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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Maria betraf, auch nicht. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als in seiner eiskalten Hose dort stehenzubleiben, wo er stand.

5. Kapitel
    Dem Posten vor der Admiralität war alles andere als wohl zumute, aber er blieb standhaft.
    »Verzeihung, Sir, ich habe strikten Befehl, niemand einzulassen, nicht einmal einen Admiral.«
    »Dann holen Sie den wachhabenden Unteroffizier.«
    Der Unteroffizier ließ sich wenigstens herbei, Hornblower anzuhören, aber dann meinte er doch:
    »Wir haben ausdrücklichen Befehl, Sir. Ich kann es leider nicht riskieren, das werden Sie verstehen, Sir.«
    Sicherlich war kein Maat davon erbaut, einem Kapitän einen Wunsch abschlagen zu müssen, auch wenn dieser Kapitän erst ein Dienstalter von weniger als drei Jahren besaß.
    Hornblower erkannte von weitem einen Leutnant, der, den Hut auf dem Kopf, im Hintergrund des Torweges vorüberging.
    »Bracegirdle«, rief er ihn an.
    Bracegirdle war mit ihm auf der alten Indefatigable Fähnrich gewesen, sie hatten zusammen mehr als ein tolles Abenteuer erlebt. Jetzt trug er die Uniform eines Leutnants mit Adjutantenschnüren, die ihn als Angehörigen eines Stabes auswiesen.
    »Guten Tag, Sir«, sagte er und trat näher.
    Sie schüttelten einander die Hand und musterten einander, wie es unter Männern üblich ist, die sich nach langen Kriegsjahren unverhofft wiedersehen. Hornblower erzählte dem anderen von seiner Uhr und bat um die Erlaubnis, sie herausholen zu dürfen.
    Bracegirdle pfiff bedauernd durch die Zähne.
    »Das ist ein schwieriger Fall«, sagte er. »Hätte hier ein anderer zu sagen als ausgerechnet der alte Jervie, so würde ich es auf mich nehmen. Aber hier handelt es sich um seinen höchst persönlichen Befehl, und ich habe keine Lust, mir für den Rest meines Lebens mein Brot am Straßenrand erbetteln zu müssen.«
    Jervie, das war der Admiral Lord St. Vincent, der erst neuerdings zum Ersten Lord der Admiralität ernannt worden war. Früher hieß er Sir John Jervis und war ein Mann, über dessen eiserne Strenge man in der ganzen Navy flüsternd die Köpfe zusammensteckte.
    »Sie sind wohl sein Flaggleutnant?«
    »Ja«, sagte Bracegirdle, »Gott sei's geklagt. Ich wüßte mir jedenfalls einen bequemeren Posten. Glauben Sie mir, das Kommando über eine Pulverhulk mitten im höllischen Feuer wäre mir immer noch zehnmal lieber als dieser Betrieb hier.
    Aber ich brauche schließlich nur abzuwarten. Wenn ich die Sklaverei bei Jervie überstanden habe, wird das ohnehin das einzige sein, was für mich noch in Frage kommt.«
    »Dann kann ich meiner Uhr wohl Lebewohl sagen«, bemerkte Hornblower.
    »Ja, sogar ohne Abschiedskuß«, sagte Bracegirdle. »Aber wenn Sie in späteren Jahren einmal die Krypta von St. Paul besuchen und dort vor dem Grabmal unseres Helden stehen, dann werden Sie sich bestimmt mit freudiger Genugtuung daran erinnern, daß Ihre Uhr dort bei ihm ruht.«
    »Ihre witzige Bemerkung scheint mir recht unangebracht«, gab Hornblower wütend zurück. »Sie haben wohl vergessen, daß zwischen uns ein Rangunterschied besteht, der Ihnen als dem Jüngeren doch ein gewisses Mindestmaß an Ehrerbietung abnötigen sollte.«
    Hornblower war müde und gereizt. Kaum waren ihm die bösen Worte entfahren, da ärgerte er sich heftig über sich selbst und seine Unbeherrschtheit. Er mochte nämlich Bracegirdle gern leiden. Gemeinsam durchstandene Gefahren und die Erinnerung an manches lustige Geplänkel in fernen Fähnrichstagen waren ein Band, das nicht so leicht zerriß. Es gehörte sich ganz einfach nicht, seinen höheren Dienstgrad, den er letzten Endes nur dem Glück zu verdanken hatte, auf so verletzende Art gegen Bracegirdle auszuspielen, wie er das eben getan hatte, nur weil er das Bedürfnis fühlte, seinen Ärger abzureagieren. Bracegirdle nahm sofort Haltung an.
    »Ich bitte Sie sehr um Verzeihung, Sir«, sagte er, »daß ich mich so gehenließ, und hoffe, daß Sie mir meine Respektlosigkeit nicht nachtragen.«
    Die beiden Offiziere blickten einander sekundenlang stumm in die Augen, ehe Bracegirdles Haltung sich wieder lockerte.
    »Ich habe bis jetzt noch nicht zum Ausdruck gebracht, wie sehr ich den Verlust Ihrer Uhr bedauere, Sir«, sagte er. »Am schlimmsten ist, daß ich Ihnen nicht helfen konnte, das tut mir wirklich aufrichtig leid, Sir.«
    Hornblower war gerade im Begriff, ein paar versöhnliche Worte zu sagen, als hinter Bracegirdle eine zweite Gestalt auftauchte. Der große, ungeschlachte Mann trug noch seine goldgestickte

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