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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Galauniform und musterte die beiden Offiziere unter seinen buschigen weißen Brauen hervor mit einem durchdringenden Blick. Es war St. Vincent. Hornblower fuhr grüßend mit der Hand an den Hut und tat damit Bracegirdle kund, daß sein Chef hinter ihm stand.
    »Was tut dem jungen Mann hier so leid, Hornblower?« fragte St. Vincent. Hornblower legte ihm so kurz wie möglich sein Anliegen dar und stolperte dabei nicht einmal über die Anrede Mylord.
    »Ich freue mich, daß Mr. Bracegirdle meinen Befehl gewissenhaft befolgt hat«, sagte St. Vincent, »denn sonst könnten wir uns in der Admiralität vor Neugierigen nicht retten.
    Aber Sie, Kapitän Hornblower, haben hiermit meine persönliche Erlaubnis, die Wachen zu passieren.«
    »Besten Dank, Mylord. Ich bin Ihnen dafür sehr verbunden.«
    St. Vincent war schon im Begriff, seinen Weg mit humpelnden Schritten fortzusetzen, als ihm plötzlich noch etwas einfiel. Er musterte Hornblower mit einem besonders durchdringenden Blick.
    »Sind Sie eigentlich schon einmal Seiner Majestät vorgestellt worden, junger Hornblower?«
    »Nein, Sir - Mylord.«
    »Dann wäre es an der Zeit. Jeder Offizier sollte dem König seine Reverenz erweisen. Ich werde Sie mitnehmen.«
    Hornblower dachte an seine Frau, an sein Neugeborenes, an sein Schiff in Deptford und an seine nasse Uniform, die noch tadellos auf Glanz gebracht werden mußte, bevor er bei Hof erscheinen konnte. Er dachte an die Reichen, die Großen, die Mächtigen, die an Höfen zu verkehren pflegten, und wußte von vornherein, daß er dort fehl am Platz war und daß ihm jede Minute eine Qual sein würde, die er in diesen Kreisen zubringen mußte. Vielleicht gab es eine Ausrede, die ihm erlaubte, sich darum zu drücken. Und doch, es war einmal etwas ganz Neues, ein nie erlebtes Abenteuer. Die unguten Vorstellungen, denen er sich hingegeben hatte, forderten ihn jetzt erst recht dazu heraus, sich in dieses Erlebnis hineinzustürzen. Nun grade! Er wollte auch in dieser Lage bestehen.
    »Gehorsamsten Dank, Mylord«, sagte er und suchte krampfhaft nach Worten, um diese Einladung gebührend zu würdigen. »Es wird mir eine hohe Ehre sein, ich fühle mich Ihnen tief dafür verbunden.«
    »Also abgemacht. Heute haben wir Montag, nicht wahr? Das Lever ist am Mittwoch, ich nehme Sie in meinem Wagen mit.
    Finden Sie sich also um neun Uhr hier ein.«
    »Aye, aye, Sir - Mylord.«
    »Mr. Bracegirdle, lassen Sie Kapitän Hornblower passieren«, sagte St. Vincent und stelzte davon.
    Bracegirdle führte Hornblower in den Raum, wo Nelsons Sarg auf seinen Schrägen stand, und richtig, am Fußende hing immer noch seine Uhr. Aufatmend hakte Hornblower sie los und folgte Bracegirdle zum Ausgang. Dort blieb er stehen und reichte dem Flaggleutnant zum Abschied die Hand. Bracegirdle schien einen Augenblick zu zögern und sah ihn mit fragendem Ausdruck an.
    »Also, nicht wahr, übermorgen, Sir«, sagte er, »um zwei Glasen auf der Vormittagswache.« Dabei hatte er das›Vormittag‹kaum merklich betont.
    »Ja, ich freue mich, Sie dann wiederzusehen«, antwortete Hornblower.
    Seine Pflichten warteten auf ihn; er wandte sich zum Gehen und eilte zur Whitehall-Treppe zurück. Unterwegs überlegte er schon, was an den nächsten beiden Tagen noch alles zu tun war, und dabei überkam ihn wieder das leise Unbehagen von vorhin.
    Bracegirdle hatte ihm eben noch eine kleine Extrasorge erspart - spätestens morgen hätte er sich mit bösen Zweifeln abgequält, ob seine Verabredung mit St. Vincent für den Morgen oder den Abend galt.
    An der Treppe lief schon volle Ebbe, an beiden Ufern des Stroms zeigten sich breite Streifen Schlick. Drüben an der Lambeth-Brücke lag das Leichenschiff. Horrocks und seine Leute waren dabei, eine Persenning über das Leck zu holen. Die anderen Boote, die an dem Zug teilgenommen hatten, lagen einzeln und zu mehreren hier und dort verstreut, und Hornblower entdeckte zu seiner Freude seine Gig, die grade unter ihm längsseit am Fuß der Treppe lag. Er kletterte sofort hinein, griff nach seinem Megaphon und begann nun mit der Auflösung des Zuges entsprechend dem in seinen Befehlen niedergelegten Plan. Es wehte noch genauso frisch wie zuvor, da aber der Strom inzwischen gekentert war, hatte der Seegang wesentlich nachgelassen. Die einzige Schwierigkeit boten jetzt die vielen kleinen Fahrzeuge mit Neugierigen, die nun den Fluß bevölkerten, um die geschmückten Staatsbarken aus nächster Nähe zu besichtigen. Ratsherren und

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