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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zuschauende Menge davon hielt, daß auf dem Schiff mit dem Toten an Bord während des Trauerzuges geöst wurde. Jeder Seemann, der es sah, mußte sich bei dem herrschenden rauhen Wetter sagen, daß so etwas nötig werden konnte, und dachte darum noch längst nicht an ein Leck. Sie bahnten sich auch um die neue Biegung mühsam ihren Weg; ein paar endlose Minuten lang sah es fast so aus, als kämen sie überhaupt nicht mehr von der Stelle, trotz aller Kraftanstrengung schienen die Ruderer ihre Riemen wirkungslos durchs Wasser zu holen. Aber als die Bö vorüber war, wurde es wieder ein bißchen flauer, und schon ging es wieder voran.
    »Können Sie das Leck nicht stopfen, Mr. Horrocks?«
    »Wird schwierig sein, Sir«, sagte Horrocks und steckte die Nase wieder zum Vorhang heraus. »Eine ganze Planke ist eingedrückt. Die Holznägel an den Enden halten grade noch.
    Wenn ich die Dichtung etwas zu hart hineinschlage, dann könnte...«
    »Gut, Ösen Sie weiter!«
    Jetzt noch ans Ufer steuern? Irgendwo längsseit gehen, zum Beispiel dort am Tower? Die Stelle wäre nicht schlecht. Nein, nicht um alles in der Welt. Jetzt gab es nur noch eins: Ösen, Ösen, Ösen - und einen Kurs steuern, der es erlaubte, sowohl den Flutstrom als auch den Windschutz der zu luward liegenden Schiffe so gut es ging zu nutzen. Diese Aufgabe war nicht so ganz einfach zu lösen und nahm Hornblower von nun an voll in Anspruch. Fand er eine Sekunde Zeit sich umzusehen, dann fiel sein Blick auf die ungezählten Tausende, die die Ufer säumten.
    Nahm er sich eine Sekunde Zeit - mein Gott, er hatte ja Maria ganz vergessen, Maria, die in ihren Wehen lag, als er sie verließ.
    Vielleicht - wahrscheinlich - war das Kind jetzt schon geboren.
    Vielleicht - vielleicht - nein, daran konnte, daran durfte er nicht denken. Näher kam die London Bridge mit ihren enggestellten Jochen und häßlichen Strudeln und Wirbeln dahinter. Von seinen vor zwei Tagen unternommenen Versuchsfahrten her wußte er, daß die Riemen für die schmalen Durchlässe zu weit nach beiden Seiten ragten. Man mußte sie einnehmen, und zwar genau im richtigen Augenblick, nicht zu früh und nicht zu spät.
    Glücklicherweise nahm die massige Brücke wenigstens dem Wind seine größte Kraft. Er legte Ruder, um die Durchfahrt richtig anzulaufen, und steuerte dann genau und senkrecht auf ihre Öffnung zu.
    »Pull aus, jetzt!« feuerte er seine Bootsgäste an, und die Barke rauschte, getrieben durch die Flut und den vermehrten Kraftaufwand der Männer, mit erhöhter Fahrt auf die Brücke zu.
    »Riemen ein!«
    Gott sei Dank, das hatte geklappt. Sie schossen in den Brückenbogen hinein, und hier erwartete sie der Wind, der mit doppelter Kraft durch die enge Öffnung pfiff. Aber die Fahrt, die sie hatten, trug sie dennoch vorwärts. Hornblower schätzte nach Augenmaß, ob sie ausreichte. Da, jetzt schor der Bug aus und wurde vom Wirbel hinter der Brücke herumgezogen; aber dann waren sie auch schon klar vor den Pfeilern, wiewohl er sich selbst noch unter dem Bogen befand.
    »Riemen bei! Ruder an!« brüllte er - hier unter der Brücke hatte er keine Bedenken, seine gesetzte Würde ganz fallenzulassen.
    Mit einem Ruck kamen die Riemen heraus, sie knirschten in den Dollen. Der Wirbel suchte das Schiff zu drehen, die Riemen zogen es voran - schon war wieder Steuer im Schiff -, sie waren durch, der Wirbel blieb zurück.
    Guß um Guß flog indessen das Wasser durch die Vorhänge über Bord und netzte dabei immer von neuem seine triefende Hose; aber trotz der ansehnlichen Menge, die so herausgeschafft wurde, wollte ihm das Benehmen der Barke immer weniger gefallen. Ihre Bewegungen wurden so träge und unbeholfen - das sicherste Zeichen, daß das Wasser im Kielraum bedenklich zunahm und der kritische Augenblick immer näher rückte.
    »Pull aus! Nicht nachlassen!« rief er den Ruderern zu, dann wandte er den Kopf und sah, wie die zweite Staatsbarke mit den Hauptleidtragenden an Bord eben unter der Brücke hervorkam.
    Hinter der nächsten Biegung erschienen endlich die Kirchen am Strand, kein Schiffbrüchiger hatte wohl je das rettende Segel mit solcher Freude begrüßt.
    »Das Wasser reicht beinahe bis an die Duchten, Sir«, meldete Horrocks.
    »Ach was, Ösen Sie, Ösen Sie!«
    Somerset House! Jetzt noch eine Biegung, eine leichte nur, und sie waren an der Whitehall-Treppe angelangt. Hornblower kannte natürlich die Befehle, die er selbst für den Leichenzug gegeben hatte, sie waren im Einvernehmen mit Mr.

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