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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Gefangenschaft geraten. Aber der Friede von Amiens hatte ihnen allen wieder die Freiheit geschenkt.
    Hornblower kehrte Bush und Prowse den Rücken und versuchte, auf dem schrägen Deck auf und ab zu gehen, um zu überdenken, was sich aus dieser bösen Erfahrung ergab. Er war in einer höchst gefährlichen Lage, der schlimmsten, die ihm bisher begegnet war. Unerbittlich trieben Wind und See die Hotspur immer näher zur Loire . Selbst jetzt, während er versuchte, an Deck auf und ab zu schreiten, fühlte er, wie das Schiff aus dem Rhythmus seiner Stampfbewegung fiel und zitternd mit einem Ruck nach Lee geworfen wurde. Das kam von einem der sogenannten »wilden Brecher«, die durch ein ungewöhnliches Aufeinandertreffen von Wind und Strömung hervorgerufen wurden. So ein Brecher hieb wie ein Rammbock gegen die Luvbordwand der Hotspur , und diese Attacken wiederholten sich alle paar Sekunden. Sie stoppten natürlich die Fahrt des Schiffes und warfen es jedes Mal heftig nach Lee.
    Wohl setzten die gleichen wilden Brecher der Loire ebenfalls zu, aber ihr konnten sie nicht viel anhaben, weil sie wesentlich größer war. Im Verein mit allen anderen Naturkräften trugen also auch die wilden Brecher dazu bei, die Lücke zwischen den beiden Schiffen zu schließen.
    Wie, wenn er sich im weiteren Verlauf doch dazu gezwungen sah, einen Kampf auf nächste Entfernung durchzufechten? Nein, davon hatte er von früher her mehr als genug. Gewiß, sein Schiff und seine Besatzung waren in jeder Hinsicht in Ordnung, aber dieser Vorteil wurde bei dem herrschenden Seegang reichlich dadurch aufgehoben, daß die Loire ihrer Artillerie eine ruhigere Plattform bot. Das Geschoßgewicht einer Breitseite der Loire war viermal so groß als das entsprechende der Hotspur , ein Mißverhältnis, das ihm von vornherein jede Aussicht auf einen Sieg verbaute. Hornblower sah sich in diesem kritischen Augenblick schon in künftigen Werken der Seekriegsgeschichte verewigt. Womöglich hieß es da, er sei in diesem Kriege der erste britische Kommandant gewesen, der sein Leben im Kampf gegen die französische Flotte verlor. Welche Ehre! Trotz des eisigen Sturmes, der ihm um die Ohren pfiff, stieg ihm das Blut heiß in die Wangen, als er sich dieses Ende mit Schrecken vorstellte. Wie Macbeth nach seiner Untat sah er Greuel aller Art vor seinem inneren Auge vorüberziehen. Da war der Tod, das Ende, da war ein verstümmelter Körper, sein Körper, da waren Höllenqualen unter dem Messer des Chirurgen, da sah er sich ohne Beine in einem Rollstuhl, hilflos, in einer endlosen Folge schmerzlicher Tage von mitleidiger Hand umhergeschoben. Da war das Los der Kriegsgefangenschaft, er hatte es in Spanien ausgekostet, nur ein Wunder hatte ihn am Ende befreit. Der letzte Krieg hatte volle zehn Jahre gedauert, dieser mochte ebenso lange währen. Zehn Jahre in Gefangenschaft! Zehn Jahre, in deren Verlauf die Kameraden zu Ruhm und Ehren gelangten, Vermögen an Prisengeldern verdienten, während er sich hinter Gefängnismauern seelisch zerrieb und am Ende als kranker Sonderling nach Hause kam, von dem die anderen Menschen - seine Maria eingeschlossen - nichts mehr wissen wollten. Nein, lieber ein Ende mit Schrecken, lieber den Tod, als solch ein Schicksal. Auch einer Verstümmelung zog er den Tod vor, wenigstens - er gestand es sich rücksichtslos ein - solange er nicht ernstlich vor die Wahl gestellt war. Wäre es wirklich darauf angekommen, so hätte er sich wahrscheinlich dennoch anders entschieden - weil er nicht sterben wollte. Er versuchte sich einzureden, daß er den Tod durchaus nicht fürchtete, sondern nur schmerzlich bedauern würde, all das Interessante und Aufregende missen zu müssen, das das Leben noch für ihn bereithielt. Aber alsbald verzog er den Mund zu einem hämischen Grinsen über sich selbst, weil er innewurde, wie er sich durch allerlei Kniffe der schauerlichen Wahrheit verschloß, daß er ganz einfach Angst, Angst um sein Leben hatte.
    Schluß damit! Mit einem energischen Willensakt verjagte er die dummen Gedanken. Er war in Gefahr, das war nicht der Augenblick, sich törichten Skrupeln hinzugeben. Was die Lage von ihm verlangte, war Entschlußkraft und Erfindungsgeist. Als er Bushs und Prowses Blicken begegnete, versuchte er, sich nicht anmerken zu lassen, was ihm eben noch so zu schaffen machte.
    »Mr. Prowse«, sagte er, »bringen Sie mir doch bitte das Logbuch. Und dann wollen wir einen Blick auf die Karte werfen.« In der Logkladde war jede

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