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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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eröffnen, Sir«, sagte Bush, womit natürlich nicht der abziehende Prowse, sondern der Franzose gemeint war.
    »Einstweilen haben wir noch nicht viel Aussicht, es ihm heimzuzahlen, aber vielleicht später, auf dem anderen Bug, Sir.«
    Bush war immer für Kampf, auch wenn alles dagegen sprach.
    Er wußte nicht, daß Hornblower nicht mehr wenden wollte.
    »Kommt Zeit, kommt Rat«, sagte Hornblower.
    »Da! Er eröffnet das Feuer, Sir.«
    Hornblower fuhr herum und sah gerade noch, wie der Sturm die erste Qualmwolke verwehte, der sogleich weitere folgten.
    Sie alle huschten an der Bordwand der Loire entlang, es verging nicht einmal eine halbe Sekunde, bis der Wind die Kraft des Pulvers überwand, das sie aus den Rohren trieb. Das war alles.
    Von der Breitseite drang gegen den Wind kein Laut zu ihnen herüber, und auch Einschläge waren nicht zu entdecken.
    »Die Entfernung ist reichlich groß, Sir«, sagte Bush.
    »Gute Gelegenheit zum Geschützexerzieren«, meinte Hornblower.
    Durch das Glas sah er, wie die Geschützmündungen der Loire im Schiff verschwanden, als die Kanonen eingerammt wurden, um wieder geladen zu werden. Das ganze Geschehen dieser Augenblicke kam ihm seltsam unwirklich vor, die unhörbare Breitseite, die Vorstellung, daß die Hotspur unter Feuer war und daß er selbst schon im nächsten Augenblick von einem Zufallstreffer getötet werden konnte.
    »Er hofft wohl auf einen Glückstreffer, Sir«, sagte Bush und sprach damit wörtlich aus, was Hornblower im gleichen Augenblick dachte.
    Dadurch wurde das Erlebnis dieser Minuten nur noch seltsamer und unheimlicher.
    »Gewiß...« Hornblower mußte sich förmlich zwingen, dieses Wort auszusprechen. Es war plötzlich alles so anders, so vollkommen ungewohnt. Seine Stimme, die er gegen den Wind erhoben hatte, schien ihm aus weiter Ferne zu kommen.
    Wenn der Franzose gegen eine wüste Munitionsverschwendung kein Bedenken trug, dann konnte er natürlich auf diese Entfernung, die an der Grenze seiner Reichweite lag, Feuer eröffnen, um der Hotspur womöglich diesen oder jenen Schaden in der Takelage zuzufügen und sie auf solche Art zu lähmen. Hornblower konnte das alles sehr klar durchdenken, aber es war ihm dabei zumute, als wohnte er dem Erlebnis eines anderen nur als Zuschauer bei. Jetzt erschien Prowse wieder auf dem Achterdeck. »Wir kommen gute vier Meilen luvwärts frei von Land, Sir«, meldete er.
    Der von Luv über Deck stiebende Gischt hatte ihn genauso durchnäßt wie zuvor den Matrosen. Er warf einen Blick nach der Loire hinüber. »Abfallen dürfte nicht gut möglich sein, Sir«, meinte er. »Natürlich nicht«, sagte Hornblower. Ehe dieses Manöver nutzen konnte, ehe er hoffen durfte, die Loire so weit nach Lee mitzunehmen, daß sie wenden mußte, um nicht auf Grund zu geraten, hätte sie ihn längst in ein Gefecht auf nächste Entfernung verwickelt. »Wann haben wir das Land querab?.
    »In weniger als einer Stunde, vielleicht schon in einer halben.
    Es dürfte jeden Augenblick von Deck aus zu sehen sein.«
    »Richtig!« rief Bush. »Da ist es, Sir!«
    Jetzt entdeckte auch Hornblower in Lee voraus die dunkle Steilküste der Insel Ouessant. Diese, die Hotspur und die Loire bildeten ein Dreieck, das er jetzt deutlich vor Augen hatte.
    Damit war er in der Lage, den Zeitpunkt für die nächste Maßnahme zu bestimmen. Fürs erste mußte er noch eine ganze Weile weiter Kurs halten und eine Anzahl Breitseiten der Loire in Kauf nehmen, ob ihm das nun gefiel oder nicht - eine lächerliche Ausdrucksweise, denn wem konnte es schon gefallen, wenn man ihn unter Feuer nahm? Er richtete sein Glas auf das Land und beobachtete, wie sich seine Peilung langsam verschob. Als er einen Augenblick wegsah, flitzte plötzlich etwas Dunkles über den Rand seines Gesichtsfeldes. Er wußte nicht gleich, was das war, eine Wassersäule, dann eine Zehntelsekunde später und dreißig Meter weiter eine zweite verrieten es ihm: eine Kanonenkugel war von dem Kamm einer Woge abgesprungen und in den nächsten eingeschlagen.
    »Sie schießen hartnäckig weiter«, sagte Bush.
    Hornblower faßte die Loire gerade noch rechtzeitig ins Auge, um den nächsten Puff Pulverqualm aus ihrer Bordwand schießen zu sehen - die Kugel war nicht zu entdecken. Gleich darauf löste sich abermals eine Wolke von einem der Geschütze.
    »Es sieht aus«, sagte Hornblower, »als hätten sie einen Scharfschützen an Bord, der von einem Geschütz zum anderen läuft.« Wenn er sich so verhielt, dann mußte

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