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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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weiße Hose, die Knöpfe an seinem gut sitzenden Rock funkelten im Sonnenschein, und der Kieker, den er unter dem Arm trug, war ein strahlendes Wunder aus poliertem Messing. Hornblower sagte sich, daß es bestimmt für einen Leutnant alles andere als einfach war, auf so einem, durch den Admiral und seinen Stab besonders beengten Schiff immer in so tadellosem Anzug aufzutreten. Eine Stellung an Bord eines Flaggschiffs mochte ein Sprungbrett zu rascher Beförderung sein, aber zwischen den Rosen, auf denen man hier gebettet lag, stak eben doch so mancher spitze Dorn. Flaggkapitän Rotherham - Hornblower kannte seinen Namen aus hundert Zeitungsberichten über die Schlacht bei Trafalgar - und der Flaggleutnant kamen ihm beide in ebenso eleganter Uniform entgegen.
    »Seine Lordschaft erwartet Sie unter Deck, Sir«, sagte der Flaggleutnant, »wollen Sie mir, bitte, folgen.«
    In der großen Kajüte schüttelte ihm Collingwood zur Begrüßung die Hand. Er war hochgewachsen und hielt sich etwas gebeugt; um seine Lippen spielte ein freundliches Lächeln. Voll Spannung griff er sogleich nach den Paketen, die ihm Hornblower reichte, und las mit einem raschen Blick die Überschriften. Eins behielt er in der Hand, die anderen gab er seinem Schreiber. Erst als er im Begriff war, das Siegel zu erbrechen, erinnerte er sich seiner Pflicht gegen den Gast.
    »Nehmen Sie doch, bitte, Platz, Kapitän. Harkness, ein Glas Madeira für Kapitän Hornblower, sonst hätte ich noch einen Marsala, der wirklich zu empfehlen ist. Und jetzt wollen Sie mich, bitte, einen Augenblick entschuldigen. Ich kann wohl auf Ihr Verständnis rechnen, wenn ich Ihnen sage, daß diese Briefe von meiner Frau kommen.«
    Hornblower sank in einen weichen Polstersessel, unter seinen Füßen lag ein dicker Teppich. An den Schotten hingen ein paar Bilder in silbernen Rahmen, silberne Lampen pendelten an silbernen Ketten unter den Decksbalken. Während Collingwood eifrig seine Briefe las, sah Hornblower sich ein wenig um und malte sich im stillen aus, wie all dieses Zeug in größter Hast weggestaut wurde, wenn die Ocean zum Gefecht klarmachte.
    Am meisten aber fesselten ihn zwei lange hölzerne Kästen, die ihren Platz vor den großen Heckfenstern hatten. Sie waren mit Erde gefüllt, und darin blühten eine Menge wunderbarer Hyazinthen und Narzissen, deren Duft so stark war, daß ihn Hornblower auf seinem Platz noch wahrnehmen konnte. Hier auf See ging von diesen Blumen ein besonderer Zauber aus.
    »Ja, dieses Jahr sind meine Zwiebeln schön aufgegangen«, sagte Collingwood, der inzwischen seine Briefe in die Tasche gesteckt hatte und Hornblowers Blick gefolgt war. Jetzt ging er hin, hob mit behutsamer Hand eine Narzissenblüte und blickte in ihren offenen Kelch. »Sie sind schön, nicht wahr? Bald blühen die Narzissen auch in England - vielleicht ist es mir vergönnt, eines Tages einmal wieder dabei zu sein. Einstweilen muß ich mit diesen hier vorliebnehmen - seit drei Jahren habe ich keinen Fuß mehr an Land gesetzt.«
    Ja, Flottenchefs mochten zu Adelstiteln und hohen Pensionen kommen, aber ihre Kinder wuchsen heran, ohne den Vater zu kennen. Collingwood hatte in hundert Schlachten auf seinem von Kugeln zersplitterten Deck dem Feinde standgehalten, aber das war es nicht, was Hornblower durch den Kopf ging, als er ihn so gedankenvoll lächeln sah - er mußte an die übermenschliche Aufgabe denken, dreißigtausend ungebärdige Seeleute in Zucht und guter Verfassung zu halten, an die Kriegsgerichtsurteile, die zu bestätigen waren, an den nie endenden Kampf um Wasser und Proviant und die ewige Sorge um die Konvois und alles, was die Blockade anging.
    »Wollen Sie mir die Freude machen, beim Dinner mein Gast zu sein?« fragte Collingwood.
    »Es wird mir eine besondere Ehre sein, Mylord.«
    Hornblower tat sich etwas darauf zugute, daß ihm diese Floskel so glatt über die Lippen gekommen war, ohne daß er erst verlegen nach Worten suchen mußte.
    »Das ist ausgezeichnet. Dann können Sie mir gleich allen möglichen Klatsch aus der Heimat erzählen. Ich fürchte nämlich, daß sich nicht so bald wieder eine Gelegenheit dazu bieten wird, weil die Atropos die Flotte gleich wieder verlassen soll.«
    »Wirklich, Mylord?«
    Hornblowers Spannung erreichte ihren Höhepunkt, denn nun mußte sich die Zukunft endlich entschleiern. Aber er durfte sich seine Erregung natürlich nicht anmerken lassen. Mehr zu zeigen, als das temperierte Interesse eines Mannes, der tatkräftig an jede

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