the King‹, Sir«, antwortete Bush in aller Harmlosigkeit. Glücklicherweise kam er gar nicht auf den Gedanken, daß jemand die Nationalhymne nicht zu erkennen vermochte. »Hätten wir Musik an Bord gehabt, dann hätten wir die Marseillaise spielen müssen.«
    »Gewiß«, sagte Hornblower lakonisch. Er fand es hoch an der Zeit, daß endlich etwas anderes zur Sprache kam. »Da, sehen Sie! Er birgt seine Bramsegel. Rasch! Zeiten Sie sein Manöver.
    Wir wollen doch sehen, wie es um die Seemannschaft dieser Burschen bestellt ist.«

6. Kapitel
    Heute wehte es hart, es herrschte ein ausgewachsener Zweireff-Sturm aus westlicher Richtung. Das unwahrscheinlich schöne Wetter der vergangenen Woche war zu Ende, und der Atlantik zeigte wieder sein gewöhnliches Gesicht. Die Hotspur lag unter dicht gerefften Marssegeln mit Backbord-Halsen hart am Wind und wühlte sich tapfer durch die schwere See. Sie bot ihren Backbordbug den gewaltigen Rollern dar, die unbehindert über die dreitausend Meilen Seeraum von Kanada bis Frankreich auf sie losgestürmt kamen. Sie holte über, sie hob den Bug, sie setzte ein und holte dann von neuem über. Der überaus starke Druck des Windes auf ihre Marssegel stützte sie so kräftig, daß sie sich kaum nach Luward neigte, sie holte nur immer wieder weit nach Steuerbord über,

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