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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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die Geschützpforten öffneten und die Kanonen ausrannten, gab es natürlich Lärm und Gepolter, dann aber wurde es geradezu unheimlich still. Vom Feuerwerker unten in der Pulverkammer bis zum Ausguck hoch oben im Vortopp war jedermann bereit und auf dem Posten, als die Hotspur mit der leichten Brise, die einen Strich achterlicher als querein kam, geräuschlos nach Süden glitt.
    »Ein Glas auf der Abendwache, Sir«, flüsterte Prowse und drehte das Stundenglas im Kartenhaus um. Vor einer Stunde hatte die Flut eingesetzt. Noch eine halbe Stunde, und der ganze Schwarm der Küstenfahrer, die südwärts unter den Batterien von Camaret Schutz gesucht hatten, mußte Anker auf gehen - nein, das war sogar jetzt in diesem Augenblick schon fällig, weil sie wohl bereits genügend Wasser unter dem Kiel hatten. Sicher pullten sie jetzt schon mit ihren langen Riemen oder warpten sich mühsam aus ihrem Schlupfwinkel heraus, um mit der Flut durch die gefährliche Toulinguet-Passage zu gelangen, die Huk zu runden und in den Goulet hineinzusegeln. Gewiß hofften sie mindestens die Fillettes zu erreichen, weil sie dort in Sicherheit waren. Wenn ihnen das Glück günstig war, trug sie die Flut sogar noch weiter, bis zur Reede von Brest, wo ihre Ladungen -
    Proviant, Tauwerk und Segeltuch - von der französischen Flotte mit so brennender Ungeduld erwartet wurden. Hornblower suchte sich vorzustellen, wie es jetzt nördlich des Goulet aussah, welch aufgeregte Geschäftigkeit gerade um den Petit Minou herrschen mochte. Dort hatte man die Bewegungen des Küstengeschwaders bestimmt genau verfolgt. An der französischen Küste hatten scharfe Augen die offenbar ungenügend getarnten Ansätze zum Sammeln der Streitkräfte beobachtet - ängstliche Gemüter mußten daraus sofort auf einen bevorstehenden schweren Schlag geschlossen haben. Vier Linienschiffe und zwei schwere Fregatten konnten auch ohne Verstärkung durch das Gros der Flotte ein Landungskorps von tausend Mann und mehr auf die Beine stellen. Wohl war die französische Infanterie und Artillerie an dieser Küste wahrscheinlich doppelt so stark, aber diese Truppen waren auf eine Strecke von über fünf Meilen auseinandergezogen und darum kaum in der Lage, einem kräftigen Angriff zu begegnen, den der Feind in dieser dunklen Nacht an unerwarteter Stelle ansetzte. Auch im Norden lag eine ganze Flotte von Küstenseglern, die unter den Batterien jenseits des Cap Saint Mathieu Schutz gefunden hatten. Hunderte von Meilen hatten sich diese kleinen Schiffe von Batterie zu Batterie geschlichen.
    Wochen waren darüber vergangen, und nun lagen sie überall in den kleinen Buchten und Flußmündungen versteckt und warteten auf eine günstige Gelegenheit, den letzten gefährlichsten Abschnitt ihrer Reise, den Durchbruch nach Brest, zu wagen. Die bedrohliche Annäherung des Küstengeschwaders regte sie bestimmt entsetzlich auf. Wer konnte wissen, ob die Briten nicht einen ihrer teuflischen Schläge im Sinne hatten: einen nächtlichen Überfall mit Booten, einen Angriff mit Brandern, mit Bombenfahrzeugen oder gar mit den sagenhaften neumodischen Raketen. Aber zumindest schaffte diese Konzentration der britischen Streitkräfte im Norden endlich im Süden Luft, das hatte der Semaphor auf Petit Minou gewiß längst festgestellt und gemeldet. Die Küstensegler hinter Camaret, fast alles sogenannte Chasse-Marees, »Gezeitenjäger«, hatten also endlich das Glück, mit der Flut durch die furchtbar gefährliche Toulinguet-Passage und weiter in den Goulet zu gelangen. Hornblower hoffte, nein, er war überzeugt, daß die Hotspur nicht gesehen worden war, als sie kehrtmachte, um dieses Schlupfloch zu stopfen. Sie hatte sechs Fuß, also nahe an zwei Meter weniger Tiefgang als eine Fregatte, kaum mehr als die großen Chasse-Marees. Wenn er sie nur mit Bedacht und doch draufgängerisch führte, dann konnte sie ganz unerwartet zwischen den Riffen und Untiefen von Toulinguet in Erscheinung treten.
    »Zwei Glasen, Sir«, flüsterte Prowse. Um diese Zeit setzte die Flut am stärksten - mit vier Meilen in der Stunde - landeinwärts, das Wasser stieg um volle zehn Meter und strömte durch die Toulinguet-Passage, um die Rochers de Conseil, die »Ratsfelsen«, herum in den Goulet hinein. Die Mannschaft benahm sich musterhaft, nur zweimal hatten ein paar »notorische Umtreiber« versucht, im Dunkeln ihre Mätzchen zu machen, waren aber augenblicklich durch die Maate zischend zurechtgewiesen worden.
    »Steuerbordseite

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