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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Fallender ausgearbeitet worden.
    Die Staatsbarke mit dem Sarg sollte auf der anderen Seite, am Surrey Ufer, so lange warten, bis die nächsten sechs Boote der Reihe nach an der Treppe angelegt und ihre Passagiere ausgeschifft hatten. Erst wenn sich diese in der festgelegten Ordnung aufgestellt hatten, auf keinen Fall eher, durfte er mit seinem Fahrzeug zur feierlichen Ausschiffung des Sarges längsseit kommen. Wenn ihm aber das Wasser schon bis an die Duchten stand, wenn ihm seine Barke unter den Füßen wegzusacken drohte, dann war das eben nicht zu machen. Er wandte sich um, sein Blick suchte Smiley, der am Heck der zweiten Barke stand. Smiley hielt den Kopf gesenkt, wie das die Vorschrift wollte, aber zum Glück sah ihn der Bootssteurer und stieß Smiley an, um ihn aufmerksam zu machen. Hornblower hob den Arm, um ihn anzuhalten, und unterstrich dieses Signal noch durch eine zurückschiebende Bewegung. Er mußte sein Zeichen mehrmals wiederholen, bis Smiley endlich begriff und ihm dies durch Kopfnicken kundtat. Nun legte Hornblower das Ruder nach Steuerbord, die Barke folgte träge und kroch nun dem Ufer zu. Sollte er wenden? Nein, bei diesem Wind war es besser, mit dem Bug stromaufwärts anzulegen, zumal die Flut schon fast zum Stillstand gekommen war. Hornblower legte das Ruder mittschiffs, schätzte sorgfältig die Entfernung und näherte sich langsam der Treppe.
    »Auf Riemen!«
    Gott sei Dank, sie waren längsseit. Hier stand ein Herold im roten Wappenrock und neben ihm der Seeoffizier, der die Ehrenwache kommandierte. »Sir«, protestierte der Herold so stürmisch, wie es die obligate Trauermiene zuließ, »Sie haben die befohlene Ordnung umgestoßen - Sie...«
    »Halten Sie doch den Mund«, zischte ihn Hornblower an; dann wandte er sich an den Seeoffizier: »Schaffen Sie den Sarg so schnell wie möglich an Land.«
    Sie handelten so rasch, wie es die Würde des Augenblicks irgend erlaubte. Hornblower stand mit gebeugtem Kopf, den Säbel umgekehrt unterm Arm, dabei und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er unter gesenkten Brauen hervor beobachtete, wie sich die Barke merklich hob, sobald sie von der schweren Last des Sarges befreit war. Den Kopf immer noch vornübergebeugt, stieß er seine Befehle hervor:
    »Mr. Horrocks, bringen Sie die Barke sofort an die Brücke dort gegenüber. Machen Sie rasch! Besorgen Sie eine Persenning und holen Sie sie über das Leck. Sehen Sie zu, daß Sie das Boot dicht bekommen, dann Ösen Sie es aus. Und jetzt machen Sie hier Platz.«
    Die Barke entfernte sich langsam von der Treppe. Hornblower konnte jetzt sehen, daß Horrocks nicht übertrieben hatte, als er sagte, das Wasser stünde bis an die Duchten. Smiley brachte die Barke der Leidtragenden sauber längsseit, Hornblower trat beiseite und erinnerte sich dabei im letzten Augenblick an die vorgeschriebenen kleinen Schritte. Einer nach dem anderen stiegen sie an Land: Sir Peter Parker, dem Blackwood die Schleppe trug, Cornwallis, St. Vincent. St. Vincent humpelte mühsam auf gichtischen Füßen, altersmüde, runde Schultern trugen sein in Trauer geneigtes Haupt. Er konnte es offenbar kaum erwarten, seinen Zorn loszuwerden. Kaum daß er die Treppe betreten hatte, schnauzte er Hornblower aus dem Mundwinkel an:
    »Wohl ganz des Teufels geworden, Hornblower?« fragte er.
    »Haben Sie denn Ihre eigenen Befehle nicht gelesen?«
    Hornblower tat einige Schritte - natürlich kurze und langsame - auf ihn zu. »Das Boot ist leckgesprungen, Sir - Verzeihung, Mylord«, sagte er ebenfalls halblaut aus dem Mundwinkel. »Es lief voll und war bereits nahe am Sinken. Ich durfte keine Zeit verlieren.«
    »Ha!« sagte St. Vincent. »Also schön. Machen Sie eine entsprechende Meldung.«
    »Danke, Mylord«, sagte Hornblower.
    Er blieb mit gebeugtem Haupt und gesenktem Säbel stehen und ließ die anderen Leidtragenden an sich vorüberziehen. Das war sozusagen Zeremoniell aus dem Stegreif, aber es tat in diesem Notfall seinen Dienst. Hornblower versuchte so still zu stehen wie eine Statue, obwohl er noch keine Statue gesehen hatte, die eine klatschnasse Hose trug. Fast wäre er sichtbar zusammengefahren, als ihm jetzt wieder seine Maria einfiel. Er hätte nur zu gern gewußt, wie es um sie stand. Noch schwerer war es, den zweiten Schreck zu unterdrücken, der ihn befiel.
    Seine Uhr! Die baumelte noch an dem Sarg, der jetzt eben in dem bereitstehenden Leichenwagen verschwand. Nun ja, im Augenblick war da wohl nichts zu machen - und was

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