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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Kursänderung, jede der allstündlichen Fahrtmessungen mit Uhrzeit eingetragen.
    Ausgehend vom letzten Abgangspunkt bei Ar Men konnten sie mit Hilfe dieser Aufzeichnungen den augenblicklichen Schiffsort errechnen oder besser gesagt gissen, d. h. schätzen.
    »Wir haben volle zwei Strich Abtrift«, sagte Prowse in bedrücktem Ton. Sein Gesicht schien länger und länger zu werden, während er dem am Kartentisch sitzenden Hornblower über die Schulter sah. »Ach woher, höchstens eineinhalb.
    Außerdem hat uns in den letzten zwei Stunden die Tide geholfen.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht, Sir«, sagte Prowse.
    »Wenn ich mich irren sollte«, sagte Hornblower und verschob dabei das Parallellineal, »dann müssen wir uns eben etwas Besseres einfallen lassen.«
    Mutlosigkeit ging ihm auf die Nerven, wenn er sie bei anderen erlebte, wußte er doch mehr davon, als ihm lieb war.
    »In zwei Stunden«, meinte Prowse, »hat uns der Franzose in Schußweite.«
    Hornblower musterte ihn mit einem starren Blick, der kein Ende nahm, bis Prowse endlich merkte, was er vergessen hatte, und seine Unterlassung durch ein schüchternes »Sir« wieder gutzumachen suchte. Hornblower ließ keine Lockerung der Disziplin durchgehen, auch in der ernstesten Lage nicht, da er nur zu genau wußte, wie verheerend sich solche Nachsicht auswirken konnte, auch wenn sich nicht sagen ließ, ob es für die Hotspur noch eine Zukunft gab, die solche Auswirkungen erlaubte. Als er seinen Zweck erreicht hatte, sah er keinen Anlaß mehr, noch ein Wort darüber zu verlieren.
    »Wie Sie sehen, haben wir genügend Luv, um an Ouessant vorüberzukommen«, sagte er mit einem Blick auf die mit Bleistift eingezeichnete Kurslinie.
    »Das könnte gelingen, Sir«, sagte Prowse. »Mit Leichtigkeit gelingt uns das«, versicherte Hornblower. »Mit Leichtigkeit würde ich nicht gerade sagen, Sir«, wandte Prowse ein.
    »Je dichter wir passieren, desto besser«, sagte Hornblower.
    »Aber das haben wir nicht in der Hand, denn wir können nicht riskieren, auch nur einen Zoll Höhe zu opfern.«
    Er hatte schon mehr als einmal überlegt, ob es nicht möglich war, Ouessant so dicht in Luv zu passieren, daß die leewärts stehende Loire nicht durchhalten konnte. Dann wäre die Hotspur ihre Verfolgerin losgeworden wie ein Wal, der eine Entenmuschel an einem Felsen abstreift. Das Ganze war ein geistreicher und obendrein lustiger Einfall, leider ließ er sich nur verwirklichen, wenn der Wind weiter stetig aus der augenblicklichen Richtung blies.
    »Selbst wenn wir Ouessant in Luv passieren«, gab Prowse zu bedenken, »kann ich mir nicht vorstellen, was uns das helfen soll. Bis dahin sind wir längst in Schußweite, Sir.«
    Hornblower knallte seinen Bleistift auf die Karte. Er hätte Prowse am liebsten ins Gesicht gesagt, ob er ihm etwa den Rat geben wolle, der Einfachheit halber gleich die Flagge niederzuholen, aber er besann sich eben noch zur rechten Zeit, daß ein Wort von »Übergabe«, selbst wenn es sarkastisch gemeint war, den Kriegsartikeln zuwiderlief. Für Prowse gab es noch eine andere Strafe. Er wollte ihm kein Wort von dem Plan verraten, der bei ihm allmählich fest Form gewann. Das hatte überdies den Vorteil, daß er sich nichts vergab, wenn seine Absicht fehlschlug und eine neue Art der Abwehr auszudenken war. »Warten wir ab«, sagte er kurz und erhob sich von seinem Stuhl, »Wir werden an Deck gebraucht, es ist Zeit, daß wir wieder wenden.« An Deck wehte es noch so hart wie immer, der Gischt flog in Wolken über das Schiff, in Lee stampfte die Loire gegenan und luvte ab und zu etwas auf, um den Zwischenraum zwischen ihr und der Hotspur wieder ein ganz klein wenig zu verringern. Die Wache arbeitete an den Pumpen, denn bei diesem Wetter mußte alle zwei Stunden eine halbe Stunde lang lenzgepumpt werden, um das Schiff von dem Seewasser zu befreien, das durch die arbeitenden Plankennähte hereindrang.
    »Mr. Poole, wir wollen über Stag gehen, sobald die Pumpen lenz schlagen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Irgendwo voraus lag Ouessant, die Stelle, wo er die Loire endgültig abschütteln wollte, aber bis dorthin mußte er mindestens noch zweimal wenden. Zweimal konnte es also noch geschehen, daß ihm ein böser Fehler unterlief, der ihn samt seiner Hotspur dem Gegner in die Hände spielte. Wie, wenn er über ein Hindernis vor seinen Füßen stolpern würde, nur weil sein Blick nach fernen Horizonten schweifte? Er zwang sich also, ganz bei der Sache zu sein, und führte auch

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