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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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vermieden wird.
    »Bitte, Sir, sagen Sie...« flehte Jones.
    Hornblowers Gedanken kehrten wieder in die enge Kammer zurück. »Die Order betrifft mich eigentlich nur persönlich«, sagte er, »aber, bitte - Sie können sie ruhig lesen.«
    Jones las das Schriftstück von Anfang bis zu Ende, wobei seine Lippen unaufhörlich in Bewegung waren. Am Schluß sah er Hornblower ratlos an.
    »Das Schiff bleibt also hier, Sir?« fragte er.
    »Selbstverständlich, die Atropos ist von diesem Augenblick an das Flaggschiff der Leichenparade«, sagte Hornblower. »Ich brauche sofort ein Boot mit Besatzung. Ja, und außerdem bitte ich Sie um ein Blatt Papier und eine Feder, damit ich meine Frau benachrichtigen kann.«
    »Aye, aye, Sir.«
    »Sehen Sie zu, daß ein guter, zuverlässiger Unteroffizier als Bootssteurer eingeteilt wird. Das Boot wird voraussichtlich viel an Land zu warten haben.«
    »Aye, aye, Sir. Es laufen uns ohnehin jeden Tag Leute weg.«
    Für ein Schiff, das hier auf der Themse lag, konnten die Desertionen natürlich zu einem ernsten Problem werden. Das Land war so nahe, daß man das Ufer leicht schwimmend erreichen konnte, auf dem Strom verkehrten zahllose Boote, und in nächster Nähe lag die riesige City von London, wo jeder flüchtige Seemann mühelos Unterschlupf fand. Ja, da war auch noch der heimliche Verkauf von Schnaps durch Boote, die von Land herüberkamen. Das und vieles andere hätte Hornblower jetzt brennend gern erkundet: Wie war die Besatzung der Atropos ; wie waren die Offiziere; in welchem Zustand befand sich das Schiff; welche Mängel hatte es? Er war jetzt volle zehn Minuten an Bord und wußte doch von dem, was ihn brennend interessierte, noch keinen Deut mehr als gestern um diese Zeit.
    Aber es war nicht zu ändern, für den Augenblick mußte er seinen Wissensdrang noch zügeln; einstweilen konnten die Fragen, die ihm die allerwichtigsten schienen, höchstens nebenbei behandelt werden, wenn ihm sein seltsames neues Amt dafür einen Augenblick der Muße gewährte.
    Schon die Frage nach der Ausstattung seiner Kajüte nahm ihn wahrscheinlich mehr in Anspruch, als er sich jetzt leisten konnte. Hornblower wußte aus der Zeitung, die er gestern gelesen hatte, daß die Leiche Lord Nelsons bereits im Nore eingetroffen war und mit dem nächsten günstigen Wind nach Greenwich heraufgebracht würde. Die Zeit drängte also, dabei galt es zweifellos, noch Hunderte von Befehlen auszuschreiben und Anordnungen zu treffen.
    So war denn der Schritt in eine neue Welt getan. Hätte Hornblower tausendmal raten dürfen, welche Aufgabe ihm die Order zuweisen könnte - auf diese wäre er nicht gekommen.
    Wenn sie nicht so ernst wäre, mußte man eigentlich darüber lachen - ach was, lachen konnte man auf alle Fälle, und so tat er es denn auch. Nach einem Augenblick der Überraschung hielt es Mr. Jones für das beste, dem Beispiel seines Vorgesetzten zu folgen, und er lachte pflichtschuldigst mit.

4. Kapitel
    »Schwarze Kniehosen?« fragte Hornblower fassungslos.
    »Natürlich, schwarze Kniehosen, schwarze Strümpfe und Trauerflore«, erklärte Mr. Pallender feierlich.
    Der alte Herr war um den Scheitel bereits vollständig kahl, dennoch trug er den verbliebenen Kranz weißer Haare lang, sie waren im Nacken zu einem dicken kurzen Zopf geflochten, der von einer schwarzen Schleife zusammengehalten wurde. Er hatte wasserblaue Augen, die infolge seines hohen Alters ständig tränten, und eine lange, scharfgeschnittene Nase, an deren rötlicher Spitze hier in diesem kalten Zimmer - oder vielleicht sogar stets - ein kleines Tröpfchen hing. Hornblower machte auf dem Blatt Papier, das vor ihm lag, eine Notiz über die schwarzen Hosen und Strümpfe und die Trauerflore. Dabei ging ihm durch den Kopf, daß er diese Dinge selbst beschaffen mußte, und er fragte sich, wo er das Geld dazu hernehmen sollte.
    »Es wäre das beste«, fuhr Mr. Fallender fort, »wenn der Kondukt um die Mittagszeit durch die City käme. Dann hätte die Bevölkerung reichlich Zeit, sich anzustellen, und in den Kontoren erlitte die Vormittagsarbeit keine Unterbrechung.«
    »Das kann ich aber nicht versprechen«, sagte Hornblower.
    »Es hängt ganz von der Tide ab.«
    »Was bedeutet hier die Tide, Kapitän Hornblower? Sie müssen sich vor Augen halten, daß der Königliche Hof, vor allem Seine Majestät der König selbst, an dieser Feierlichkeit das größte Interesse nimmt.«
    »Nichtsdestoweniger ist ihre Durchführung notwendig an die Gezeiten

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