Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
mathematischen Grundsätzen immer am besten in der Peilung, aus der der Wind kam, und eben- dort lag von der Loire aus gesehen die Hotspur . Die Loire , die nun, immer hart am Winde, den alten Kurs wieder aufnahm, war ihr inzwischen in der Windrichtung zwanzig bis dreißig Meter näher gerückt. Wenn sich dieser Gewinn von zwanzig bis dreißig Metern nur oft genug wiederholte und zu dem stetigen Vorteil der geringeren Abdrift hinzutrat, dann mußte sich in absehbarer Zeit die Lücke zwischen den beiden Schiffen schließen.
    Die drei Kieker senkten sich von den drei Augen, und Hornblower begegnete dem Blick seiner beiden Untergebenen.
    Sie erwarteten offenbar, daß er den nächsten Zug tat, um dieser häßlichen Lage auf irgendeine Art ein Ende zu machen.
    »Bitte lassen Sie›Alle Mann‹pfeifen, Mr. Bush. Ich will wenden.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Das war ein gefährliches Unterfangen. Wenn das Manöver mißlang, dann war die Hotspur verloren. Man brauchte nur anzunehmen, daß sie im Wind liegen blieb, wie damals unter Cargills Kommando, dann sackte sie minutenlang steuerlos nach Lee, während ihr die Loire rasch aufkam. Zudem war anzunehmen, daß dabei in diesem Sturm die Segel in Fetzen gingen, so daß das Schiff auch ohne schwerere Havarien hilflos dem Feind entgegentrieb. Das Manöver mußte also einwandfrei gelingen. Cargill hatte zufällig wieder die Wache, ihn hätte daher die Aufgabe getroffen. Auch Bush, auch Prowse hätte er damit betrauen können. Aber Hornblower hätte es nicht über sich gebracht, jemand anderen mit dieser Verantwortung zu belasten, er war es sich und seiner Besatzung schuldig, daß er unter diesen Umständen das Kommando selbst übernahm.
    »Ich werde das Schiff über Stag bringen, Mr. Cargill«, sagte er und legte sich damit unwiderruflich in der Verantwortung fest. Er trat ans Ruder und warf einen Blick in die Runde. Nein, er war alles andere als ruhig, sein Herz klopfte und doch - war es nicht seltsam? - fand er Freude an dieser Gefahr. Aber dann schlug er sich alles aus dem Kopf, was nichts mit dem Manöver zu tun hatte. Die Männer waren auf ihren Stationen, aller Augen ruhten auf ihm. Der Sturm pfiff ihm um die Ohren, er aber schien an Deck seines Schiffes Wurzel zu schlagen und beobachtete scharfen Blicks die anrollenden Seen. Jetzt war es soweit:
    »Achtung!« rief er den Männern am Ruder zu. »Luven!« Es dauerte eine Weile, bis die Hotspur darauf ansprach. Jetzt begann sie zu drehen.
    »Rhee!« rief Hornblower. Vorschoten und Buliens wurden bedient. Hornblower überwachte das Verhalten des Schiffes wie ein Tiger, der seine Beute beschleicht.
    »Klar bei Halsen und Schoten!« Und dann, zum Ruder gewandt: »Hart backbord.«
    Die Hotspur schoß schnell in den Wind.
    »Rund achtern!« Die Aufregung dieses Augenblicks hatte die ganze Besatzung erfaßt. Buliens und Brassen wurden losgeworfen, die Rahen schwenkten just in dem Augenblick schwerfällig herum, da die Hotspur mit dem Bug genau in den Wind zeigte. »Stütz, hart Steuerbord!« rief Hornblower dem Rudergänger zu. Die Hotspur drehte schnell und hatte noch so viel Fahrt, daß das Ruder den Dreh abfangen konnte, ehe sie zu weit abfiel. »Beim Wind überall!« Es war geschafft. Die Hotspur war auf dem anderen Bug, ohne einen Meter oder eine Sekunde mehr verloren zu haben als nötig war und hieb jetzt mit dem Steuerbordvorschiff in die schäumenden Seen. Aber Hornblower hatte keine Zeit, sich darüber zu freuen und erleichtert aufzuatmen, er eilte sofort nach Backbord achtern und richtete sein Glas auf die Loire . Sie wendete natürlich mit, denn die mathematische Theorie der Verfolgung nach Luv verlangte, daß der Verfolger gleichzeitig mit dem Verfolgten durch den Wind ging. In der Praxis hinkte das verfolgende Schiff natürlich immer ein bißchen nach, denn auf der Loire konnte man erst ahnen, daß die Hotspur durch den Wind gehen wollte, als deren Vormarssegel zu killen begann. Selbst wenn dann die Loire alle Mann bereits auf Stationen zum Wenden hatte, erlangte die Hotspur allein durch den verspäteten Beginn des Manövers an die zwei Minuten Vorsprung. Dazu kam, daß das größere Schiff weitaus langsamer durch den Wind ging. Das trat auch jetzt wieder deutlich in Erscheinung. Die Hotspur lag längst auf dem neuen Bug und wurde von kräftig ziehenden Segeln vorangetrieben, während die Loire noch immer mit losem Vormarssegel im Wind lag und drehte. Je länger sie zum Überstaggehen brauchte, desto weiter mußte sie bei

Weitere Kostenlose Bücher